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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands
Autoren: B McGilloway
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fort
war, stahl Penny sich zu mir und zupfte an meinem Hosenbein. »Wird er Frank was
tun, Daddy?« Ihre Stimme brach, und ihre Augen röteten sich.
    »Nein, mein
Schatz«, sagte Debbie und nahm sie auf den Arm. »Daddy sorgt dafür, dass Frank
über Nacht eingesperrt ist, dann kann ihm nichts passieren. Stimmt doch,
Daddy?« Sie sah mich an, während sie Penny an sich drückte und sich sachte hin
und her wiegte.
    »Das stimmt,
Liebes«, sagte ich. »Frank kann nichts passieren.«

2
    Sonntag, 22. Dezember
    Am nächsten Morgen ging ich mit Debbie und
den Kindern zur Frühmesse. Penny bestand darauf, dass wir ein besonderes Gebet
für Frank sprachen. Die Gemeinde betete für die Seele von Angela Cashell und
bat um Trost für ihre Familie in dieser schweren Zeit. Die Schneeschauer vom
Vortag hatten aufgehört, und der Himmel war so frisch wie Wasser. Es wehte ein
scharfer Wind, und die strahlend helle Wintersonne wirkte trügerisch warm, als
wir in der Kirche saßen und hinaussahen. Seltsamerweise begannen die Rosen im
Garten vor der Kirche so spät im Jahr erneut zu knospen. Als ich auf dem Weg
hinaus stehenblieb, um sie zu betrachten, kam Thomas Powell jr. zu mir.
    Ich kannte Powell von der Schule in Derry. Er
war so alt wie ich, doch während ich untersetzt war und um den Bauch
überflüssige Pfunde ansammelte, war Powell so schlank, gebräunt und fit, wie
man es nur ist, wenn man mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurde. Er
war der Ehemann einer Frau, die ich ebenfalls seit meiner Jugend kannte, und
der einzige Sohn eines der reichsten Männer im Donegal, Thomas Powell senior.
Der alte Mann war seinerzeit ein sehr einflussreicher Politiker gewesen, und es hieß,
sein Sohn werde bald in seine Fußstapfen treten. Seines Vaters wegen wollte
Thomas mich auch sprechen.
    »Devlin.
Gibt’s was Neues wegen dem alten Herrn?«, fragte er und schüttelte mir mit
beiden Händen die Hand, eine Geste von bemerkenswerter Unaufrichtigkeit.
    »Welcher alte
Herr?«, fragte ich zurück.
    »Mein Vater
natürlich. Ich dachte, das wüsstest du.« Er lächelte betont erstaunt.
    »Tut mir leid,
Thomas. Ist deinem Vater was passiert?«
    Er wirkte
irritiert. »Ich dachte, du seist informiert worden. Ich habe heute Morgen auf
deiner Polizeiwache angerufen. Wegen des Eindringlings.«
    »Davon weiß
ich nichts, Thomas. Wo war das?«
    »In seinem
Zimmer im Heim: Finnside. Mittwoch ist er mitten in der Nacht aufgewacht, und
er schwört, jemanden in seinem Zimmer gesehen zu haben. Das haben wir alles dem
Mann am Telefon gesagt. Er meinte, dem würde nachgegangen.«
    »Ich bin
sicher, das wird es auch, Thomas. Wir stecken im Moment bis über beide Ohren in
der Sache mit dem Mord an dem Cashell-Mädchen. Ist dein Vater verletzt worden?«
    »Nein.«
    »Wurde etwas
gestohlen?«
    »Nein. Aber
darum geht es doch gar nicht. Jemand war in seinem Zimmer.«
    Ich sah, dass
Powell immer ärgerlicher wurde, deshalb versprach ich ihm, mich bei nächster
Gelegenheit darum zu kümmern, und verabschiedete mich.
    Als ich mich
umwandte, um zu gehen, entdeckte ich seine Frau Miriam im Kirchenvorraum. Sie
sprach mit Father Brennan, sah jedoch zu uns herüber und wirkte abgelenkt. Unsere
Blicke trafen sich, und in meinem Inneren erbebte etwas und nistete sich
unangenehm in der Magengrube ein. Sie deutete ein Lächeln an und wandte ihre
Aufmerksamkeit dann wieder dem Priester zu.
    Da es nur noch drei Tage bis Weihnachten
waren, hatte ich Penny einen Besuch beim Weihnachtsmann versprochen und wollte
mich nun so früh wie möglich auf den Weg nach Derry machen. Nach den
Ereignissen des Vortags war ich umso fester entschlossen, Zeit mit meinen
Kindern zu verbringen; unwillkürlich sah ich jedes Mal ihre Gesichter vor mir,
wenn ich an Angela dachte. Obwohl es mein freier Tag war, hatte ich mein Handy
bei mir, und als wir vom Parkplatz der Kirche fuhren, ließ sein eindringliches
Klingeln mich zusammenfahren.
    Es war Jim Hendry. Er berichtete, die Polizei
von Strabane habe Johnny Cashell wegen versuchten Mordes festgenommen. Als ich im
wunderbaren Dezembersonnenschein über die Brücke nach Strabane fuhr, sah ich
unten Froschmänner auf beiden Seiten der Grenze, die abwechselnd im trüben
Wasser nach etwas suchten, das uns helfen könnte, den Mörder seiner Tochter zu
finden.
    Nördlich der Grenze hatte die
Distriktverwaltung von Strabane – der Lager, die sich auf Parkplätzen und in
Industriegebieten breitmachten, überdrüssig – beschlossen, den Travellern,
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