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Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Titel: Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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immer in der Annahme, dass der Abend wahrscheinlich damit enden würde, dass ich vor Banshees weglaufen oder Vampiren hinterherrennen musste. Vielleicht will Quen sich nur nett unterhalten? Aber ich bezweifelte es.
    Die Aufzugglocke ertönte, und ich setzte ein Lächeln auf, falls jemand darin stand, das jedoch schnell verblasste, als die Türen sich öffneten und lediglich den Blick auf mehr Messing, Samt und Mahagoni freigaben. Ich trat hinein und drückte den R-Knopf ganz oben auf der Leiste. Vielleicht fühlte ich mich nur deswegen so unbehaglich, weil ich allein war. Ich war diese Woche viel allein gewesen, während Jenks sich bemühte, im Garten die Arbeit von fünf Pixies zu erledigen, und Ivy in Flagstaff weilte, um Glenn und Daryl beim Umzug zu helfen.
    Die Geräusche der Lobby verklangen, als die Türen sich schlossen. Ich sah in den Spiegel und schob mir eine Strähne hinters Ohr, die dem lockeren Zopf entkommen war, den Jenks’ jüngste Kinder mir heute Abend geflochten hatten. Wäre Jenks hier gewesen, hätte er mir gesagt, ich solle mich zusammenreißen. Es knackte in meinen Ohren, und ich straffte die Schultern. In den Handlauf des Lifts war ein Muster aus Kraftliniensymbolen eingelassen, aber es war nur ein leichter Euphorie-Zauber. Ich lehnte mich dagegen. Ich konnte heute Abend alle Euphorie brauchen, die ich bekommen konnte.
    Als die Türen sich schließlich öffneten und Livemusik in den Raum hallte, hatte ich mich ein wenig entspannt. Himmel, es war nur ein Abendessen. Ich lächelte den jungen Mann am Empfangstisch an. Seine Uniform stand ihm gut, und er hatte die Haare mit Gel nach hinten gekämmt. Hinter ihm erstreckte sich Cincinnati durch die Dunkelheit, und die Lichter der Stadt glitzerten in der Nacht wie unzählige Seelen. Der Gestank und der Lärm waren weit entfernt, sodass man nur die Schönheit wahrnahm. Vielleicht hatte Quen sich deswegen für dieses Restaurant entschieden.
    »Ich bin mit Quen Hanson verabredet«, sagte ich und zwang meine Aufmerksamkeit wieder auf den Empfangschef. Alle Tische, die ich sehen konnte, waren mit Leuten gefüllt, die sich an den Festival-Spezialitäten schadlos hielten.
    »Ihr Tisch ist noch nicht fertig, aber Mr. Hanson wartet an der Bar auf Sie«, antwortete der Mann. Ich blinzelte bei dem unerwarteten Respekt in seiner Stimme. »Darf ich Ihnen das Schultertuch abnehmen?«
    Das wird ja immer besser, dachte ich, während ich mich umdrehte, um die Seide von meinen Schultern gleiten zu lassen. Ich spürte, wie er beim Anblick meiner Rudel-Tätowierung kurz zögerte, und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Ich war stolz darauf.
    »Hier entlang, bitte«, sagte er, gab das Tuch einer Frau, nahm eine Papierquittung dafür entgegen und reichte sie an mich weiter.
    Ich ließ meine Hüften schwingen, als ich ihm folgte und mühelos auf den sich drehenden Teil des Restaurants über wechselte. Ich war schon ein paarmal hier gewesen, und die Bar lag am anderen Ende. Wir schritten zwischen Tischen hindurch, an denen verschiedenste schicke Leute fürstlich speisten. Das Paar, das das Hochhaus vor mir betreten hatte, saß bereits an seinem Platz. Ihre Gläser waren mit Wein gefüllt, und sie saßen eng nebeneinander, als würden sie sich gegenseitig mehr genießen als den Ausblick. Es war schon eine Weile her, seitdem ich mich so gefühlt hatte, und ich verspürte einen kurzen Stich. Doch ich verdrängte das Gefühl und trat zurück in den unbeweglichen Mittelteil des Restaurants, in dem sich die Bar aus Messing und Mahagoni befand.
    Außer dem Barkeeper war Quen die einzige Person an der Bar. Er trug Jackett und Krawatte. Seine Körperhaltung verriet Unsicherheit, denn er stand kerzengerade vor der Bar, statt zu sitzen. Die förmliche Kleidung sah gut an ihm aus, schränkte aber wahrscheinlich seine Bewegungsfrei heit mehr ein, als ihm lieb war. Ich lächelte, als er mit einem Stirnrunzeln an seinem Ärmel zog; er hatte mich noch nicht gesehen. Die Reflexionen im Glas hinter dem Spiegel zeigten die Lichter auf dem Fluss. Quen wirkte erschöpft – wachsam, aber erschöpft.
    Nichts entging seinem Blick, und er legte den Kopf schräg, um dem leise gestellten Fernseher in der Ecke über ihm zu lauschen. Dann bemerkte er uns und drehte sich lächelnd um. Ich erwiderte das Lächeln. Ich war wirklich froh, ihn zu sehen. Irgendwie war er für mich zu einer Art Vaterfigur geworden. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass wir im ersten Jahr unserer Bekanntschaft
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