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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Sadomasochismus ist eine sexuelle Orientierung wie Homosexualität. Nur weil wir uns nicht mit dem alten Rein-raus-Spiel begnügen, grassieren die wildesten Vorurteile. SM bedeutet nicht, dass jeder machen kann, was er will. Es gibt Regeln, an die sich die Partner zu halten haben.«
    »Ein Realsadist ist also jemand, der sich nicht an die Regeln hält«, folgerte ich.
    »Genau. SMler hassen Realsadisten wie die Pest. Nicht nur weil sie eine Gefahr darstellen, sondern auch weil sie den Ruf der Szene schädigen. Wer in den Verdacht gerät, ein Realsadist zu sein, kommt sofort auf die schwarze Liste.«
    »Apropos Liste«, bemerkte ich. »Sie haben vorhin von einer Gästeliste gesprochen.«
    »Die können wir unmöglich herausgeben«, sagte Manfred Heusken bestimmt.
    »Ohne die Liste kann ich nicht ermitteln.«
    »Sie werden die Liste bekommen«, entschied Clara und handelte sich einen wütenden Blick ihres Mannes ein.
    »Und setzen Sie auch Ihr Personal drauf! Ich möchte wissen, wer an dem Abend im Club gearbeitet hat.«
    »Ich muss Ihnen ja nicht sagen, dass die Liste reines Dynamit ist. Sie werden die Daten absolut vertraulich behandeln, außer Ihnen darf sie niemand zu Gesicht bekommen.«
    Ich versprach, mich daran zu halten. Dann verhandelten wir über mein Honorar und vereinbarten einen Vorschuss.
    »Besser, Sie lassen Renate Averbeck vorläufig in Ruhe«, sagte Manfred Heusken. »Es geht ihr immer noch ziemlich schlecht. Halten Sie sich an ihren Mann! Wir werden ihm mitteilen, dass wir Sie engagiert haben.«
    »Gut.« Ich schaute zu den Monitoren.
    »Sie ist vor zehn Minuten gegangen«, sagte Clara leise.
    »Wie bitte?«
    »Die Frau mit dem kurzen schwarzen Rock, die vorhin neben Ihnen gestanden hat.«
    »Sie haben mich beobachtet?«
    »Aber sicher.« Clara grinste. »Und jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wer sie ist?«
    Ich wartete.
    »Sie war heute zum ersten Mal hier. Ich glaube, sie ist ein Neuling. Manche brauchen etwas länger, bis sie sich trauen, ihre Neigungen auszuleben.« Clara öffnete die Bürotür und begleitete mich hinaus. »Am Anfang sind sie unsicher und schauen sich nur um. Beim zweiten oder dritten Besuch werden sie dann mutiger.«
    Wir erreichten den Ausgang. Clara blieb stehen und lächelte mich versonnen an. »Sie sind auch neugierig, stimmt's? Ich könnte Ihnen eine Einführungslektion geben.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich glaube, ich bin noch nicht so weit.«

3
     
    Pia Petry trifft alte Freunde und neue Bekannte
     
     
    Den Besuch in diesem SM-Club hätte ich mir sparen können. Nichts ist dabei herausgekommen. Absolut gar nichts. Außer dass mich ein Wichtigtuer zum Sekttrinken eingeladen hat.
    »An der nächsten Kreuzung rechts abbiegen«, reißt mich die weibliche Stimme des Navigationssystems aus meinen Gedanken. Das geht aber nicht, weil die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Ich fahre weiter geradeaus, in eine Richtung, in die ich gar nicht will, und genieße das Vibrieren des Sechs-Zylinder-Porsche-Motors unter meinem Hintern. 320 PS und eine Beschleunigung von null auf hundert Stundenkilometer in fünf Sekunden trösten mich ein wenig über die Pleite der letzten Nacht hinweg. Auch wenn mich dieser Mietwagen Unsummen kostet und ich gar nicht daran denken darf, was mein Assistent, Martin Cornfeld, sagen wird, wenn er erfährt, dass ich mir anstatt eines Fahrrads ein 911er Carrera Coupé gemietet habe. Als Student der Betriebswirtschaft verhält er sich immer sehr kostenbewusst und wacht wie ein Zerberus über unsere Finanzen. Eine Einstellung, die ich nicht teile. Denn egal wie prekär unsere finanzielle Situation auch ist, bestimmten Dingen kann ich nicht widerstehen. Dazu gehören Schuhe von Manolo Blahnik, Klamotten von Dolce & Gabbana, italienische Designermöbel und schnelle Autos. Vorlieben, die ich mit meiner Freundin Renate teile. Nur dass ich sie mir im Gegensatz zu ihr eigentlich nicht leisten kann.
    In die nächste Straße, die rechts abgeht, kann ich wieder nicht einbiegen. Es ist eine Einbahnstraße. Die Navigationsstimme fordert mich auf umzudrehen. Dazu bietet sich keine Gelegenheit und wenige Minuten später stehe ich im Stau. Klasse, genauso habe ich mir das vorgestellt.
    An dem Schlamassel ist Jochen schuld, Renates Ehemann. Warum musste er mich heute Morgen schon um Viertel nach sieben aus dem Bett klingeln? Dass Renate von der Beobachtungsstation auf die normale Krankenstation verlegt worden ist, hätte er mir auch noch zwei Stunden später
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