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Bodyfinder - Das Echo der Toten

Bodyfinder - Das Echo der Toten

Titel: Bodyfinder - Das Echo der Toten
Autoren: K Derting
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»Ich glaub, sie hat gar nicht richtig aufgepasst. Sie wollte wohl einfach mit jemandem mitfahren.«
    Nicht mit
jemandem
, dachte Violet. Mit
dir
. Sie wollte mit dir rausfahren. Manchmal fragte sie sich, ob Jay wirklich so begriffsstutzig war oder ob ihm sein neu gewonnener Beliebtheitsstatus einfach egal war. Als sie seinen ahnungslosen Gesichtsausdruck sah, kam sie zu dem Schluss, dass es das Erstere sein musste.
    Sie seufzte. »Wo ist eigentlich Chelsea?«
    »Ich hab sie mit Jules zu einem Wetbike gehen sehen. Was ist jetzt, kommst du mit?«
    Violet zögerte. Sie hatte keine Lust, vor allen Leuten ihre Shorts auszuziehen und ihre bandagierten Knie zu zeigen. Aber darauf zu verzichten, raus auf den See zu fahren, war auch nicht gerade toll. »Ich komme mit. Aber dann darf ich ans Steuer«, sagte sie grinsend.
    Jay nickte, stand auf und reichte Violet die Hand, um sie hochzuziehen.
    Auf dem Anleger streifte Violet verlegen die Shorts ab, aber niemand schien sie zu beachten, und schnell waren ihre Knie vergessen. Sie griff nach einer Schwimmweste und legte sie an, bevor sie sich auf das Wetbike setzte. Jay nahm hinter ihr Platz und umfasste lässig ihre Hüften, als sie den Motor anließ. Violet band das Plastikkabel des Notstopps um das Handgelenk, für den Fall, dass sie während der Fahrt herunterfiel. Dann beugte sie sich vor und manövrierte das Wetbike durch die Bucht. Dabei achtete sie darauf, dass keine Boote oder Schwimmer im Weg waren, die sich zu weit vom Strand entfernt hatten. Aber sobald sie aus der Bucht heraus und an den Bojen vorbei waren, die das Ende der Fünf-Knoten-Grenze markierten, gab sie Gas, bis das Wetbike nur so durch das Wasser flog. Sie lehnte sich noch weiter nach vorn und ließ sich den kühlen Wind ins Gesicht wehen. Als sieeine größere Welle erwischten, das Wetbike abhob und sie einen Satz durch die Luft machten, stieß Violet einen Freudenjuchzer aus.
    Sie fühlte sich frei. Sie hörte Jay hinter sich lachen, während er sich an ihr festhielt. Sie riss das Wetbike scharf nach rechts, dann wieder ruckartig nach links.
    Er wusste, dass sie versuchte, ihn abzuwerfen, dass sie testen wollte, wie lange er sich oben halten konnte, ohne in das eisige Wasser zu fliegen. Aber er schien vorauszuahnen, in welche Richtung sie das Lenkrad drehen würde.
    Nach einiger Zeit verlangsamte Violet die Fahrt und steuerte auf ein Schwimmdock zu. »Kleine Pause gefällig?«, fragte sie und zog den Zündschlüssel, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Jay stand auf und sprang aufs Schwimmdock, gefolgt von Violet, die sich neben ihn auf die Planken fallen ließ, nachdem sie das Wetbike festgemacht hatte.
    »Hier ist es so still«, sagte er gedankenverloren.
    »Mmmh«, seufzte sie und tauchte die Füße ins Wasser.
    »Wie geht’s deinen Knien?« Er strich mit den Fingern über die feuchten Verbände.
    Violet zuckte die Achseln. »Ganz gut.« Dann fügte sie mit gespielter Bewunderung hinzu: »Das hab ich natürlich nur dir zu verdanken.« Und spritzte ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht.
    Er stieß sie mit der Schulter an, sagte jedoch nichts, und Violet genoss die Ruhe und das Gefühl, Jay ganz für sich allein zu haben.
    Nach einer Weile kam es Violet jedoch so vor, als wären sie schon zu lange weg.
    Sie seufzte. »Wir sollten zurück. Bestimmt möchten noch andere mit dem Ding fahren.«
    Jay erhob sich in stummem Einverständnis. Er war Violets rastlose Art gewohnt. Und ohne zu fragen, ob sie die Plätze tauschen wollten, setzte sich Violet wieder nach vorn.
    In langsamer Fahrt steuerte sie das Wetbike am Ufer entlang. Da wurde sie plötzlich von etwas angezogen … wie von einem Magneten. Zu Jay sagte sie kein Wort. Stattdessen versuchte sie zu ergründen, woher das Gefühl kam.
    Es war stark – stärker, als sie es je zuvor wahrgenommen hatte. Sie suchte nach einem Zeichen, von dem sie sich leiten lassen konnte, und entdeckte am Rand der Uferböschung, wo dicht gewachsenes Schilf aus dem See ragte, einen schillernden Fleck auf der Wasseroberfläche, der sich wie eine Öllache ausbreitete.
    Violet drosselte das Tempo, damit sich die Gräser nicht im Motor verfingen.
    Dann stoppte sie das Bike und lehnte sich nach vorn. Sie musste wissen, was dort war. Vielleicht gab es eineeinfache Erklärung dafür. Ein Boot könnte Öl verloren haben.
    »Was gibt’s denn da zu sehen?«, fragte Jay.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie nur, die Neugier hielt sie zu sehr gefangen.
    Ein Kranz schillernder Farben leuchtete
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