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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror
Autoren: Bentley Little
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Parklücken vor dem Gebäude, das er sich mit Dr. Elliott teilte. Er war gekommen, um den Postschlitz in seiner Bürotür mit Klebeband zu verschließen, damit der Postbote nicht in der Lage war, irgendetwas an seine Geschäftsadresse zuzustellen. Er lief über den ausgeblichenen, rissigen Asphalt und betrat den kurzen Fußweg. Im Fenster des Zahnarztes sah er neben dem vertrauten Schild »Heute keine Kontrolluntersuchungen« ein weißes, rechteckiges Stück Pappe, auf dem in hastig hingekritzelten Buchstaben »ABSOLUT KEINE POST!« geschrieben stand.
    Gute Idee, dachte Hunt. Er schloss die Tür zu seinem Büro auf und schaltete das Licht ein. Mit entschlossenem Schritt lief er über den Teppichboden zu seinem Schreibtisch. Er nahm einen breiten schwarzen Filzstift und ein Blatt Schreibpapier sowie eine Rolle Klebestreifen. Lächelnd begann er zu schreiben.
    Der Postbote fuhr dreimal am Haus vorbei, ehe er anhielt. David Adams grinste in sich hinein, als er sah, dass der rote Wagen vor dem Haus bremste. Er hatte den Briefkasten ausgegraben, das Loch aufgefüllt und den Kasten ganz hinten im Hof abgeladen. Später, nach dem Frühstück, würde er den Pfosten zu Feuerholz zersägen und den Briefkasten selbst in Stücke schlagen. Der Postbote stieg aus dem Wagen, und mit den Briefen in der Hand ging er über die Auffahrt direkt auf die Vordertür zu.
    Rasch schloss David die Gittertür und verriegelte die eigentliche Haustür. Immer noch grinsend zog er die Vorhänge zu. Der Postbote musste allmählich verzweifeln. Er sah miserabel aus, und er stellte die Post sogar am Tag zu. Bald hatten sie den Bastard in die Enge getrieben!
    John Smith klopfte an die Tür. »Mister Adams!«
    David sagte nichts, rührte sich nicht.
    Erneutes Klopfen. »Mister Adams!«
    David antwortete nicht.
    »Ich weiß, dass Sie da drinnen sind«, sagte der Postbote. Er klopfte wieder, lauter jetzt, kräftiger. »Mister Adams? Es tut mir leid, Sie darüber informieren zu müssen, dass Sie gegen ein Bundesgesetz verstoßen. Da Sie keinen Briefkasten haben, sind Sie verpflichtet, entweder ein Postfach an Ihrem Wohnort oder einen Briefschlitz an Ihrer Tür zu haben, damit die Post ordnungsgemäß zugestellt werden kann. Wenn nicht, beeinträchtigen Sie den Betriebsablauf des US Postal Service und können gerichtlich verfolgt werden.«
    David lächelte. Es lag ein harter Unterton in der Stimme des Postboten und mehr als nur eine Andeutung von Verzweiflung.
    »Ich weiß, dass Sie da drinnen sind«, wiederholte der Postbote. Seine Stimme bekam nun einen verführerischen, gerissenen Beiklang. »Ich habe hier Sendungen, von denen ich weiß, dass Sie sie gerne sehen würden. Darlas letzten Brief. Ein Brief von ihrem Geliebten. Das ist heute gute Post, Mister Adams. Gute Post.«
    David sagte nichts, obwohl er den Hundesohn am liebsten angeschrien hätte. Er blieb regungslos stehen. Dann hörte er, wie der Postbote die Briefe wütend auf die Türschwelle warf und davonstapfte. Einen Augenblick war das Starten des Automotors zu vernehmen, gefolgt vom Abrollgeräusch der Reifen, das leiser wurde, als der Wagen davonfuhr. David zog die Vorhänge auf, öffnete die Tür, atmete tief durch und fühlte sich gut.
    Es war nur eine Frage der Zeit.

52.
    Doug, Tegarden und Mike saßen schweigend auf der einsamen Bank vor dem Bayless. Von dort konnten sie das Geschäftsviertel der Stadt zu einem großen Teil überblicken. Während der letzten Stunde hatten sie beobachtet, wie der Postbote die Straße auf und ab gefahren war und verzweifelt versucht hatte, irgendwo Post zuzustellen. Alle Geschäfte hatten ihre Briefkästen entfernt oder die Briefschlitze blockiert, und die meisten Bürger hatten Schilder aufgestellt, einige sorgfältig von Hand auf Pappe gemalt, einige am heimischen PC ausgedruckt, andere grob hingekritzelt:
KEINE POSTANNAHME
EIN EINZIGER BRIEF KANN DEINEN GANZEN TAG RUINIEREN
ICH FASSE KEINEN BRIEF AN, ES SEI DENN, DU KLEMMST IHN MIR ZWISCHEN MEINE KALTEN, TOTEN FINGER
POST IST FÜR KINDER UND ANDERE LEBEWESEN UNGESUND
POST IST SCHEISSE
    Das Verhalten des Postboten war immer hektischer geworden, wie er von Laden zu Laden hastete, von der Tankstelle zu einem Büro, und sein Fahrstil wurde immer verrückter, während er zum vierten, fünften, sechsten Mal am selben Straßenabschnitt vorbeifuhr. Von außen betrachtet erschien er wie ein gefangenes, zum Sterben verdammtes Insekt, das aus dem tödlichen Gefängnis eines Glasgefäßes zu entkommen
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