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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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meinen Sachen an und ging hinaus, um nach seinem Pferd zu sehen. Meine Hosen und meine Tunika hingen locker an ihm, und sie waren auch ein bißchen zu lang. Aber meine Mutter hatte seine eigenen Kleidungsstücke mit Beschlag belegt und arbeitete daran. Sie schüttelte immer wieder den Kopf über ihren schlechten Zustand, während sie nähte.
    Der weiße Hengst stand gut untergebracht in unserer Scheune, verzehrte unser Korn und ignorierte all die anderen Tiere, die dort waren, außer unserer braunen Stute. Gawain stritt sich mit meinem Vater wegen des Korns.
    »Die Kosten des Korns muß ich tragen, Sion. Schlachtrösser sind teuer in der Haltung. Sie sind ein Luxus für ihren Besitzer. Kein Gastgeber ist verpflichtet, seine Gäste mit Luxusgütern zu versorgen.«
    »Ein Schlachtroß ist kein Luxus für einen Krieger, der zu Pferde kämpft. Ich habe das Korn; laß es ihn doch fressen.« Und mein Vater gab nicht nach, trotz der einleuchtenden Argumente des anderen.
    Der Krieger überprüfte auch noch einmal die Hufe seines Tieres, und wieder schaute er besorgt drein wegen der Eisen. »Gibt es in der Nähe einen Schmied?« fragte er hoffnungsvoll.
    »Um diese Jahreszeit gibt es hier keinen gelernten. Manche kommen vorbei, wenn das Wetter wärmer ist, und stellen an Markttagen ihre Schmiede hier auf. Aber wir könnten dir dein Pferd beschlagen. Mein Neffe Goronwy stellt sich ganz gut dabei an.«
»Das wäre schön. Und könnte er vielleicht auch mein
    Kettenhemd reparieren?«
»O, das ist schon schwerer. Sehr schwierig, würde ich sagen.« »Es braucht im Augenblick keine komplette Reparatur zu sein.
    Nur ein paar Ringe, die von der Seite eingeschlagen werden, damit der Rest zusammenhält. Auf der Reihe, wo der Speer durchgedrungen ist.«
    »Du kannst Goronwy ja mal sagen, wie du es haben willst, und dann werden wir sehen.«
Gawain nickte, und wir gingen zurück zum Haus. Vor der Scheune entschuldigte sich mein Vater und ging hinüber zu den Ställen, um sich um das Vieh zu kümmern.
»Wie hat denn der Speer die Eisenringe durchdrungen?« fragte ich neugierig, während wir den Hügel hinauf trotteten. »Ich dachte, ein Kettenhemd schützt einen Mann.«
»Es war ein Wurfspeer.« Ich muß blöde dreingeschaut haben, weil Gawain plötzlich lächelte und erklärte: »Ein Kettenhemd hält auch Wurfspeere ab, vorausgesetzt, du bist nicht zu nah an dem, der sie wirft. Wenn der Schlag flach kommt, hält ein Kettenhemd ebenfalls ein Schwert oder ein Messer ab. Aber eine Lanze oder eine Schwertspitze oder ein harter, gerader Schlag mit einem guten Schwert schneidet durch die Eisenringe wie durch Leder. Man würde mehr von dem Zeug erwarten, wenn man weiß, wie teuer es ist, nicht wahr? Trotzdem, es ist viel besser als das nächstbeste.«
»Wieviel hast du denn für deins bezahlt?« fragte ich neugierig.
»Ich hab’ es nicht gekauft. Ich hab’ es einem sächsischen Fürsten abgenommen.«
Nachdem er ihn natürlich getötet hatte. Ein harter, gerader Schlag mit einem guten Schwert? Ich schaute mir den juwelenbesetzten Heft von Gawains Schwert an, das auf dem Grau meiner zweitbesten Übertunika glühte. Kriegsausrüstung hat eine Schönheit, die das Glitzern von Stahl und Bronze und das Leuchten bunter Banner mit all meinen Gedanken verwoben hatte, seit damals, als ich zum erstenmal an einem Sommermorgen eine Gruppe von Kriegern die Straße, die von Caer Legion nach Süden, nach Camlann führt, hatte hinabreiten sehen. Aber letzten Endes waren die Ausrüstung und das Glitzern nur Werkzeug eines Handwerks, und dieses Handwerk bestand darin, zu töten oder getötet zu werden. Warum sollte ich es als wunderbar betrachten? Ich war alt genug, um es besser zu wissen.
Das Schwert war trotzdem wunderschön.
Am Abend aß Gawain etwas mehr als in der vergangenen Nacht. Er dankte meiner Mutter für das Mahl, und zwar in sehr höflichen Worten. Seine Stimme war nicht mehr rauh, aber er sprach noch immer leise. Morfudd, die ältere meiner Schwestern, bemerkte auffallend schnell, wenn er irgend etwas brauchte, und sie beobachtete ihn, bescheiden zwar, aber mit einem Glitzern in den Augen. Ich wußte genau: Später würde sie mit meiner anderen Schwester über ihn reden. Ich verstand, warum Frauen das wohl taten. Plötzlich dachte ich an mein eigenes Gesicht, im Vergleich mit seinem. Es gehörte wirklich nicht zu der Art, die diesen Gesichtsausdruck bei Frauen hervorrief, fürchtete ich. Mein Gesicht erweckte mehr schwesterliche Vertraulichkeit,
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