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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End
Autoren: S Hogan
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bestraft?“, fragte Carol plötzlich, als die Inspektorin schon gehen wollte.
    „Über die Höhe der Strafe entscheidet das Gericht. Darauf hat die Polizei keinen Einfluss.“
    „Er verdient den Tod!“, stieß Carol hasserfüllt hervor. Sie kannte sich selbst nicht mehr. Noch nie hatte sie einem Menschen den Tod gewünscht.
    „Die Todesstrafe wurde in Großbritannien schon vor Jahren abgeschafft“, entgegnete die Inspektorin. „Ich schlage vor, Sie beruhigen sich erst einmal. Auf Wiedersehen, Miss Garner.“
    Carol erwiderte nichts, aber sie bemerkte, dass Victoria Shepley Eve beiseitenahm. Obwohl sie leise sprach, konnte Carol hören, was die Inspektorin zu Tricias Mitbewohnerin sagte.
    „Carol Garner ist jetzt sehr aufgebracht. Versprechen Sie mir, dass Sie sie im Auge behalten? Ich möchte nicht, dass sie Dummheiten macht.“
    Eve nickte, bevor die Polizei das Haus verließ. Gleich darauf hörte Carol das Geräusch des Streifenwagens, der gestartet wurde und wegfuhr. Wie gelähmt saß sie am Küchentisch.
    „Soll ich uns einen Tee machen?“, fragte Eve. „Und du kannst natürlich hier wohnen, so wie Tricia es geplant hatte.“
    „Klar, dann ist es leichter für dich, mich zu kontrollieren. Oder glaubst du, ich habe nicht gehört, was diese Polizeitante mit dir zu tuscheln hatte?“, entgegnete Carol wütend, die ihre Worte im nächsten Moment bedauerte. Eve konnte schließlich nichts dafür. Bestimmt litt sie ebenfalls unter Tricias Tod, wenn auch nicht so stark wie Carol. Und die Inspektorin machte letztlich nur ihre Arbeit und durfte nicht zulassen, dass Menschen ihre Rachefantasien in die Tat umsetzten.
    Aber wollte Carol sich denn rächen?
    Sie war zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Immerhin schaffte sie es, Eve zuzulächeln. „Es tut mir leid, es war nicht so gemeint. Eine Tasse Tee wäre wirklich toll“, sagte sie.
    Eve kochte einen starken Tee, der Carol körperlich ein wenig belebte. Seelisch hingegen fühlte sie sich, als wäre sie in einen tiefen schwarzen Abgrund gestoßen worden, aus dem sie nie wieder auftauchen würde.
    Eve schien zu spüren, was in Carol vorging, und versuchte sie abzulenken. „Dieses Haus ist wie geschaffen für eine Wohngemeinschaft. Es hat drei kleine Schlafzimmer, außerdem einen Wohnraum mit Fernseher und W-LAN. Die Schlafräume sind oben. Hier unten gibt es außer Küche und Wohnzimmer noch ein Bad. Wir besitzen sogar eine Waschmaschine. Bella, unsere frühere Mitbewohnerin, ist schon vor einer Woche ausgezogen. Wenn du willst, kannst du das Zimmer nachher sofort haben.“
    „Wer, Eve?“, murmelte Carol.
    „Bella. Hat Tricia dir nichts von ihr erzählt?“
    „Doch, natürlich. Aber das meinte ich nicht. Ich frage mich, wer Tricia auf dem Gewissen hat. Wurde sie wirklich hier ganz in der Nähe umgebracht? Warum hat ihr niemand geholfen?“, fragte sie bitter.
    „Das weiß ich doch auch nicht, Carol. Die Polizei sucht immer noch nach Zeugen. Diese Straße ist nachts sehr ruhig, obwohl die Camden High Street in nächster Nähe liegt. Und da geht es immer richtig ab, nicht nur am Wochenende. Es ist wahrscheinlich schwer, Zeugen zu finden. Viele Leute machen in Camden Town Party und fahren dann mit der U-Bahn heim in andere Stadtteile. Wie soll man die wiederfinden?“
    Carol nickte düster. Vielleicht gab es ja gar keine Zeugen, aber eines stand fest: Der Täter lief immer noch frei herum, und sie würde alles unternehmen, um ihn hinter Gitter zu bringen. Er sollte für das büßen, was er nicht nur ihrer besten Freundin, sondern auch ihr angetan hatte. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, Eve zu erklären, was für ein besonderes Verhältnis sie zu Tricia gehabt hatte.
    „Wir waren Blutsschwestern“, sagte Carol.
    „Wie bitte?“, fragte Eve irritiert.
    „So haben Tricia und ich uns genannt. Wir waren mehr als Freundinnen. Als Kinder haben wir uns mit einer Stecknadel in den Finger gepikst und unser Blut ausgetauscht, so wie es die Indianer machen, verstehst du? Wir hatten das in einem Western gesehen, der uns sehr beeindruckt hat. Es tat ein bisschen weh, sich mit der Nadel zu stechen. Aber es war einer der aufregendsten Momente in meinem Leben.“
    „Tricia muss wirklich eine gute Freundin für dich gewesen sein.“
    „Die beste.“ Erneut begannen Carols Tränen zu fließen.
    Tröstend nahm Eve ihre Hand. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer. Ich könnte mir vorstellen, dass du Ruhe brauchst.“
    „Danke, du bist lieb“, erwiderte
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