Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutlied -1-

Blutlied -1-

Titel: Blutlied -1-
Autoren: Vanessa Farmer
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht.«
    »Othello und Jago«, sagte Caroline. «Jago haben wir unsere Erkenntnis der Intrige zu verdanken.”
    Frederic nickte und strahlte. »Ja, das sehe ich auch so.«
    »König Lear – Der alte Mann und der Wahnsinn, ein jeder Mann ...«
    »Eine interessante Sichtweise«, echote Frederic.
    »Der Sommernachtstraum – wer denkt nicht an ihn und gleichzeitig an einen Wald voller Sonne, Schatten und Feenstaub?«
    »Schön gesagt ...«
    »Hamlet – Der Wahnsinn der Jugend. Viel Lärm um Nichts – Beatrice und Benedikt, die sich streiten, wie es nur Liebende können.« Sie machte eine kleine Pause und seufzte. »Romeo und Julia - seitdem wissen wir, was Liebe bedeutet.”
    »Ja«, nickte Frederic. »Es ist, als habe Shakespeare die Liebe ausdrücklich für dieses Stück erfunden.«
    Erneut schwiegen sie. Sahen sich an. Endlose Sekunden.
    Frederic brach das Schweigen und sagte leise. »Kürzlich habe ich einen alten Bekannten besucht, Mr Holmes. Er ist Privatdetektiv. Er zeigte mir Daguerotypien der Pyramiden von Gizeh. Er berichtete, das Ägypten ein Land der Mysterien sei. Ich erfuhr heute, dass wir dort einen neuen Klienten haben. Diesen werde ich demnächst besuchen müssen, um eine Nachlassangelegenheit zu regeln.«
    »Ägypten muss wunderbar sein. Ich habe viel darüber gehört. Der Nil, die alte Kultur ...«
    Das war ungewöhnlich, wusste Caroline. Eine gute britische Lady hatte sich gefälligst in ihrem Heim auszuleben. Das Ausland, schlimmer noch, exotische Plätze, sollte sie sich versagen, am besten gar nicht wahrnehmen. Würde sie Frederic mit ihrer Einschätzung erschrecken?
    »Sie sind wirklich eine erstaunliche Frau«, antwortete Frederic stattdessen. »Ich habe das Gefühl, egal was es auch sei, mit Ihnen besprechen und teilen zu können.«
    »Ja«, nickte Caroline verlegen und füllte die Gläser nach. Die Standuhr schlug neun Uhr.
    Der schwere Wein tat seine Wirkung. Zuerst bekam Caroline warme Ohren, dann wurde ihre Stimme beschwingt und als das Knistern im Kamin lauter zu werden schien, die Hitze glühender, wusste sie: Ich bin angetrunken! Das gehörte sich nicht. Sie kannte Frauen, die sich ihr Leben lang in keinem Stuhl angelehnt hatten. So, wie es Königin Viktoria vorlebte. Frauen, die nie ihren Männern widersprachen. Die das Motto lebten: Gebe dem Manne Recht und er ist’s zufrieden. Ist er es, bist du es auch!
    Sie lachte.
    Frederic blickte sie aufmerksam an. »Habe ich Soße am Kinn?«
    »Verzeihen Sie, Frederic ...«, kicherte Caroline. Sie würde ihm ihre Gedanken auf keinen Fall mitteilen. Nein, auf keinen Fall, aber sie würde ihn jetzt und hier ...
    Sie beugte sich vor, legte ihre Hand um seinen Kopf, zog ihn zu sich und küsste ihn.
    Seine warmen Lippen schmeckten nach süßem Wein und Lust. Falls er erstaunt war, zeigte er es nicht. Selbstbewusst erwiderte er ihren Kuss. Ihr Mund öffnete sich. Seine Zunge erforschte sie. Sie rutschte auf die Vorderkante ihres Stuhls, er kam ihr ebenfalls entgegen. Sie stöhnten und ließen sich keine Sekunde los. Endlich, atemlos, lösten sie sich einen Moment. Nur, um sofort wieder in eine innige Zärtlichkeit zu versinken. Seine Hände waren an ihrem Nacken, seine Lippen an ihrem Hals. Seine Finger glitten hinab auf ihre Schultern, auf ihren Rücken. Sie ertastete sein volles schwarzes Haar. Seine Zunge spielte auf ihrem Hals und Caroline erbebte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie derartige eine Leidenschaft empfunden.
    In dieser Nacht musste Frederic nicht alleine wachen.
     

     
    Sie heirateten zwei Wochen später auf einem Schiff. Der Kapitän, ein ehrwürdiger Mann an die Sechzig, sprach die wichtigen Worte und die Zeremonie endete mit einem innigen Kuss.
    Die Hochzeitsreise ging nach Ägypten. Mit einem Schiff fuhren sie den Nil bis nach Kairo. Sie besuchten Luxor und Abu Simbel. In Kairo schlenderten sie in der Staatsbibliothek, die erst vor wenigen Wochen eröffnet hatte. In der el-Hākim-Moschee besichtigten sie Ausstellungsstücke aus dem 7. bis 19. Jahrhundert aus allen Teilen der islamischen Welt. Keramiken, Kacheln, Holzschnitzereien, Glasgegenstände, Metallarbeiten, Manuskripte und Bücher sowie Teppiche und Textilien. Sie sahen die Hängende Kirche, die vor ein paar Jahren fertiggestellte Alabaster Moschee. Zu den Pyramiden von Gizeh ritten sie auf Kamelen. Dort dinierte sie im Sonnenuntergang. Ein kleiner braunhäutiger Reiseführer machte mehrere Fotografien von ihnen. Frederic belohnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher