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Bodyfinder - Das Echo der Toten

Bodyfinder - Das Echo der Toten

Titel: Bodyfinder - Das Echo der Toten
Autoren: K Derting
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unter dem Wasser auf, fing sich zwischen den Gräsern und drang zu ihr hinauf.
    Sie hatte noch nie etwas Derartiges beobachtet. Das konnte nur eines bedeuten.
    Da unten war etwas Totes.
    Vielleicht eine Ente, war ihr erster Gedanke, die in das Schilf getrieben war.
    Das strahlende Licht spiegelte sich in den Wellen und verlor sich über dem See in einem zarten, bunten Nebel. Violet versuchte durch die Pflanzen hindurch, die zum Ufer hin immer dichter wuchsen, etwas zu erkennen.
    Sie meinte, zwischen den grünen Gräsern etwas zu sehen, war sich aber nicht sicher. Also sprang sie vom Wetbike und watete darauf zu. Angst durchfuhr sie, dennoch ging sie weiter.
    »Was ist, Vi?«, fragte Jay jetzt besorgt. »Komm zurück. Lass mich lieber nachschauen, was da ist.«
    Aber es war zu spät.
    Milchig-weiße Augen starrten Violet aus einem bleichen Gesicht entgegen, das von einem wabernden Kranzlanger Haare eingerahmt wurde. Ein Todesecho schuf einen Heiligenschein aus wässrigem Licht.
    Violet schrie im selben Moment auf, als Jay sah, was sie entdeckt hatte. Er schlang von hinten die Arme um sie und zog sie mit sich, fort von dem toten Mädchen.

5. KAPITEL
    Schon bald kam Hilfe von der Polizeibehörde von Bonnery Lake und vom Feuerwehr- und Rettungsdienst, der für diesen Teil des Sees zuständig war.
    Violet wurde in eine kratzige Wolldecke gewickelt und mit einer Tüte auf den Knien in einen großen roten Rettungswagen gepackt. Seit dem Fund des toten Mädchens hatte sie sich mehrere Male übergeben müssen. Der Anblick war einfach zu schrecklich gewesen.
    Doch langsam beruhigte sich ihr Magen wieder, auch wenn die Anwesenheit der vielen bewaffneten Beamten Violet verstörte. Nicht weil sie Angst vor ihnen gehabthätte, sondern weil Menschen, die Waffen trugen, im Allgemeinen auch davon Gebrauch machten. Und wenn sie davon Gebrauch machten, trugen sie das Echo des Todes an sich. Nicht nur Mörder waren gezeichnet. Auch Jäger. Oder Kriegsveteranen. Und Polizeibeamte, nicht alle, aber einige. Onkel Stephen gehörte zum Glück nicht dazu.
    Auf Jays Bitte hin war ihr Onkel gerufen worden, und obwohl der Lake Tapps außerhalb seines Dienstbereichs lag, hatte er keine Viertelstunde gebraucht, um zu kommen.
    Violet war erleichtert, ihn zu sehen und fest von ihm in die Arme genommen zu werden. Mit ihm an ihrer Seite fühlte sie sich sicher.
    Als er sich schließlich von ihr löste, ließ er einen Arm beschützend auf ihrer Schulter liegen. »Mensch, Vi, manchmal wäre es besser, nicht du zu sein, was?« Er drückte sie noch einmal, dann fügte er, jetzt ernster, hinzu: »Es tut mir wirklich leid, dass du das sehen musstest.«
    Violet zuckte die Achseln.
    Ihr Onkel nickte ihr aufmunternd zu. »Ich glaube, sie haben Jays Bericht schon aufgenommen. Ich bleibe bei dir, wenn sie dich befragen, ja? Ich lass dich nicht allein, versprochen.«
    Kurz darauf traf ihr Vater ein. Er wirkte angespannt und besorgt. Auch er nahm Violet in die Arme und versuchtesie zu beruhigen, während sie ihre Aussage zu Protokoll gab.
    Stockend erzählte Violet, wie sie die Tote zwischen dem Schilfgras im seichten Gewässer des Sees gefunden hatten.
    Dass sie dem Licht gefolgt war, behielt sie für sich, das musste ein Geheimnis bleiben.
    Und dann war die Befragung endlich vorbei und sie durfte nach Hause.
    Onkel Stephen bestand darauf, Jay zu fahren, während Violet zu ihrem Vater ins Auto stieg. Froh darüber, endlich mit ihm allein zu sein, lehnte sie sich erschöpft im Sitz zurück.
    Oft reichte schon die bloße Anwesenheit ihres Vaters, um ihre Nerven zu beruhigen. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die Violet immer ermutigte, ihre Gefühle zu »teilen«, drängte er sie nie zum Reden, wenn sie noch nicht so weit war. Er wartete ab, und wenn sie entschied, dass die Zeit reif war, hörte er einfach zu.
    Violet atmete tief ein und lauschte dem gleichmäßigen Atem ihres Vaters.
    Doch nach einer Weile hielt sie das Schweigen nicht länger aus. »Da war ein Licht«, sagte sie. Ihre Stimme klang seltsam hohl, als gehörte sie nicht zu ihr. Sie räusperte sich und setzte noch einmal an. »Ich hab ein regenbogenartiges Licht gesehen, das aus dem Wasser kam.«
    Ihr Vater hatte es natürlich gewusst.
    Nicht dass sie ein Licht gesehen hatte, aber dass der leblose Körper des Mädchens sie auf irgendeine Weise gerufen hatte.
    Jack warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er wieder auf die Straße schaute.
    »Jay hab ich nichts davon gesagt. Ich bin einfach dem Licht
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