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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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Hundert Kilo auf einen Schlag«, erklärte Bosmans.
    Niemand machte Anstalten, diese Information zu kommentieren.
    »Jetzt kommt schon!«, sagte der Untersuchungsrichter mürrisch. »Die hundert Kilo, die in einem Container versteckt waren, der für die Niederlande bestimmt war. Den hat die Haarlemer Steuerfahndung sogar persönlich bewacht!«
    Niemand reagierte.
    »Amateure!«, murmelte Bosmans.
    »Schon gut«, beschwichtigte ihn Tack. »Das war doch keine große Leistung, Mijnheer Untersuchungsrichter. Wir machen alle nur unseren Job.«
    Bosmans wandte sich Perdieus zu. »Und, haben Sie inzwischen erraten, wer uns den Tipp gegeben hat, mal bei Ihnen nachzufragen?«
    Der Polizist, der inzwischen wieder zu Atem gekommen war, kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Naib Abram«, verkündete Jos Bosmans triumphierend.
    »Ich würde Ihnen ja gerne glauben«, murmelte Perdieus.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wenn Sie recht haben, befürchte ich, dass er es nur aus politischem Kalkül getan hat. Ich verdächtige ihn schon seit Monaten. Er hält eine schützende Hand über seine Komplizen, während seine grünen Mäzene sich Joints drehen und munter an ihren Schafwollpullis weiterstricken. Naib Abram, die Politmarionette, und Murat Marouf, der Pate. Der Schutzpatron dieses jungen Araberpacks. Ein Herz und eine Seele, die beiden.« Offenbar war der Commissaris auf eine Provokation aus.
    Bosmans Miene verhärtete sich. »Können Sie Ihre Behauptungen auch beweisen, Commissaris?«
    »Noch nicht.«
    »Nicht mehr«, korrigierte Bosmans.
    »Idiot«, zischte Perdieus und drehte sich ruckartig um.
    »Commissaris!« Der scherzhafte Unterton war verschwunden.
    »Sollten Sie weitere Fragen an mich haben, müssen Sie mich wohl oder übel vorladen. An einen anständigen Ort. Ihre Fragen können Sie dann meinem Anwalt stellen.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen, Mijnheer«, rief Bosmans Perdieus hinterher, der mit großen Schritten zur Tür marschierte. »Wo möchten Sie Ihre Aussage denn machen?«
    Niemand lachte. Außer Bosmans. Er schaute hinauf zur Zimmerdecke und ließ die Fingerknöchel einen nach dem anderen knacken.
    »Die Bereitschaftspolizei von Mechelen ist bestimmt ganz wild darauf, uns zu unterstützen«, bemerkte Deleu. »Die Einsatzpolizei von Mechelen wird tun, was ich ihr befehle«, erwiderte Bosmans. Triumphierend blickte er sich um. »Und die Rijkswacht ebenso. Noch Fragen? Niemand?«
    »Murat Marouf dealt nur mit weichen Drogen«, gab Deleu leise zu bedenken.
    »Ach, ja?«
    »Dafür begeht man doch keinen Mord.«
    »Am Brüsseler Nordbahnhof schlitzen dir die Junkies für eine Kippe die Kehle auf«, bemerkte Nadia Mendonck. Sie zog am Kragen ihres knallgelben Tops und kontrollierte den kunstvollen Knoten oberhalb ihres Nabels. Ihre Finger- und Zehennägel waren passend lackiert – leuchtend gelb.
    »Das sieht mir ganz danach aus, als wollte uns jemand absichtlich auf eine falsche Fährte locken«, murmelte Deleu.
    »Diese Verstümmelungen. Bestimmt eine Abrechnung. Ich bleibe dabei: Es steckt eine Racheaktion der Rechten dahinter. Und es werden noch weitere folgen. Ich warne euch …«
    »Werden für Haschisch Morde begangen?«, fragte Nadia Mendonck, ohne Frank Tack anzusehen.
    Er drehte sich in ihre Richtung, »Nein. Für Dope gibt es momentan überhaupt keinen Markt. Das Zeug dient nur dazu, etwas Stärkeres darunterzumischen. Das ist die neueste Methode. Aber Morde, für Shit? Sicherlich nicht, Mevrouw.«
    »Nadia.«
    »Nadia«, wiederholte er, zog die Augenbrauen hoch und lächelte. Er besaß ein entwaffnendes Lächeln, dieser Frank Tack.
    »Okay«, sagte Bosmans. »Es wird Zeit, an die Arbeit zu gehen. Wir werden Dewolfs Lebenswerk vollenden. Du, Dirk, fühlst mal Naib Abram auf den Zahn, diesem Mechelner Stadtratsmitglied. Und zwar ganz offiziell.« Deleu reagierte kaum. Er blickte immer noch Frank Tack an. Tack, der nur noch Augen für Nadia zu haben schien. Und der vor Selbstsicherheit nur so strotzte.
    Bosmans versuchte, die Brillengläser mit seinem Taschentuch sauber zu wischen. Doch je länger er rieb, desto undurchsichtiger wurden sie. »Ich werde mal mit der Presse reden«, fügte er grinsend hinzu. »Ach, und ehe ich es vergesse: Walter, du wühlst dich heute Nachmittag durch die zentrale Datenbank in Brüssel. Schick außerdem ein paar Kollegen ins Archiv. Ich will Informationen über ähnliche Morde in der Vergangenheit. Verstümmelungen, Verätzungen mit Säure. Du weißt, was ich meine.
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