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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold
Autoren: Elizabeth Lowell
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Und hier.«
    Shane beobachtete ihre Fingerspitzen und dachte an ihre Zunge. Gereizt zwang er sich, nur an den Goldreif zu denken statt an sein ständig wachsendes, verdammt unpassendes erotisches Verlangen nach seiner Kuratorin.
    Risa blickte zu Dana. »Ich vermute eine Zapfenverbindung an beiden Enden dieses Bogens.«
    »Übersetzen, bitte«, sagte Shane.
    Die Schärfe in seinem Ton ließ Risas Augen schmaler werden. »Stellen Sie es sich einfach vor wie Männchen und Weibchen.«
    Niall kicherte.
    Risa wandte sich wieder an Dana. »Diese Art von Verbindung war in der Eisenzeit weit verbreitet. So konnte man einen der drei Bogen entfernen, sodass die beiden übrigen um den Nacken gelegt – oder gedrückt – werden konnten. Dann wurde der Bogen wieder an seine Stelle gesetzt und die Zapfen zusammengepresst, und auf diese Weise saß er bombenfest.«
    »Klingt ungemütlich«, meinte Shane.
    »Das hat Status oft so an sich.«
    Er warf Risa einen amüsierten, bewundernden Blick zu. Die Verbindung von Pragmatik und scharfer Intelligenz interessierte ihn so wie alles andere an ihr, inklusive ihres üppigen Körpers.
    Und das machte ihm Sorge. Affären entstanden nicht auf der Basis von Intelligenz und Pragmatik. Sie waren in der Regel schnell, gierig und heiß. Alles, was mit Intelligenz zu tun hatte, war eine Beziehung.
    Schlechte Idee.
    Beziehungen waren nicht seine Sache. Beziehungen hatte er nur zu seiner Familie, und das bedeutete im Fall seines Vaters ständigen Kampf, bei seiner Mutter Traurigkeit auf beiden Seiten – also Enttäuschung auf der ganzen Linie.
    Wenn du es nur versuchen würdest, könnten dein Vater und du gut miteinander auskommen. Du musst es nur versuchen, Shane. Versuch’s doch, bitte. Tu’s für mich.
    Diese oft wiederholte Bitte seiner Mutter geisterte wie ein trauriges Gespenst durch Shanes Erinnerungen. Er ignorierte sie mit der Leichtigkeit lebenslanger Gewohnheit und Übung. Auch nicht seiner Mutter zuliebe würde er sich mit der ätzenden Arroganz seines Vaters abfinden. Damit basta. Und basta mit jeglichem Familienleben.
    Shanes wahre Erziehung hatte danach erst begonnen.
    Was hätte eine bessere Schule für all die Dinge sein können, die er bei seinem erfolgreich abgeschlossenen Betriebswirtschaftsstudium in Stanford nicht lernen konnte, als die Straße – völlig abgebrannt und alleine?
    »Was das Alter anbelangt«, fuhr Risa fort und strich mit ihren Fingerspitzen leicht über das kühle alte Gold: »Ich kenne zumindest einen Ring, der diesem in Bearbeitung und Stil ähnelt. Er stammt aus dem Marne-Tal in Frankreich und geht zurück auf das vierte vorchristliche Jahrhundert.«
    »Vorläufige Schätzung des Werts?«, fragte Dana.
    »Vorausgesetzt, er ist von einwandfreier – völlig zweifelsfreier – Herkunft, würde ich bei dreihunderttausend anfangen und hoffen, dass er beträchtlich mehr einbringt. Bis zu fünfhunderttausend. Vielleicht sogar mehr. Das hängt davon ab, ob er auf einer öffentlichen Auktion angeboten wird, wo die Preise schon wegen des Wettbewerbscharakters der Veranstaltung höher gehen, oder bei einem Privatverkauf an einen interessierten Käufer.«
    »Ist er verkäuflich?«, fragte Shane direkt.
    »Ja«, antwortete Dana.
    »Darf ich«, fragte er und streckte bereits fordernd seine Hand aus.
    Risa übergab ihm den Ring.
    Einen Moment lang schloss er die Augen und nahm das Gewicht, die Bearbeitungsweise und das Gefühl, das er beim Anfassen eines antiken Stücks empfand, in sich auf. Er hätte nicht sagen können, warum er sich antiken Sammlerstücken aus Gold auf diese Weise näherte; er wusste nur, dass er es schon immer so machte. Egal, wie spektakulär ein Stück sein mochte – wenn es sich für ihn nicht richtig anfühlte, kaufte er es nicht.
    Als er seine Augen öffnete, hatten sie die klare, tiefgrüne Färbung königlicher Jade. Und er schaute Risa an – in sie hinein.
    Sie spürte, wie ihre Nackenhaare zu kribbeln begannen, und wandte sich abrupt von ihm ab. Beinahe wäre sie dabei gestolpert. »Sag deinem Kunden, er hätte – die Prüfung der Herkunft vorausgesetzt – ein Gebot über dreihunderttausend …«
    »Vier«, wurde sie von Shane unterbrochen.
    »Vierhunderttausend Dollar«, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor. »Wenn er Probleme damit hat, dass ich gleichzeitig als Gutachterin und Ankäuferin fungiere, wird ihm Tannahill Inc. ein neutrales Gutachten bezahlen.«
    »In Ordnung«, sagte Dana. Im Geiste sah sie bereits die Provision zu
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