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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Nele Neuhaus
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ihr parkte ein Kombi aus und sie rangierte geschickt rückwärts in die Parklücke. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel schnappte sie ihre Tasche und stieg aus. Sie war nie auf einem Klassentreffen gewesen und sie war wirklich gespannt auf ihre ehemaligen Mitschülerinnen. Sie ging an der Eisdiele vorbei, und ihr Blick fiel auf einen Gitterzaun, hinter dem eine Baugrube gähnte. Hier hatte das Haus gestanden, in dem sie vor zwei Jahren die Leiche von Robert Watkowiak gefunden hatte. Sicher hatte die Tatsache, dass ein Toter in dem Haus gelegen hatte, dem Makler den Verkauf der Immobilie nicht unbedingt erleichtert.
    Pia ging durch die Fußgängerzone und bog in Höhe der Buchhandlung rechts in Richtung Kurpark zur Villa Borgnis ein. Schon von weitem hörte Pia Gelächter und Stimmengewirr, das das Plätschern des von Blumenrabatten umstandenen Springbrunnens übertönte. Sie bog um die Ecke und musste grinsen. Immer noch derselbe Hühnerhaufen wie damals!
    »Piiiiia!«, rief eine Rothaarige schrill und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Wie schön, dich zu sehen.«
    Eine herzliche Umarmung, Küsschen links und rechts.
    Sylvia strahlte über das ganze Gesicht und schob sie vor sich her, im nächsten Moment war sie umgeben von altbekannten Gesichtern und konstatierte erstaunt, wie wenig sich die Mitschülerinnen von damals verändert hatten. Irgendjemand drückte ihr ein Glas Aperol Spritz in die Hand. Küsschen, Lächeln, überschwängliche Umarmungen, ehrliche Wiedersehensfreude. Sylvia hielt eine launige Ansprache, die immer wieder von Gelächter und Pfiffen unterbrochen wurde, dann wünschte sie allen Anwesenden viel Vergnügen. Yvonne und Kristina überreichten ihr als Dankeschön im Namen des Abijahrgangs 1986 einen großen Blumenstrauß und einen Gutschein für ein Wellness-Wochenende, und Pia musste sich ein Grinsen verkneifen. Typische Taunus-Torten-Geschenke! Aber sie kamen von Herzen, und Sylvia war zu Tränen gerührt.
    Pia nippte an ihrem Glas und verzog das Gesicht. Das süße Zeug war nicht gerade ihr Lieblingsgetränk, aber es war total ›in‹ und hatte bedauerlicherweise dem guten alten Prosecco den Rang abgelaufen.
    »Pia?«
    Sie wandte sich um. Vor ihr stand eine dunkelhaarige Frau, in deren erwachsenen Gesichtszügen sie sofort die Fünfzehnjährige erkannte, als die sie sie in Erinnerung hatte.
    »Emma!«, rief sie ungläubig. »Ich wusste gar nicht, dass du heute auch hier bist! Wie schön, dich zu sehen!«
    »Ich freu mich auch! Ich hab ganz kurzfristig zugesagt.«
    Sie sahen sich an, dann lachten sie und umarmten sich.
    »Hey!« Pias Blick fiel erst jetzt auf den runden Bauch ihrer alten Jugendfreundin. »Du bist schwanger!«
    »Ja, stell dir vor. Mit dreiundvierzig.«
    »Das ist doch heute kein Alter mehr«, erwiderte Pia.
    »Ich hab eine Tochter, Louisa, die ist fünf. Und eigentlich dachte ich, dass es das war. Aber – unverhofft kommt oft.« Emma hakte sich bei Pia unter. »Und du? Hast du Kinder?«
    Pia verspürte den vertrauten Stich, den diese Frage immer in ihr hervorzurufen pflegte.
    »Nein«, antwortete sie leichthin. »Ich hab’s nur zu Pferden und Hunden gebracht.«
    »Die kannst du nachts wenigstens irgendwo einsperren.«
    Sie grinsten beide.
    »Mensch, ich hab nicht gedacht, dass wir uns noch mal wiedersehen«, wechselte Pia das Thema. »Vor ein paar Jahren hab ich auch zufällig Miriam wiedergetroffen. Irgendwann kommen doch alle in den schönen Taunus zurück.«
    »Ja, sogar ich.« Emma ließ ihren Arm los. »Du entschuldigst, wenn ich mich einen Moment setze. Die Hitze macht mich fertig.«
    Sie setzte sich mit einem Seufzer auf einen der Stühle. Pia nahm neben ihr Platz.
    »Miriam, du und ich«, sagte Emma. »Wir waren echt das Trio infernale. Unsere Eltern haben uns gehasst. Wie geht’s Miri?«
    »Gut.« Pia nahm noch einen Schluck von dem orangefarbenen Zeug. Es war noch immer sehr warm und ihr Mund vom vielen Reden ausgetrocknet. »Letztes Jahr hat sie meinen Ex geheiratet.«
    »Wie bitte?« Emma riss die Augen auf. »Und … du … ich meine … das ist doch ziemlich ätzend für dich, oder?«
    »O nein, nein. Das ist absolut okay. Henning und ich verstehen uns jetzt besser denn je, wir arbeiten hin und wieder zusammen. Außerdem bin ich auch nicht allein.«
    Pia lehnte sich zurück und blickte über die Terrasse. Es war ein bisschen wie früher auf einer Klassenfahrt. Die, die früher schon miteinander befreundet gewesen waren, hatten
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