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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen
Autoren: Luc Deflo
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sich nur etwa dreihundert Meter vom Kanal entfernt. Nein, grün, es waren grüne Augen, eine Katze, ganz bestimmt.
    Er erschauerte, ging in die Hocke, steckte seine Walther wieder weg, schaute auf seine Armbanduhr und roch durchdringenden Brandgeruch. Als er sich umdrehte, zersprang mit einem dumpfen Knall eines der Fenster im Pfarrhaus. Dichte Rauchwolken quollen aus der klaffenden Öffnung. Verdammt, die Kirche stand in Flammen!
    Walter erstarrte, griff unwillkürlich nach seinem Funkgerät und fluchte. Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und bemerkte zu seinem Entsetzen, dass das verwitterte Pfarrhaustor klappernd im Wind hin- und herschwang. Blitzschnell griff er an sein Schulterholster, doch seine Hand gefror mitten in der Bewegung. Während der sündhaft teure Clos d’Église in sein offenes Schädeldach hineinsickerte, tauschte Walter Vereecken das irdische gegen das ewige Leben ein.

[home]
    34
    P astor Devriendt, der nicht so gastfreundlich war wie Pastor Hermans, bewohnte ein hübsches kleines Häuschen. Bevor er die Tür öffnete, schaute er durch den Spion und bat Deleu, seinen Dienstausweis hochzuhalten. Deleu zitterte und stampfte mit den Füßen. Nach zwei Minuten ging die Tür endlich auf.
    »Kommen Sie rein, Inspecteur.«
    »Vielen Dank, Hochwürden.«
    Deleu schüttelte die Regentropfen von seinem Mantel und wartete auf ein Zeichen von Devriendt, dass er das durchnässte Kleidungsstück ausziehen und an die Garderobe hängen konnte. Doch Devriendt verschwand im Wohnzimmer und winkte Deleu, ihm zu folgen.
    »Was möchten Sie von mir wissen?«
    Devriendt bot seinem Gast nicht an, sich zu setzen, deshalb blieb Deleu eben stehen. Regentropfen fielen von seinem patschnassen Regenmantel auf den hochflorigen Teppich.
    »Nun, ich hätte gerne einige Informationen über Ihren Vorgänger, Pastor Hermans, der momentan in der Gemeinde Sankt Josef in Mechelen tätig ist.«
    »In Mechelen an der Maas?«, fragte der Pastor in seinem singenden Dialekt.
    »Nein, Mechelen an der Dijle.«
    »Ah ja. Mechelen an der Dijle. Hm, nein, da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
    Deleu schaute ihn erstaunt an und wartete auf eine nähere Erklärung, aber der Pastor blieb stumm, griff sich in die Jackentasche und schneuzte sich übertrieben laut die Nase.
    »Aber wieso können Sie mir nicht helfen? Es ist von größter Wichtigkeit für die Ermittlungen bezüglich der Morde an den Familien in Mechelen und Umgebung. Sie sind doch hoffentlich darüber im Bilde?«
    Der Pastor wischte sich ausführlich die Nase trocken, betrachtete den Rotz, faltete das Taschentuch zusammen und steckte es wieder ein. Er räusperte sich. »Auch wir Geistlichen halten uns durchaus über die aktuellen Geschehnisse auf dem Laufenden, Inspecteur. Wir sind nicht so weltfremd, wie Sie vielleicht annehmen, allerdings …«
    »Ja?«, unterbrach ihn Dirk Deleu.
    »… kenne ich Pastor Hermans gar nicht. Ich bin ihm nie begegnet.«
    »Aber Sie sind doch sein Nachfolger?«
    »Nein, ich bin der Nachfolger von Pastor De Meester. Ich arbeite erst seit drei Jahren in Sankt Martinus.«
    »Mist!«
    Der Pastor schaute Deleu vorwurfsvoll an und schob seinen Kneifer auf der Nase hoch.
    »Entschuldigung. Wo kann ich Pastor De Meester erreichen?«
    Devriendt runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Deleu musste sich zwingen, ihm keine Ohrfeige zu verpassen.
    »Er wohnt und arbeitet irgendwo westlich von Antwerpen. Aber in welcher Gemeinde, das müsste ich morgen erfragen.«
    Deleu ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen und seufzte tief. Devriendt fummelte an seinem hellblonden Ziegenbart herum und fragte: »Ist es denn wirklich so wichtig?«
    Deleu nickte mit geschlossenen Augen, zutiefst niedergeschlagen.
    Der Pastor setzte sich neben ihn, schob wieder die Brille hoch und kratzte sich die dünnen rötlichen Haare. Deleu betrachtete ihn aufmerksam. Im Profil hatte er etwas von Marty Feldman in jungen Jahren. Er musste sich ein Lachen verkneifen. Heraus kam eine Art nervöses, verzweifeltes Kichern.
    »Da fällt mir doch noch jemand ein, der Ihnen vielleicht weiterhelfen könnte«, murmelte der Priester, der jetzt endlich ein wenig Engagement zeigte. Deleu sprang auf wie von der Tarantel gestochen.
    »Aber ich habe keine Ahnung, ob dieser Mann um diese Tageszeit« – er schaute andächtig auf die Uhr – »beziehungsweise um diese Nachtzeit noch wach ist.«
    »Wer ist es denn?«, fragte Deleu und versuchte, nicht ganz so verzweifelt zu
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