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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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einer Meute hitziger Jagdhunde, die gespannt auf den erlösenden Befehl ihres Herrchens warteten.
    Bosmans grinste und sagte: »Einer nach dem anderen, Kollegen!« Dann schnippte er mit den Fingern.
    »Wieso erfahren wir erst jetzt davon?«, rief Deleu. Vereecken saß mit offenem Mund in seinem Rollstuhl, und es war seinem Gesicht anzusehen, dass ihm dieselbe Frage auf der Zunge gelegen hatte.
    Perdieus warf Bosmans einen hilfesuchenden Blick zu, aber der schaute weg.
    Als nicht sofort eine Antwort kam, rief Pierre: »Also, warum?«
    »Tja, das ist eben das Problem. Ich konnte unmöglich aus dem Nähkästchen plaudern, ohne den gesamten Stadtrat gegen mich aufzubringen, bis auf den Vlaams Blok natürlich. Seitdem die Grünen regieren, ist die Zusammenarbeit äußerst schwierig geworden, und die mühsam gebildete Opposition stellt sich sowieso bei jeder Kleinigkeit quer. Am meisten Schwierigkeiten bereitet uns dieser Naib Abram, der marokkanischstämmige Abgeordnete der Grünen.«
    »Es passt Ihnen wohl nicht, dass er im Stadtrat sitzt?«, fragte Deleu provozierend.
    Perdieus runzelte die Stirn.
    »Mir auch nicht!«, mischte sich Pierre ein.
    Deleu sah ihn erstaunt an.
    »Ja, ihr wohnt in einem schicken Villenviertel am Stadtrand«, ereiferte sich der Kollege. »Wir dagegen …«
    »Entschuldige mal«, unterbrach Deleu ihn von oben her ab. »Mijnheer Vindevogel, ich wohne zur Untermiete in der Consciencestraat.« Er war stinkwütend.
    »Aufhören!«, rief Bosmans. »Jetzt reicht’s! Über eure politi schen Ansichten könnt ihr in der Kneipe diskutieren. Commissaris?«
    Perdieus zuckte die Achseln. Er wirkte müde, wie ein Beamter, dem sein Vorgesetzter kurz vor Ende seiner Dienstzeit noch einen Auftrag aufhalst. Da erlöste ihn ein unerwartetes Ereignis aus der unangenehmen Situation. Draußen raste ein schicker Sportwagen mit hoher Geschwindigkeit durch die enge Gasse, und als er mit quietschenden Bremsen anhielt, war die Aufmerksamkeit der versammelten Mannschaft für einen Augenblick abgelenkt.
    Frank Tack parkte seinen knallroten Boliden, ein Camaro Cabrio Baujahr 1988, in zweiter Reihe und blockierte dadurch einen Fiat Panda und einen Renault Mégane.
    Tack schaute in den Spiegel, entblößte die Zähne und leckte mit der Zungenspitze darüber. Dann schloss er den dritten Knopf seines Ralph-Lauren-Polohemds und riss die Augen weit auf. Auf dem Kragen waren drei unregelmäßige kleine Flecken. Er reckte das Kinn und inspizierte Unterkiefer und Hals. Nicht die kleinste Schramme. Mit dem Handrücken wischte er darüber, als wollte er ein paar lästige Gewitterfliegen verjagen. Gestützt auf Tür und Lenkrad hievte er seinen muskulösen Körper hoch, stemmte sich auf den schwarzen Ledersitz und sprang mit einem geschmeidigen Satz aus dem Auto.
    Während er die Stufen zum Kommissariat hinaufstieg, fuhr er sich mit den Fingern durch das kastanienbraune Haar. Sein Lächeln gefror. Das verdammte Haarspray klebte also doch! Der Anblick der wohlproportionierten Sekretärin zauberte das Lächeln zurück auf sein kantiges Gesicht.
    »Also gut«, sagte Bosmans. »Rekapitulieren wir die Tatsachen noch einmal. Da die Angelegenheit politisch ziemlich heikel war, hat Commissaris Perdieus beschlossen, den Vorfall nicht zu erwähnen. Das ist im Nachhinein nicht mehr zu ändern. Noch Fragen? Apropos, Commissaris, wissen Sie eigentlich, wie wir auf Sie gekommen sind?« Perdieus schüttelte den Kopf. Er war mit den Nerven am Ende. Wieder wurde er durch einen unerwarteten Zwischenfall gerettet. Die Tür sprang auf und knallte Deleu gegen die Schulter, woraufhin dieser gegen das Waschbecken stolperte und hinfiel.
    »Huch«, sagte der breitschultrige Playboy, der in der Türöffnung stand. Er streckte die Hand aus und half Deleu auf.
    »Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen, Frank Tack«, sagte Jos Bosmans. »Frank arbeitet für das Brüsseler Drogendezernat und wird uns bei den Ermittlungen unterstützen.«
    »Spezialeinheit?«, fragte Vereecken.
    »Yep«, antwortete Tack und nickte allen Anwesenden kurz zu. Nadia Mendonck behielt er ein wenig länger im Blick, zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, dennoch deutlich wahrnehmbar.
    Keiner sagte etwas. Alle Augen waren auf Jos Bosmans gerichtet. Adjutant Tack schüttelte den Kollegen die Hand. Nadias hielt er ein bisschen länger fest.
    »Frank ist der Mann, der vor zwei Jahren der Rijkswacht den entscheidenden Hinweis für den größten Heroinfund aller Zeiten gegeben hat.
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