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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern
Autoren: Jackson Pearce
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Wölfe – nicht das ganze Rudel, aber mindestens ein Dutzend – sammeln sich hinter ihm und scharren mit den Füßen, wie Rennpferde, die darauf warten, dass sich die Startboxen öffnen. Der Hund auf dem Nachbargrundstück heult wütend und wirft sich gegen den Zaun. Bis auf den Hund und den schweren Atem der Wölfe ist die Straße gespenstisch still. Selbst die Straßenecken sind leer, als ob die Junkies davongelaufen wären wie die Bürger vor einem Showdown in einem Western.
    »Lett«, flüstert Silas angespannt. Es ist keine Warnung, sondern eine Frage, denn er weiß, dass in meinem Kopf bereits ein Plan Formen annimmt, wie ein Schneeball, der bergab rollt.
    »Wir sind wieder zu dritt«, murmele ich und zähle die Wölfe hinter dem Alpha.
    »Die schaffen wir. Wir haben schon einmal gegen eine ähnlich große Gruppe gekämpft.«
    »Du darfst nicht gebissen werden. Der Alpha ist dabei, und er will dich.«
    »Du weißt, was du zu tun hast, wenn das passiert«, sagt Silas ernst.
    Ich begegne seinem Blick für einen Moment, und er greift nach meiner Hand, um sie zu drücken. Wie auf Kommando brechen wir unsere Starre und schlüpfen durch die Öffnung im Zaun.
    Die Blicke der Wölfe schießen auf uns, als wären sie ein einziges Wesen. Wir tauchen aus den langen Gräsern auf und begeben uns an die Seite meiner Schwester. Sie lächelt schwach, zerrissen zwischen Freude und Angst.
    »Es tut mir leid, Scarlett«, flüstert sie. »Sie sind über mich hergefallen, haben mich gefangen gehalten, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich dachte nicht, dass du kommen würdest, selbst wenn du wüsstest, dass sie mich geschnappt haben …«
    Ihre Worte treffen mich hart. Die andere Hälfte meines Herzens dachte, ich würde nicht ihretwegen kommen? Ich beiße mir auf die Zunge, habe Angst, zu viel zu sagen. Als ich Rosie den Gürtel mit ihren Messern gebe, nimmt sie ihn, ohne mich anzusehen. Silas’ und Rosies Finger tasten nacheinander. Der Alpha atmet unruhig ein, er betrachtet Silas mit solcher Gier, dass die Luft fast davon flirrt. Die Wölfe riechen so stark nach Rauch und Treibstoff, dass mein Auge zu tränen beginnt.
    »Sie haben dich wegen Silas geholt, Rosie. Du warst der Köder für ihn.«
    »Für Silas …? Aber wieso …« Rosies Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    Ich erkläre ihr nichts weiter, aber das brauche ich auch nicht – sie versteht, schnappt nach Luft und wirkt, als würde sie gleich zusammenbrechen. Aber dann ergreift sie Silas’ Hand und zieht ihn beschützend an sich.
    »Tut mir leid, Rosie«, murmelt Silas ihr ins Haar. »Ich wusste nicht …«
    »Es ist ein Irrtum.« Rosie spricht mit zusammengebissenen Zähnen. »Es
muss
ein Irrtum sein.« Ihr Gesicht ist bleich vor Angst, aber ihre Augen flackern zornig. Sie will, dass Silas oder ich ihre Hoffnung bestätige, dass alles nur ein Irrtum ist. Dass derjenige, den sie braucht, nicht zugleich derjenige ist, den die Wölfe brauchen.
    Silas schüttelt den Kopf, und in seinem Blick spiegeln sich sein Schmerz, sein Mitleid, seine Liebe. Er will ihr unbedingt sagen können, dass er nicht der Welpe ist, und öffnet den Mund, doch es kommt kein Geräusch heraus. Sein Schweigen sagt mehr als Worte und bekräftigt Rosies schlimmste Befürchtungen. Meine Schwester erlaubt einem einzigen verletzten Laut, ihrer Kehle zu entweichen, und vergräbt dann die Finger in seinem T-Shirt. Dann streckt sie sich und küsst ihn, schnell und wild, als ob ihrem Mund der Sauerstoff entströmen würde, den er zum Überleben braucht. Er schlingt beide Arme eng um sie, als würden sie sich gegenseitig am Boden halten. Ich vermag nicht mehr zu sagen, wer wen hält.
    Es ist Silas’ Schuld, dass Rosie in Gefangenschaft war. Silas’ Schuld, dass sie fast gestorben wäre. Die Wut, die sich in mir aufgestaut hatte, war noch vor einigen Minuten so stark, so unnachgiebig. Der versteckte Gedanke, dass Rosie, wenn Silas sterben würde, in Sicherheit wäre. Sie würde wieder eine Jägerin sein. Wir wären wieder zusammen, so wie wir es waren, bevor sie ihn liebte.
    Aber dieser Kuss lässt mich meine Wut auf das Rudel vor uns verschieben. Wie können sie es wagen, Silas Rosie wegzunehmen? Wie können sie es wagen, sie in etwas wie mich zu verwandeln? Ich knirsche mit den Zähnen und konzentriere mich wieder auf die Fenris. Meine Schwester
verdient
Silas. Sie
verdient
es, geliebt zu werden, selbst wenn es mir das Herz bricht. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihn ihr
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