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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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Das Licht ließ sein rotes Haar, das schon graue Strähnen hatte, dunkel aussehen, und seine hellblauen Augen lagen im Schatten. Er sah jung und stark aus, fest und voller Autorität.
Der Krieger starrte ihn an. Die Augen glitzerten durch sein struppiges, schwarzes Haar. Dann, ganz langsam, saß er ab und stützte sich mit einer Hand auf den Widerrist seines Pferdes. Die andere hob er halb.
»Sion ap Rhys.« Mit rauher Stimme sagte er den Namen meines Vaters.
»Gawain ap Lot«, sagte mein Vater. »Ach, ich hätte nie gedacht, daß du dich an mich erinnerst.«
»Ich hab’ dir doch gesagt, ich würde dich nicht vergessen. Dies hier ist also dein Hof?«
»Ja. Ich bin der Oberste meiner Familie.« Langsam ging mein Vater dichter an den anderen heran. Dann blieb er stehen. »Und wie die Dinge stehen, Herr Gawain, so bist du willkommen und darfst dich wie zu Hause fühlen. Wirklich, meine Familie ist geehrt. Rhys!« Er drehte sich halb zu mir um. »Du und Goronwy, ihr ladet das Holz aus und stellt die Ochsen ein. Herr Gawain« – er wandte sich wieder an den anderen –, »komm ins Haus und ruh dich aus.«
»Mein Pferd«, sagte der andere. »Ich muß mich zuerst um mein Pferd kümmern.«
»Rhys kann…«
»Ich sorge selbst für ihn.«
»Na gut. Die Scheune liegt dahinten, Herr. Rhys, als erstes sagst du deiner Mutter, sie soll etwas Besonderes auf den Tisch bringen – ein bißchen von dem Schinken, ja, das zum mindesten. Und Eier – mit Sicherheit Eier. Und auch ein paar von den Äpfeln – ach, sie weiß das sicher besser als ich. Wie ist es mit heißem Wasser? Ja, heißes Wasser. Nun, so geh doch schon!« Er machte sich wieder auf den Weg zurück zur Scheune, und der andere folgte ihm. Er führte sein Pferd, das ein bißchen hinkte.
Ich zögerte. Dann rannte ich zum Haus, keuchte die Anweisungen meines Vaters heraus – unnötigerweise, denn die Lauscher hatten es schon selbst gehört –, rannte zurück zum Karren, sprang hinein und sagte Goronwy, er solle sich beeilen.
»Aber ich verstehe das nicht«, beklagte sich Goronwy, während er die Ochsen antrieb und sie mit schwankenden Schritten zum Holzstoß liefen. »Mein Onkel Sion kennt diesen Krieger?«
Ich schüttelte den Kopf, eher erstaunt als verneinend. Mein Vater hatte viele Dinge über den Pendragon gesagt, über seine Krieger und seine Politik. Aber die seltsamste Geschichte, die er erzählte, handelte davon, daß er einmal, als er Weizen zum Verkauf nach Camlann fuhr, einen jungen Mann im Karren mitgenommen habe, der sich später als Gawain, Sohn des Lot, des Königs von den Ynysoedd Erch, diesen Inseln nördlich von Kaledonien, herausstellte. Die beiden hatten auf dem Weg miteinander geredet, und mein Vater hatte dem anderen für eine Nacht die Unterkunft bezahlt, in Unkenntnis dessen, wer er war. Danach entdeckte mein Vater dann, daß der Junge gerade den Sachsen entkommen war und daß er nach Camlann wollte, um sich der Familie anzuschließen. »Ich wußte, als ich mit ihm redete, daß er einmal ein großer Krieger werden würde«, sagte mein Vater immer, wenn er die Geschichte erzählte. »Und ich habe ihn darum gebeten, mich im Gedächtnis zu behalten, aber das ist der reine Stolz, wenn man von einem berühmten, ruhmreichen Herrn gekannt sein will. Seht ihr, er ist ein großer Krieger. Er war ein guter Junge, als ich ihn kennenlernte. Ruhig, höflich, großzügig – vielleicht ein bißchen unheimlich, aber… Ich frage mich, ob er sich wohl noch an mich erinnert. Ich möchte es bezweifeln.«
Es war jetzt neun Jahre her, seit mein Vater zum erstenmal diese Geschichte erzählt hatte. Damals war er gerade von der Reise zurückgekehrt, und Gawain ap Lot war noch immer unbekannt. Aber am Ende des gleichen Sommers sprach und sang man in ganz Britannien von ihm. Viele Geschichten von unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit wurden von ihm erzählt. Man sagte, er hätte ein Pferd der Überirdischen gezähmt, ein unsterbliches Tier, schneller als der Wind, und niemand könne es reiten außer ihm allein. Man sagte, er hätte ein verzaubertes Schwert, und seine Kraft verdreifachte sich in der Schlacht. Er könne, so sagte man, drei Männer mit einem einzigen Schlag niederstrecken, und nichts könne ihm widerstehen. Der Kaiser schickte ihn mit Vorliebe als Botschafter aus, wegen seiner Höflichkeit und Redegewandtheit. Man sagte, er könne den Bienen durch Höflichkeit den Honig entlocken, und er könne Wasser aus einem Felsen hervorreden. Was immer man auch glauben
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