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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold
Autoren: Elizabeth Lowell
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stundenlang auf den Anruf zu warten, aber er fühlte sich hier nicht annähernd so grauenhaft wie zuvor auf dem langweiligen Hausboot seines Onkels an dem langweiligen Anlegeplatz am Lake Mead unter der langweiligen Wintersonne.
    Nach ein paar Stunden hatten ihn auch die Pornofilme, die er auf dem Schiff entdeckt hatte, zum Gähnen gebracht. Aber einschlafen konnte er nicht.
    Als der Anruf gekommen war, in dem Socks aufgefordert wurde, nach Vegas zurückzugehen und sich im Lucky Sun Motel unter dem Namen Ed Hutch einzuquartieren, hatte er keine Fragen gestellt. Er war in den Leihwagen gestiegen, hatte sich gewünscht, dass es sein lila Baby wäre, und war nach Vegas gefahren. Hier wartete er schon wieder, höchst gelangweilt.
    Wenn ihm nicht am Ende eine Menge Geld winken würde – und der Tod einer gewissen Zicke –, hätte er seinen Arsch aus dem Motel bewegt und sich auf den längst überfälligen Streifzug durch die Stadt gemacht.
    Aber die Chance auf ein dickes Bündel Scheine und die Aussicht, sich an Cherelle zu rächen, waren zu verlockend, um sie sich entgehen zu lassen. Das Kokain konnte warten. Eine Möse konnte warten. Er hatte eine Verabredung mit einer Million Dollar. Die Pistole, die im Motelzimmer deponiert wurde, bevor er hergekommen war, drückte angenehm und hart gegen seinen Bauch.
    Voll geladen, Halbautomatik, bereit zum Schützenfest.
    Er brauchte nur noch die Adresse.
    Das Telefon klingelte.
    Er nahm den Hörer ab, hörte zu und grinste.
    Das Schützenfest konnte beginnen.

67
Las Vegas
5. November
Nachts
    Als Shane rasch den Strip hinunterfuhr, flossen bunte Lichtstreifen in stummer Pracht an der Windschutzscheibe vorbei. Er achtete nicht darauf. Er musste einfach durch – durch die Lichter wie durch diese Nacht, bis Risa endlich in Sicherheit war.
    Niall sah ihn von der Seite an mit Augen, die so schwarz waren wie ein Brunnenloch. »Was ist, wenn wir das Gold verlieren?«
    »Solange wir Risa nicht verlieren, kann ich mit allem leben, was kommt.«
    »Oh, den Eindruck hatte ich auch. Dana ebenso.«
    Niall lächelte.
    »Sie hat gesagt, Sie würden hier nicht einfach zuschauen. Dann bat sie mich, an Ihnen dranzubleiben wie die Schmeißfliege auf dem Hundehaufen.«
    Shane reagierte nicht.
    »Ich werde Ihnen nicht im Weg sein, mein Freund.«
    »Machen Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Niall verzog das Gesicht. Er war schon mit verschiedenen Einsatzkommandos unterwegs gewesen und konnte Shanes Gemütszustand gut einschätzen. Er war jenseits von Wut und Zorn. Macht keine Gefangenen! – das beschrieb es nicht einmal ansatzweise.
    Männer waren am gefährlichsten, wenn sie eiskalt und ruhig waren.
    »Wenn Sie sagen, was Sie vorhaben, kann ich Ihnen dabei helfen«, sagte Niall.
    Stille.
    Immer noch flossen Lichter, Gebäude und Autos in einem bunten Regenbogen an ihnen vorüber. Shane überfuhr zwei gelbe Ampeln und die dritte bei Rot. Er war nicht unvorsichtig, nur sehr schnell.
    Gerade als Niall dachte, er hätte alles Vertrauen, das der andere Mann zu ihm entwickelt hatte, verspielt, lockerte Shane seinen Griff um das Lenkrad und bremste an einer Kreuzung, die zu gefährlich war, um die Ampel zu ignorieren.
    »Ich möchte Cherelle außer Gefecht setzen, ehe Risa hinkommt«, sagte Shane. »Wenn Sie mir dabei helfen wollen, gut. Wenn Sie mich daran hindern wollen, auch gut. Auf jeden Fall wird Cherelle dran sein.«
    »Was wollen Sie machen – die Tür eintreten?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Und wenn sie bewaffnet ist?«
    »Das bin ich auch.«
    »Meinen Sie, sie hat den Hehler umgebracht?«
    »Möglich, aber nicht wahrscheinlich.«
    »Socks?«
    »Anzunehmen. Den polizeilichen Unterlagen nach hat er einen IQ von einundneunzig und ist jähzornig.«
    Shane schaltete die Scheinwerfer aus, bevor er zum Midas Motel einbog. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er etwa sechs Minuten Vorsprung hatte. Er griff in seine Brieftasche, holte ein paar Zwanziger heraus und gab sie Niall.
    »Der Nachtportier könnte mich erkennen«, sagte er. »Verdammt seien alle Pressefotografen.«
    »Geschieht Ihnen recht, bei dem hübschen Gesicht, das Sie haben.«
    Shane ignorierte Nialls Bemerkung. »Können Sie bitte herausfinden, ob eins der Zimmer neben Nummer 121 frei ist?«
    »Sind Sie noch hier, wenn ich zurückkomme?«
    Shanes Miene blieb unbewegt. »Wenn nicht, wissen Sie, wo Sie mich finden.«
    Niall eilte in Richtung Büro. Shane wartete nicht auf die Nachricht, ob eins der Zimmer frei war. Er stieg aus dem
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