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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition)
Autoren: Kathy Felsing
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die meiste Zeit auf seinen Rücken starrte. Er lächelte. Dabei hatte er sich ihr Gesicht eingeprägt, dank seiner ausgeprägten Sehkraft selbst aus der Ferne jedes feine Härchen auf ihrer glatten Haut betrachtet und siebenunddreißig Sommersprossen gezählt. Wie schade, dass sie zum Team der Expedition gehört hatte.
    Er brachte ihr Bild zum Verblassen.
    2 Soldatensprache, abwertend für Fußsoldat

Los Angeles International Airport, Kalifornien
    N oah Morrison erschrak bis ins Mark, als Nevaeh in viel zu dünner Bekleidung in Begleitung einer Stewardess aus dem Sperrbereich trat. Er erkannte sie sofort, trotz der langen Jahre, während denen er sie nur auf Fotos betrachtet hatte. Dennoch glaubte er, seinen Sinnen nicht trauen zu können. Die Klimaanlage trug den Geruch nach Schweiß, Blut und anderen Körperflüssigkeiten in seine Richtung. Seine Schwester stank schlimmer als ein Iltis. Gleichwohl kam kein Abscheu auf, nur Erschütterung, was ihr passiert sein mochte.
    Mehr als einen knappen Anruf von seinem Lebensgefährten hatte er nicht bekommen und wenig Zeit gehabt, zum Los Angeles International Airport zu gelangen. Jayden, dessen genaues Aufgabengebiet bei der CIA er sogar nach zehnjähriger Beziehung nicht kannte, hatte ihn wortkarg gebeten, Nevaeh am Flughafen in Empfang zu nehmen. In nicht ganz zwei Stunden. Gelegenheit für Nachfragen ergab sich nicht, obwohl diese merkwürdige Sache vehement forderte, ihn mit Fragen zu durchlöchern.
    Fuck! Nevaehs Augen schimmerten von unzähligen geweinten Tränen, die moosgrünen Iriden versanken inblutgeädertem Weiß, die Pupillen, starr und geweitet, zeugten von Schock und Trauma. Sie gehörte umgehend in ein Krankenhaus. Die Flugbegleiterin schob sie mit einem unverständlichen, jedoch mitfühlend klingenden spanischen Laut in seine Arme und verschwand schneller als sie gekommen war. Zur Hölle, was spielte sich hier ab! Er unterdrückte einen Fluch. Noah barg Nevaeh an der Brust, ihr Körper erschlaffte. Er fingerte nach seinem Handy, doch der Versuch, es zu ergreifen, misslang. Nevaehs Kopf rollte an seiner Schulter zur Seite.
    „Zu Hilfe! Einen Krankenwagen, sofort!“, schrie er in die Menge der vorbeiströmenden Menschen, von denen ihnen – außer einem weiten Bogen – kaum jemand Aufmerksamkeit schenkte. Er ließ seine Schwester zu Boden gleiten und bettete ihren Oberkörper in seinen Schoß. Ihm blieb nichts, als ihr Luft zuzuwedeln und die schweißnassen Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen. Dunkelblau schimmernde Blutergüsse übersäten ihre Unterarme, fast glaubte er, Spuren von Strangulierungen an ihren Handgelenken und ihren nackten Fesseln auszumachen. Mittlerweile hatte sich eine Traube Neugieriger gebildet, aufgeregte Wörter in allen Sprachen umschwirrten sie. Dann fuhr der Pulk auseinander und Sanitäter eilten im Laufschritt heran.
    Marcus Foster, las Noah von dem Schild auf dem Kittel des Mediziners im Krankenhaus ab, der sich zwar vorgestellt hatte, aber dessen Name ihm entfallen war. Foster strich sich mit der Hand durch die Haarstoppel. Straßenköterblond, hätte Nevaeh gespöttelt, säßen sie wie zu Studienzeiten in einem Bistro und beobachteten die flanierenden Passanten. Das war Ewigkeiten her und das Verhältnis seitdem eingefroren.
    Die Worte des Arztes gingen in den Erinnerungen unter. Endlich ließ der Mediziner ihn mit Nevaeh allein.
    Ihr Körper zeichnete sich zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe unter der weiß bezogenen Decke ab. Jemand hatte ihr das rötlich schimmernde Haar gekämmt, die langen Strähnen lagen jedoch fast unverändert verschwitzt und wirr um ihr apartes Gesicht, das – wenngleich farblos – nicht mehr die Totenblässe zeigte, die am Flughafen ihr Antlitz gezeichnet hatte. Ihre Lippen zitterten, als wäre sie den Tränen nahe, doch die dunklen Wimpern sahen trocken aus. Noah berührte Nevaeh zögerlich. Warm und vertraut schmiegten sich ihre feingliedrigen Finger in seine im Vergleich raue Pranke, obwohl Jayden ihm stets versicherte, wie weich und sanft seine Hände seien.
    Seine Schwester hatte sich nicht verändert. Die vergangenen zehn Jahre schienen beinahe spurlos an ihr vorübergegangen zu sein. Zwar war ihr mädchenhafter Ausdruck dem einer erwachsenen Frau gewichen und hatte sie zu strahlender Schönheit erblühen lassen, aber nach wie vor betonte ein deutlicher Schimmer Jugend ihre Züge.
    Unentschlossen blieb er minutenlang an dem Krankenbett stehen, dann drehte er Nevaeh den Rücken zu und
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