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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes
Autoren: Alex Kava
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Jared offenbar keinerlei Anstalten machte, Kanes Fesseln zu lösen. Er schien darauf zu warten, dass sie Charlie nach draußen folgte. Sie blieb stehen und sah ihn an. Dann bemerkte sie plötzlich die weiße Nylonkordel, die er sich um die Fäuste geschlungen hatte. Ein lähmender Schreck durchfuhr sie.
    »Geh raus zum Wagen, Mel!« herrschte Jared sie an. »Du fährst. Ich komme gleich nach.«
    Sie fing Andrews Blick auf und sah, dass er wusste, was jetzt passieren würde. Er hatte es die ganze Zeit gewusst, vorhin schon, als er angeboten hatte, ihr und Charlie zu helfen.
    Aber wahrscheinlich hatte er das nur gesagt, um seine Haut zu retten. Wäre sie darauf eingegangen, hätte er bestimmt die erstbeste Möglichkeit genutzt, sie hereinzulegen. Und sie würde um nichts in der Welt zulassen, dass ihrem Sohn etwas geschah.
    Plötzlich stand Charlie in der Tür. »He, wo bleibt ihr denn? Ich dachte, wir haben es eilig.«
    Sie roch an seinem Atem, dass er sich bereits über das Frühstück hergemacht hatte.
    »Jared wollte Andrew gerade beim Aufstehen helfen.« Sie wunderte sich selbst darüber, dass sie das sagte. »Bind seine Beine los, Charlie, und dann auf den Rücksitz mit ihm. Ich fahre.«
    Charlie ging auf das Bett zu und machte sich an der Telefonschnur zu schaffen. Melanie vermied es, Jared anzusehen, aber sie spürte, dass er innerlich kochte. Doch noch bevor er protestieren konnte, hatte Charlie Andrews Füße befreit und war mit ihm aus der Tür verschwunden.

64. Kapitel
    10.33 Uhr
Omaha Police Department
    Pakula stellte die Frage noch einmal: »Und Sie glauben, Kramer spielt ein Spiel mit uns?«
    »Falls er in diese Sache verstrickt ist«, erwiderte Grace.
    »Immerhin scheint er auf einmal ein seltsames Interesse daran zu haben, dass wir Barnett kriegen.«
    Pakula seufzte und lockerte seine Krawatte. »Ich weiß nicht. Das kommt mir doch ziemlich abenteuerlich vor. Was genau hat er Ihnen denn erzählt?«
    »Nur, dass er einen Anruf von Barnett erhalten habe. Angeblich hat Barnett ihm erzählt, er hätte die Bank nur ausrauben wollen, aber dann sei irgendwie alles außer Kontrolle geraten. Und dass er sich nicht stellen werde.«
    »Das soll Barnett gesagt haben? Dass er sich nicht stellt?«
    »Ja. Dass er nicht wieder ins Gefängnis geht. Er wisse, dass Kramer ihn diesmal nicht wieder rausholen könne. Er brauche Geld, und Kramer sollte das angeblich anweisen – an den Triple-J-Truckstop am Interstate 80, westlich von Grand Island.«
    »Wie viel Geld?«
    »Fünfundzwanzigtausend. Kramer sagt, er sei bereit, es anzuweisen, wenn wir das wollen.«
    »Und heute Morgen hat er zum ersten Mal von Barnett gehört?«
    »Behauptet er jedenfalls.«
    »Er weiß doch sicher, dass wir das überprüfen können.«
    Pakula traute diesem Mistkerl Kramer genauso wenig wie Barnett. Machten die beiden etwa gemeinsame Sache? Ein Trick, um sie abzulenken, während Barnett sonst wo war?
    »Also, wie schätzen Sie die Sache ein?«
    Grace nahm einen Stapel Akten von dem Besuchersessel und suchte nach einem Platz, ihn abzulegen, damit sie sich setzen konnte. Pakula nahm ihr den Haufen ab. Offenbar war es ihm peinlich, dass er nicht selbst daran gedacht hatte, ihr Platz zu schaffen. Er legte die Akten auf einen anderen Stapel, der prompt umkippte. Er beließ es einfach dabei und setzte sich wieder.
    »Zuerst hatte ich meine Zweifel. Aber Kramer weiß nicht, dass wir den Anhänger gefunden haben. Er kann von unserem Verdacht deshalb auch nichts ahnen. Da war etwas in seiner Stimme … Ich kann gar nicht genau sagen, was, aber er klang so, als könne er gar nicht anders, als Barnett ans Messer zu liefern. Ich meine, das ist doch wohl der Gipfel.«
    »Wahrscheinlich versucht er, die Sache jetzt irgendwie zu seinem Vorteil zu drehen.«
    »Gut möglich.«
    Das Telefon klingelte. Pakula sprang auf, obwohl der Apparat gleich neben seinem Ellbogen stand. »Pakula.«
    »Das Einsatzkommando ist auf dem Weg.« Sanchez brauchte seinen Namen nicht zu nennen. »Der Black Hawk ist in etwa zwanzig Minuten bereit.«
    »Zwanzig Minuten?«
    »Wir haben nicht viel Zeit. Schaffen Sie das?«
    »Ich bin gleich da«, erwiderte Pakula und legte auf.
    Er sah Grace an, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schnappte sich seine Jacke von der Sessellehne. »Herrgott, wie ich diese verdammten Hubschrauber hasse!«

65. Kapitel
    10.40 Uhr
Highway 281 North
    Andrew sah anhand der Straßenschilder, dass sie anscheinend schon wieder in die falsche Richtung
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