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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands
Autoren: B McGilloway
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PSNI hat Unterstützung zugesagt. In aller Herrgottsfrühe geht es los.«
    Es war meine erste Pressekonferenz, und im
Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen war sie zwar vermutlich keine große
Sache, doch es war beängstigend, den Batterien von Lampen, Kameras und
Mikrofonen gegenüberzustehen. Costello verlas eine vorbereitete Erklärung und
ließ dann Fragen stellen. Meine Rolle, so hatte man mir gesagt, bestand darin,
neben ihm zu sitzen, damit er mich den Kameras vorführen konnte. Auf diese
Weise sei der Arm der Justiz nicht gesichtslos, sagte er ohne jeden Anflug von
Ironie. Ich sollte auch die Fragen zu unserem Vorgehen übernehmen, die Costello
nicht beantworten konnte, allerdings ohne ins Detail zu gehen. Es war seltsam,
das Echo unserer Stimmen mit kurzer Verzögerung zu hören, als verspotteten sie
uns, weil wir trotz allem, was wir zur Beruhigung der Öffentlichkeit sagten,
keine Ahnung hatten, wer Angela Cashell getötet hatte, wie sie getötet worden
war oder – noch beunruhigender – warum jemand ein fünfzehnjähriges Mädchen
tötete und ihre nackte Leiche an einem Flussufer liegen ließ.
    Penny und
Shane erhielten von ihrer Mutter eine Ausnahmegenehmigung und durften länger
aufbleiben, um ihren Daddy im Fernsehen zu sehen. Allerdings wären sie bereits
während der Hauptmeldung beinahe eingeschlafen – es ging um die Ankündigung des US -Präsidenten,
man werde zusätzlich zu den 60.000 bereits im Irak stationierten Soldaten
weitere 50.000 dorthin entsenden.
    Als die kurze
Meldung über den Cashell-Mord endlich kam, hatte man sie zwischen eine
Nachricht über den Anstieg der Immobilienpreise und die Geschichte eines
Dealers, der in Dublin ermordet worden war, gequetscht. Die Nachrichtensprecher
zeigten sich sehr viel besorgter über die Immobilienpreise als über den Tod des
Dealers, dessen Name nicht genannt wurde.
    Als ich Shane
in sein Kinderbett legte, hörte ich, wie es an der Tür klopfte und Debby gleich
darauf einen Besucher hereinbat. Ich spähte aus unserem Schlafzimmerfenster und
sah den Pick-up unseres Nachbarn Mark Anderson in der Einfahrt stehen. Mark
wohnte eigentlich beinahe eine halbe Meile von uns entfernt, doch an unser
Grundstück grenzte ringsum das Land, auf dem er seine Schafe und Kühe weiden
ließ. Er war ein Sonderling, und ich war überrascht ihn zu sehen. Bisher hatte
er uns nur ein Mal besucht, und zwar, um für seinen Sohn Malachy um Nachsicht
zu bitten, den ich festgenommen hatte, weil man ihn dabei erwischt hatte, wie
er auf dem Baum vor dem Haus von Sharon Kennedy gesessen und sie in ihrem
Schlafzimmer beobachtet hatte. Ihr Mann hatte den Baum noch am selben Abend
gefällt.
    Als ich die Treppe
hinunterkam, saß Anderson im Wohnzimmer auf der Sofakante. Es sah aus, als
würde er gleich abrutschen. Als ich hereinkam, stand er auf, und ich streckte
ihm lächelnd die Hand entgegen. »Frohe Weihnachten, Mark«, sagte ich. »Schön,
Sie zu sehen.«
    Er erwiderte
weder mein Lächeln noch meinen Gruß, sondern sagte lediglich: »Ihr Hund rückt
meinen Schafen auf den Pelz.«
    »Wie bitte?«
Ich ging hinüber zu Debbie.
    »Ihr Hund
macht sich an meine Schafe ran. Ich hab’s selbst gesehen.«
    Unser Hund ist
ein sechs Jahre alter Basset namens Frank, den ich Debbie zu unserem fünften
Hochzeitstag geschenkt hatte, als es so aussah, als könnten wir keine Kinder
bekommen. Vier Monate später stellte Debbie fest, dass sie mit Penny schwanger
war, sodass Frank am Ende eher mein Hund wurde. Nun, da Penny älter war, hing
auch sie sehr an ihm. Abends schlossen wir ihn in eine Hütte ein, die wir für
ihn gebaut hatten, und das sagte ich Anderson auch.
    »Ich weiß, was
ich gesehen hab«, sagte er. »Wenn meinen Schafen irgendwas passiert, knall ich
den Köter ab. Ich warne Sie.«
    Penny sah
schon seit Beginn des Gesprächs nicht mehr fern. Nun starrte sie Anderson mit
offenem Mund entsetzt an.
    »Es besteht
kein Grund, uns zu drohen, Mark. Frank ist ein braver Hund, und ich kann mir
nicht vorstellen, dass er Ihre Schafe behelligt. Ich bin sicher, Sie irren
sich, aber wir werden ihn besonders gut im Auge behalten.« Ich zwinkerte Penny
verschwörerisch zu. Sie versuchte zurückzulächeln, allerdings ohne großes
Zutrauen.
    »Tja, sagen
Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Wenn ich den Hund auf meiner
Weide finde, bring ich ihn um«, wiederholte er. Dann nickte er, als hätten wir
uns übers Wetter unterhalten, und wünschte uns frohe Weihnachten.
    Als er
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