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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition)
Autoren: Kathy Felsing
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vergangen waren, an die sie sich nicht erinnerte.

Atacamawüste, Chile
    „S precht, Varela.“
    Elasippos trat aus dem Schatten des über mannshohen Felsen. Der Hüne, der abgewandt stand und auf ihn gewartet hatte, zuckte fast unmerklich und drehte sich mit einem Ruck um. Bis auf die winzige Regung merkte man ihm das Erschrecken nicht an. Der Soldat hatte sich gut unter Kontrolle, das stellte er zum wiederholten Mal fest. Allerdings lag der vorletzte Kontakt mit dem Mann nahezu eine Dekade zurück. Oder mehr?
    „Ich habe Euch einen detaillierten Bericht fertiggestellt.“ Der Coronel übergab ihm eine Mappe.
    Elasippos warf keinen Blick hinein. „Ich will schnelle Antworten, nicht lange lesen. Also?“ In beabsichtigt herrischer Manier zog er die Augenbrauen hoch und sein Gegenüber beeilte sich, erneut das Wort zu ergreifen.
    „Die Expedition ist abgebrochen, das Militär hat das Camp geräumt.“
    Beim Barte des Propheten, dieser Tropf! Als wenn er das nicht wüsste. „Ich will wissen, was schiefgelaufen ist.“
    „Vier der Expeditionsmitglieder sind in die Staaten ausgeflogen worden.“
    „Macht es nicht so spannend, Varela.“
    „Nun“, es folgte ein umständliches Räuspern, „bei dem Versuch, die ersten drei abzufangen, ist es leider zu einem Schusswechsel gekommen. Guerilleros wollten sie überfallen und wir mussten eingreifen.“
    Elasippos schwieg, zog aber die Brauen enger zusammen.
    „Zwei sind tot.“
    Er atmete scharf durch die Nase aus, was den Coronel veranlasste, hastig fortzufahren.
    „Offiziell ist der Dritte auch tot. Wir haben eine glaubhafte Geschich…“
    Elasippos kannte die Nachricht, das Statement, das die chilenische Regierung gegenüber Kalifornien abgegeben hatte. Er presste eine Hand gegen die Stirn. Gleichzeitig hob er die andere, um seinen Gesprächspartner zum Schweigen zu veranlassen. Seine Gedanken rasten. Bereits der Vater des Soldaten hatte auf seiner Gehaltsliste gestanden und sich als zuverlässig erwiesen. Nicht nur das, er war auch ein guter Freund gewesen. Der Sohn allerdings, der, seit Jahren unbehelligt, nun einen neuen Auftrag zu erfüllen hatte, stellte sich als unfähig heraus. Ein raues Knurren entrang sich seiner Kehle.
    „Ihr seid entschieden zu weit gegangen, Varela. Es war allein Eure Aufgabe, die Expedition zum Scheitern zu bringen und dafür zu sorgen, dass die Teilnehmer Hals über Kopf abreisen. Konnte es nicht ein bisschen Grusel tun?“
    „Wir konnten den Überfall nicht verhindern, es war nicht unsere Sch…“
    „Schweigt!“
    Der Coronel duckte sich, als wäre Elasippos vorgeprescht, um ihn zu schlagen. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, die Aura des Soldaten nach dem Grund zu erforschen, doch es war die Mühe nicht wert. Diese merkwürdige Verhaltensweise war ihm so fremd wie die Sprache, in der sich die Männer unterhielten. Er verstand die Wörter, mit dieser neumodischen Ausdrucksweise und dem ungebührlichen Fluchen würde er sich jedoch niemals anfreunden. Erst recht nicht mit dem unflätigen Herumgespucke, das die Muschkoten 2 von früh bis spät zelebrierten. Widerlich. Selbst die Halbwilden in der Antike hatten ein besseres Benehmen an den Tag gelegt.
    „Wer ist der Überlebende?“
    „Joshua Morrison. Der Leiter des Teams. Wir werden ihn in Kürze liquidieren.“
    „Nein!“ Es durfte keinen weiteren Toten geben, das hatte er nicht gewollt.
    „Er ist steinalt … der würde ohnehin nicht mehr lange machen.“
    Elasippos kämpfte mit einer Entscheidung. „Ihr werdet diesen Morrison zu mir schaffen. Heute noch.“
    „Wie bitte?“
    „Habt Ihr nicht begriffen?“
    „D… doch. Entschuldigt. Darf ich fragen, was Ihr mit ihm vorhabt?“
    „Dürft Ihr nicht.“ Elasippos knurrte. „Ich erwarte Euch noch vor Anbruch der Dämmerung an dieser Stelle.“
    „Jawohl.“
    Elasippos trat nach hinten und verschmolz mit dem Schatten. Fast schien es, als wollte der Coronel diskutieren, aber dann drehte er sich mit dieser für ihn typischen, eckigen Bewegung um und eilte den Pfad hinab zu dem wartenden Jeep. In einer Wolke aus Staub verschwand er.
    Gedankenversunken kehrte Elasippos in seine unterirdische Behausung zurück. Nun ja, die Bezeichnung war vielleicht nicht ganz angemessen. Der weitläufige Komplex, der im Laufe von Jahrhunderten tief unter der Erde entstanden war, glich in Teilen eher einem Schloss, in anderen einer mittelalterlichen europäischen Festung und manche Räume waren gar nur in den felsigen Untergrund
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