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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)
Autoren: Allen Zadoff
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Oberhand gewinnen. Ich werde ihn besiegen und ihm anschließend ein paar Fragen stellen.
    Er muss mir alles über meinen Vater erzählen. Und dann werde ich mich rächen.
    An ihm und dem Programm. An Mutter. Ich werde sie alle vernichten. Wegen meinem Vater, wegen Sam.
    Und weil sie mir mein Leben gestohlen haben.
    Ich beobachte Mike, er kommt nicht näher. Stattdessen weicht er zurück, zieht sich tiefer in den Schatten der Bäume zurück.
    Es hat also gereicht. Vorläufig jedenfalls
.
    »Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder«, sagt Mike.
    »Das hoffe ich doch.«
    »Leider haben wir das nicht zu entscheiden.«
    »Haben wir ja nie.«
    »Viel Glück, Zach«, sagt er und verschwindet im Unterholz.
    Ich könnte ihm folgen. Ihn jagen wie ein Tier. Die Sache zwischen uns ein für alle Mal klären.
    Ich tue es nicht.
    Jedenfalls nicht heute.

Die Ereignisse vom Samstagabend sorgen für Schlagzeilen.
    Nicht der Anschlag auf das Gracie Mansion, sondern die Explosion einer Gasleitung auf der Upper East Side. Nachbarn hörten zwei laute Detonationen, woraufhin die Residenz des Bürgermeisters evakuiert werden musste.
    Das steht unten auf der Titelseite. Aber es ist der Leitartikel, der die Leute bestürzt. Darin geht es um den völlig unerwarteten Tod der Tochter des Bürgermeisters. Obwohl die genaue Todesursache noch unklar ist, schließen die Ärzte Mord oder Selbstmord aus.
    Es wird eine Autopsie geben. Teenager sterben normalerweise nicht einfach so, aber es kommt vor. Ein Footballspieler bricht zusammen. Ein kerngesundes Mädchen kippt wegen eines seltenen Gendefekts um.
    Unfälle, Krankheiten, genetische Veranlagung, Pech.
    Es gibt tausend Arten zu sterben.
    Der Bürgermeister hält eine Pressekonferenz ab, sein Gesicht ist vor Schmerz verzerrt.
    Ich sehe sie mir im Fernsehen in einem New Yorker Hotelzimmeran, wo ich vorübergehend wohne. Ich stelle mich dicht vor den Bildschirm und drehe die Lautstärke herunter. Ich beobachte seine Augen, um festzustellen, ob er lügt.
    Aber seine Trauer wirkt echt.
    Trotzdem hatte Sam recht: Ihr Vater ist ein großartiger Schauspieler. Er hat kein Problem damit, die Tatsachen zu verdrehen, die Ereignisse zu verharmlosen, den Besuch des israelischen Premierministers herunterzuspielen.
    Die zuständigen Regierungsstellen haben beschlossen, die Wahrheit über den Anschlag auf das Gracie Mansion geheim zu halten.
    Das Attentat auf den Premierminister ist gescheitert. Der Friedensprozess geht weiter, vielleicht unter Beteiligung des Bürgermeisters, nachdem seine Amtszeit zu Ende ist.
    Mein iPhone vibriert in der Ladestation, einmal, dann noch mal.
    Ich schalte den Fernseher aus und nehme Mutters Anruf entgegen.
    »Wir haben der Schule Bescheid gegeben«, sagt sie.
    Die offizielle Version lautet: Mein Vater wurde von seiner Firma in eine andere Stadt versetzt, weshalb ich die Schule wechseln muss. Wie viele andere Teenager auch, deren Väter oder Mütter die Karriereleiter hochsteigen.
    Das ist nichts Ungewöhnliches. Jedenfalls nicht an unserer Schule.
    Ihrer
Schule. Nicht meiner.
    »Du wirst dich am Montag dort noch mal sehen lassen, um dich zu verabschieden«, sagt Mutter.
    Normalerweise verschwinde ich direkt, nachdem ich einen Job erledigt habe. Aber wegen des Aufsehens, das Sams Tod erregt hat, wurde beschlossen, dass ich noch ein oder zwei Tage abwartensoll. Ein überstürzter Aufbruch würde den Verdacht möglicherweise auf mich lenken.
    »Du hast diesmal ja ’ne Menge geleistet«, sagt Mutter. »Allerdings bist du ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen.«
    »Das lag an den Beweisen«, sage ich.
    »Welchen Beweisen?«
    »Na, in Trigonometrie.«
    »Gehört das zum Lehrplan?«, fragt Mutter.
    »Nicht unbedingt.«
    »Du bist doch vorher nie vom Lehrplan abgewichen«, sagt sie. »War das denn wirklich nötig?«
    Ich sollte jetzt auf der Hut sein. Ich sollte klein beigeben, zurückrudern, mich reumütig geben.
    Ich denke an Sams leblosen Körper im Park.
    Plötzlich bin ich wütend auf Mutter, die nie eine Gefühlsregung zeigt, die aus der Distanz über Leben und Tod entscheidet. Ich bin auch wütend auf mich selbst, weil ich immer das tue, was man mir befiehlt. Zu wütend, um einzulenken.
    »Diesmal war es nötig«, sage ich.
    »Hättest du die Aufgabe nicht ohne die Beweise lösen können?«, fragt sie.
    Sie klingt nicht ärgerlich, nur neugierig.
    »Dann wäre die Lösung falsch gewesen«, sage ich. »Selbst du musst das zugeben. Du hast schließlich die Aufgabenstellung
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