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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition)
Autoren: Kathy Felsing
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nicht zu sagen, wo genau sich der Grabungsort befand.
    Nevaeh tauchte abrupt aus den Nebelschwaden auf und es dauerte nur Sekunden, bis sie ihre Umgebung einzuordnen wusste. Sie lag auf einem Tisch in einem Labor. Eine grelle Lampe strahlte ihr ins Gesicht, Schläuche führtenin beide Arme. Einige Personen in weißer Kleidung standen um sie herum. Jemand stach eine Spritze in die Kanüle an ihrem Handgelenk. Schneller, als ihre Gefühlswelt zu reagieren in der Lage war, verdichtete sich das Schwarz.
    Einer Guillotine gleich sauste ein Fallbeil auf sie herab und durchtrennte die Fäden der Erinnerung und ihres Bewusstseins.
    In San Pedro de Atacama stoppte der Jeep in einer erneuten Wolke aus Staub und Abgas. Coronel Varela wartete, bis der Soldat vom Rücksitz Nevaeh den Wagenschlag öffnete und sie in ein verstaubtes Office schleifte. Die Schritte des Hünen in ihrem Rücken vibrierten auf den ausgetretenen Holzdielen. Der Mann steuerte sie zu einem Hocker, auf dem sie niedersackte, während der Coronel in einen bequem aussehenden Bürostuhl hinter einem riesigen Schreibtisch sank und lässig seine Beine auf der Tischplatte zwischen Aktenbergen hindurchschob. Sie starrte auf seine abgewetzten Schuhsohlen. Rührte der Gestank von seinen Füßen?
    War sie im Verlauf der Fahrt eingeschlafen? Sie erinnerte sich, wie der Kleiderschrank sie vor dem Küchenzelt in den Wagen verfrachtet hatte, die umständliche Art und Weise, den kehligen Klang seiner Worte. Ihr war schwummerig zumute. Sie hob die Finger und wischte sich die Stirn ab. Auf der Lippe schmeckte sie getrocknetes Blut.
    „Ms. Morrison.“ Der Bass dröhnte in ihren Ohren. „Die Expedition ist hiermit beendet. Sie werden noch in den nächsten Stunden nach Kalifornien ausgeflogen.“
    Nevaehs Wangen brannten, ihr Mund blieb vor Verblüffung offen stehen. Nur mit stählerner Beherrschung schaffte sie es, eine Maske der Ruhe vorzutäuschen. „Coronel, was bitte hat das zu bedeuten?“ Ihre Stimme klang rau und krächzend.
    „Es tut mir leid, Nevaeh.“ Varelas Worte verebbten zu einem Flüstern. „Ehrlich, ich bedaure es zutiefst.“ Beinahe zärtlich mutete seine Sprechweise an, bevor schneidende Herzlosigkeit die heiße Luft zerriss. „Morrison hat sich seinen Tod selbst zuzuschreiben. Die Guerilleros lassen nicht mit sich spaßen, wenn es um Waffenschieberei geht. Ein Mal ein Versprechen nicht erfüllt …“
    Ein imaginärer Schleier wickelte sich um ihren Verstand.
    „… und peng!“ Varela formte mit Zeigefinger und Daumen eine Pistole, tat, als zielte er auf sie, stieß die Hand in die Höhe und pustete über die aufgerichtete Fingerspitze. „Es gehört zu den geächtetsten Verbrechen des Landes, die Untergrundkämpfer mit Waffen zu versorgen. Es ist Hochverrat, eine Forschungsreise unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft zu veranstalten, um in Wirklichkeit die gefährlichsten Gruppierungen unseres Staates zu unterstützen. Morrison hätte nicht veralteten, nutzlosen Schrott liefern dürfen, dann wären Sie jetzt die Tochter eines reichen Mannes.“ Der Coronel riss die Beine vom Tisch und hieb mit der Faust auf die Platte. Mehrere Aktenberge gerieten ins Rutschen und klatschten auf den Fußboden. Seine Lippen kräuselten sich zu einem verächtlichen Ausdruck, der ihr bekannt vorkam. „So“, zischte er, „sind Sie bedauerlicherweise zur Vollwaise geworden und können nur froh sein, dass meine Leute bei der Durchsuchung des Camps keine Beweise gefunden haben, die Ihnen ein Mitwissen an den Machenschaften Ihres feinen Herrn Vaters nachweisen.“
    Nevaeh drohte in der Unfähigkeit, die Flut der Worte zu verarbeiten, zu ertrinken. Was redete dieser Kerl für wirres Zeug … Tot! Ihr Dad war tot. Ihre Welt brach wie in Zeitlupe zusammen. Jemand zog sie von dem Schemel. Der Boden schwankte. Man schleifte sie aus dem Raum. Im Türrahmen drehte sie sich halb um, stemmte sich mit den Füßen gegen das Holz. Sie wollte dem Coronel Dutzende Fragen stellen, doch kein einziger Ton entschlüpfte ihrer vor Entsetzen gelähmten Kehle. Die stahlgrauen Augen, die wie schmutzige Eisklumpen aus dem verzerrten Gesicht Varelas starrten, blitzten wuterfüllt. Hinter dem Schreibtisch an der Wand hing ein Kalender. Eine blutrote quadratische Markierung zeigte den 14. Januar.
    Bis man sie in ein Flugzeug schob, während des gesamten Fluges – das Datum auf der Bordkarte verschwommen im Blick – war ihr selbst nach der Landung in L. A. noch nicht klar, warum drei Tage
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