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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End
Autoren: S Hogan
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dem Bett aufstand, fühlte sich Carol wie betäubt. Außerdem hatte sie Kopfschmerzen. Der graue Himmel über London, den sie durch das Fenster sah, trug auch nicht dazu bei, ihre Laune aufzuheitern. Plötzlich erschien ihr alles sinnlos. Wie sollte sie nach Tricias Tod jemals wieder glücklich werden können?
    Carol musste an den Mörder denken. Wünschte sie sich wirklich, dass er ebenfalls starb? Dadurch wurde Tricia nicht wieder lebendig. Carol bezweifelte, dass sie sich nach seinem Tod wirklich besser fühlen würde. Aber sie musste zumindest erfahren, wer er war. Vielleicht wäre es dann möglich, über den schmerzlichen Verlust ihrer Freundin hinwegzukommen.
    Das war momentan ihre einzige Hoffnung.
    Nach einer Dusche fühlte sich Carol zwar nicht wirklich gut, aber wenigstens halbwegs wie ein normaler Mensch. Sie zog eine schwarze Jeans und einen dunkelgrauen Rollkragenpulli an. Die Farben ihres Outfits entsprachen ihrer Stimmung.
    Als Carol die Küche betrat, lächelte Eve sie freundlich an. „Da bist du ja! Ich habe gerade frischen Tee gekocht. Was möchtest du zum Frühstück?“, fragte sie.
    „Ich kriege keinen Bissen runter.“
    Doch als Carol wenig später etwas Tee getrunken hatte, begann ihr Magen unüberhörbar zu knurren. Ihr Kreislauf würde verrücktspielen, wenn sie nichts aß, und deshalb nahm sie sich eine Scheibe Toast.
    „Ich muss dich wohl nicht fragen, ob du gut geschlafen hast“, bemerkte Eve.
    „Lieber nicht“, antwortete Carol.
    Obwohl sie Tricias Mitbewohnerin erst seit gestern kannte, vertraute Carol ihr. Tricia hatte über Eve bei ihren Telefonaten selten gesprochen. Viel öfter hatte sie sich über Bella ausgelassen, die nach Tricias Worten eine Nervensäge gewesen war und in der WG nur für Stress gesorgt hatte. Aber Bella war Vergangenheit, schließlich wohnte Carol jetzt in ihrem Zimmer. Vielleicht hatte Tricia Eve kaum erwähnt, weil die blasse, braunhaarige Frau so unscheinbar war. Das konnte sich Carol jedenfalls gut vorstellen. Man hätte Eve als typisches Mauerblümchen bezeichnen können, obwohl sie auf eine dezente Art eigentlich hübsch war.
    Eve legte ihre schmale Hand auf Carols Unterarm. „Tricia hat häufig davon gesprochen, wie großartig ihr euch verstanden habt. Eure Freundschaft muss etwas ganz Besonderes gewesen sein, nicht wahr?“
    Carol nickte stumm. Sie hatte einen dicken Kloß im Hals. Wenn sie ständig an Tricia dachte, würde sie noch verrückt werden. „Was machst du eigentlich, Eve? Tricia hat mir kaum etwas über dich erzählt“, wechselte sie deshalb das Thema.
    „Das kann ich mir vorstellen“, antwortete Eve.
    „Wieso? Wie meinst du das?“
    „Na, weil unser Leben völlig unterschiedlich verlief. Wir haben uns auch kaum gesehen, außer manchmal beim Frühstück. Tricia hatte ja ihren coolen Boutique-Job in den Docklands. Abends hat sie oft Überstunden gemacht und ist dann direkt feiern gegangen, ohne vorher nach Hause zurückzukehren. So aufregend ist mein Leben nicht. Ich studiere Jura. Das bedeutet büffeln, büffeln und nochmals büffeln. Ich bin oft in der Uni-Bibliothek und lerne Gesetzestexte auswendig. Momentan sind Semesterferien, aber ich muss noch eine lange Hausarbeit schreiben.“
    Carol nickte verständnisvoll. Da sie gerade erst ihren Platz an der Westminster School ergattert hatte, kannte sie das Studentenleben noch gar nicht. Aber was Eve über ihr Studium berichtete, klang nach harter Arbeit.
    „Ihr hattet also ganz unterschiedliche Interessen“, stellte Carol fest.
    „Ja, aber wir sind uns deshalb nicht aus dem Weg gegangen. Wenn wir uns getroffen haben, dann gab es zwischen uns auch keinen Ärger. Bella war da ganz anders. Die hat uns beiden das Leben schwer gemacht.“
    „Wieso?“
    „Sie war immer mit ihrem Mietanteil im Rückstand, hat die Küche in ein Schlachtfeld verwandelt und die unmöglichsten Typen angeschleppt. Einer von den Kerlen ist sogar so aggressiv geworden, dass wir die Polizei rufen mussten. Er hat wüste Drohungen ausgestoßen, als sie ihn in Handschellen abgeführt haben.“
    Während der letzten Minuten hatte sich Carol bemüht, jeden Gedanken an den Mord zu verdrängen. Aber nun fragte sie sich wieder, wer ihre beste Freundin getötet haben könnte. „Dieser Lover von Bella – glaubst du, er hat etwas mit Tricias Tod zu tun?“
    Eve riss ihre dunklen Augen auf. „Daran habe ich auch schon gedacht. Jedenfalls habe ich der Inspektorin gestern von dem Zwischenfall erzählt. Es ist ja auch
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