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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
Autoren: Cherie Priest
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Jahre hart gearbeitet, für nichts und wieder nichts, und wurde von der Stadt, der er gedient hat, schäbig behandelt.« Sie spielte mit der halb gerauchten Zigarette. »Und er hat es zugelassen. Dafür habe ich ihn gehasst.«
    »Aber Ihr Vater hat an das Gesetz geglaubt.«
    Sie hätte ihn beinahe angefahren. »Wie jeder Kriminelle auch.«
    Hale rückte nach vorn. »Dann halten Sie ihn tatsächlich für einen Kriminellen?«
    Wieder ein kräftiger Zug an der Zigarette, dann sagte Briar: »Drehen Sie mir nicht das Wort im Mund um. Aber ich stimme Ihnen zu. Er hat an das Gesetz geglaubt. Es gab Zeiten, da war ich mir nicht sicher, ob er überhaupt an etwas glaubte, aber, ja, daran hat er geglaubt.«
    Ein Fauchen und Knistern vom Kamin her erfüllte die Stille, die sich über die beiden legte. Schließlich sagte Hale: »Ich bin bestrebt, die Dinge richtig darzustellen, Ma’am. Das ist alles. Ich glaube, dass es sich nicht einfach nur um einen Ausbruch …«
    »Warum?«, unterbrach sie ihn. »Was meinen Sie, warum er es getan hat? Welche Theorie möchten Sie in Ihrem Buch aufstellen, Mr. Quarter?«
    Hale zögerte, weil er sich noch keinen Reim darauf gemacht hatte. Noch nicht. Er setzte auf diejenige Theorie, von der er hoffte, dass sie bei Briar am wenigsten Anstoß erregte. »Ich glaube, dass er aus seiner Sicht das Richtige getan hat. Aber ich möchte vor allem wissen, was Sie denken. Maynard hat Sie allein großgezogen, nicht wahr? Sie müssen ihn besser gekannt haben als alle anderen.«
    Briars Miene blieb etwas zu ungerührt, als wollte sie sich nichts anmerken lassen. »Sie wären überrascht. So nahe standen wir einander nicht.«
    »Aber Ihre Mutter verstarb …«
    »Bei meiner Geburt, das ist richtig. Er war alles, was mir an Eltern blieb, und zum Vater nicht gerade geschaffen. Er wusste kaum mehr mit einer Tochter anzufangen als ich mit einer Karte von Spanien.«
    Hale spürte eine Mauer, also zog er sich zurück und suchte nach einer Möglichkeit, sie zu umgehen und Briars Wohlwollen zu gewinnen. Sein Blick schweifte durch das kleine Zimmer, über die solide, schlichte Einrichtung und den sauberen, aber ramponierten Dielenboden. Ihm fiel ein Korridor auf, der zur Rückseite des Hauses führte. Alle vier Türen, die davon abgingen, waren geschlossen.
    »Sie sind hier aufgewachsen, nicht wahr?«, gab er vor zu raten. »In diesem Haus?«
    Briar ließ sich nicht erweichen. »Das weiß jeder.«
    »Doch man brachte ihn hierher zurück. Zwei Ausbrecher, zwei Brüder – sie brachten ihn hierher und versuchten, ihn zu retten. Es wurde nach einem Arzt geschickt, aber …«
    Briar nahm den verschlungenen Faden der Konversation wieder auf und zog ihn straff. »Aber der Fraß hatte ihn schon erwischt. Er war tot, noch bevor der Arzt Nachricht erhielt, und ich schwöre« – sie schnippte ein fingerspitzengroßes Stück Asche ins Feuer – »das ist auch gut so. Können Sie sich vorstellen, was aus ihm geworden wäre, wenn er weitergelebt hätte? Eine Anklage wegen Hochverrats oder wegen grober Gehorsamsverweigerung, wenn er Glück gehabt hätte. Mindestens Gefängnis. Schlimmstenfalls Erschießen. Mein Vater und ich hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, aber das hätte ich ihm nicht gewünscht. Es ist gut so«, wiederholte sie erneut und starrte ins Feuer.
    Hale brachte einige Sekunden mit dem Versuch zu, sich eine Erwiderung zurechtzulegen. Schließlich fragte er: »Haben Sie ihn noch gesehen vor seinem Tod? Ich weiß, dass Sie eine der Letzten waren, die Seattle verlassen haben – und ich weiß, dass Sie hierhergekommen sind. Haben Sie ihn noch ein letztes Mal gesehen?«
    »Ich habe ihn gesehen.« Sie nickte. »Er lag allein in diesem Hinterzimmer, auf seinem Bett, unter einer Decke, die von dem Erbrochenen durchweicht war, an dem er erstickt ist. Der Doktor war nicht da, und soweit ich weiß, ist er nie gekommen. Ich habe keine Ahnung, ob man überhaupt einen hätte finden können damals, mitten während der Evakuierung.«
    »Dann war er allein? Tot, in diesem Haus?«
    »Er war allein«, bestätigte Briar. »Die Vordertür war aufgebrochen, aber geschlossen. Jemand hatte ihn auf dem Bett zurückgelassen, ihn dort mit Respekt gebettet, das weiß ich noch. Man hatte ihn zugedeckt, und neben ihm auf dem Bett lagen sein Gewehr und seine Dienstmarke. Aber er war tot, und er blieb tot. Der Fraß hat ihn nicht wieder zurückgeholt, und ich denke, man muss auch für die kleinen Dinge dankbar sein.«
    Hale schrieb alles mit
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