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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen
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nicht sonderlich. Wirklich wundervolles Haar. Der Zopf reichte ihr bis auf ihren ebenso kess wie vollkommen gerundeten Po hinunter. Als ihm bewusst wurde, was er da bestaunte, wandte er abrupt den Blick ab. Was zum Teufel war bloß mit ihm los?
    »Papa!«, kreischte der kleine Chad.
    Das Kind stürzte sich in die Arme seines Vaters, der den jungen immer wieder in die Luft emporhob. Dann setzte er Chad wieder auf den Boden und tätschelte dem Kleinen den Kopf. »Und – wie war das Essen, mein Sohn?« Er ließ sich in die Hocke nieder.
    »Jane und ich, wir haben ein Spiel gemacht«, rief Chad begeistert. »Ich war der Lord, und sie war meine Lady. Da drüben ist unsere Bibliothek. Möchtest du nicht hereinkommen?«
    Der Earl wusste ganz genau, wie er mit seinem Sohn umzugehen hatte. Er hatte dem Kleinen bereits das Reiten, Fischen, das jagen und das Spurenlesen beigebracht. Genau wie Derek es ihn selbst einst gelehrt hatte. Doch jetzt fühlte er sich unbehaglich, während Chad an seiner Hand zog und ihn unbedingt in die »Bibliothek« führen wollte. Er spürte, wie das Blut ihm in den Kopf stieg. »Vielleicht später«, sagte er und tätschelte wieder den Kopf des jungen. Chad schien gar nicht enttäuscht. Er blickte voll Bewunderung zu seinem Vater auf.
    Nick und Jane sahen sich in die Augen. Ein zärtlicher, überraschter, neugieriger Blick. Janes Wangen waren gerötet. Ihr offenkundiges Interesse war ihm unangenehm, deshalb sah er sie mit einem beruhigenden Blick an, den sie mit einem scheuen Lächeln beantwortete. Dann wandte sie den Blick wieder ab.
    Als sie so in ihrem schlichten blauen Rock vor ihm stand, fiel ihm auf, dass sie sehr, sehr lange Beine hatte.
    »Euer Lordschaft«, meldete sich jetzt die Gouvernante zu Wort. »Ich bin der Meinung, dass solche Spiele bei Tisch unpassend sind. Chad sollte gute Manieren lernen und nicht- …«
    »Ich glaube, Chad kann gleichzeitig gute Manieren lernen und mit Jane spielen«, beschied der Earl sie knapp. Er ließ Randall links liegen und sah wieder Jane an. Sie stand wie ein noch unsicherer Vogel da, der Angst davor hat, sich zum ersten Mal in die Luft zu schwingen. Dann entspannte sie sich jedoch und blickte ihn mit einem warmen Lächeln glücklich an. Nick spürte, wie auch sein eigenes Herz sich immer weiter öffnete. Er schaute sie konfus an. Und dann bemerkte er, wie sie seinen Blick erwiderte und wie das Begehren in ihm erwachte.
    Er nahm sich innerlich wieder zurück. Was zum Teufel war bloß in ihn gefahren?
    Sie war ein Kind. Sein Mündel.
    Aber das Begehren meldete sich immer stärker. Und er hatte Angst, irrsinnige Angst, und er wusste nur zu gut, was mit ihm los war. Er drehte sich abrupt um und ging aus dem Zimmer. Zum ersten Mal überhörte er sogar, dass sein Sohn ihm noch etwas hinterherrief. Er eilte mit großen festen Schritten über den Gang – wie auf der Flucht vor dem Gedanken, der in seinem Innern immer deutlicher Gestalt annahm.
    Doch diesem Gedanken konnte er nicht entfliehen.
    Dieser Gedanke galt seinem Vater, dem Comanchero Chavez.
     

Kapitel 5
     
    Je eher sie es hinter sich brachte, umso besser.
    Jane holte tief Luft. Sie stand vor der schweren Teakholztür der Bibliothek. Die Tür war geschlossen und erschien ihr schrecklich abweisend. Sie wusste bereits, dass der Earl sich dorthin gerne zurückzog. Sie hatte mitbekommen, dass selbst sein Sohn sich dort kaum hineingetraute. Sie wusste, dass der Earl sich in dem Raum aufhielt. Nicht dass sie sich nach seinem Aufenthalt erkundigt hätte – sie spürte einfach, dass er in der Bibliothek war. Sie spürte es ganz genau.
    Jane zögerte und dachte voll Schrecken daran, wie er Zeuge der kindischen Spiele geworden war, die sie mit seinem Sohn oben in dessen Räumen getrieben hatte. Wieder einmal bereute sie ihre eigene Impulsivität und ihre überbordende Fantasie. Sicher hatte sie ihn in dem ersten Eindruck bestärkt, den er von ihr gehabt hatte – nämlich dass sie in den Kindertrakt gehörte. Sie biss sich auf die Unterlippe und beschloss, sich zu beherrschen: anmutig, würdig und wie eine Erwachsene aufzutreten. Dann klopfte sie.
    Keine Antwort.
    Jane zögerte. Sie war sich ganz sicher, dass er sich in dem Raum aufhielt, hatte aber irrsinnige Angst, sein Missfallen zu erregen. Andererseits war es nicht ihre Art, wichtige Dinge aufzuschieben. Sie musste es einfach hinter sich bringen. Tapfer klopfte sie abermals, diesmal lauter.
    Die Tür wurde so abrupt und ohne Vorankündigung
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