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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)
Autoren: Charlotte Kern
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Unbewaffnete, unschuldige alte Leute. Warum?«
    »Es musste sein«, sagte Gianluca einfach. »Ihr Vater ist seine eigenen Wege gegangen. Und das tut man nicht. Man widersetzt sich uns nicht.«
    Ganz kurz streifte sie sein Blick. Dann ließ er seine Augen ins Autoinnere zum Handschuhfach wandern. Natürlich. Seine eigene Waffe lag darin. Wenn sie es schaffte, an sie heranzukommen, konnte sie die Situation wenden. Doch wie sollte sie das tun? Laura stand wie versteinert.
    »Und die Frau?«, fuhr der Fremde fort. »Ich frage mich, warum sie hier im Pyjama steht. Sicher nicht freiwillig«. »La bella Laura, von der niemand so genau weiß, ob sie eine Verräterin ist. Vielleicht holen Sie sie ja ab, um sie zu töten, bevor Ihnen der Laden um die Ohren fliegt.«
    Um so viel zu wissen, musste er sich lange mit ihnen beschäftigt haben. Jetzt wandte er sich an Laura. »Ich tue Ihnen nichts. Stellen Sie sich neben den Pfeiler und verhalten sich ruhig!« Sie konnte sich nicht bewegen. »Na los! Sonst erschieße ich auch Sie.«
    Sie stieg von der Stufe und trat aus dem Schussfeld. Die Kälte der Nacht kroch ihr mit klammen Fingern die Beine hoch.
    »Sie wissen, was das nach sich ziehen wird?«, fragte Gianluca noch einmal. Auf der Treppe waren jetzt Stimmen zu hören. Zwei junge Frauen näherten sich ihrem Auto und hielten geschockt inne, als sie die Pistole sahen.
    »Ich bin Sizilianer«, sagte Girolamo und drückte ab.
    Das Echo des Schusses hallte von den Wänden wider wie eine viel größere Detonation, ein Erdbeben, in das sich das Kreischen der Frauen mischte. Laura näherte sich vorsichtig Gianluca, der zu Boden gefallen war. Sie kniete sich auf den Boden, strich ihm seine Haare aus der Stirn und legte seinen Kopf in ihren Schoß. In seiner Brust klaffte in Herzhöhe eine Wunde, aus der das Blut pulsierend hervorschoss und ihren Morgenmantel durchnässte. Irgendwann war er der Junge auf dem Foto gewesen, der Alessio auf den Arm genommen und in die Kamera gelacht hatte. Er bäumte sich auf, seine Augen trübten sich, dann war alles vorbei. Die beiden jungen Frauen waren herangetreten. »Rufen Sie 110«, sagte Girolamo und ließ die Waffe zu Boden fallen.

64.
    Alessio stand am Waldrand und starrte mitleidlos auf Kain, der sich am Boden vor Schmerzen krümmte und wilde Verwünschungen ausstieß. Die Stunden auf dem Schießstand hatten sich ausgezahlt. Er hatte ihn nicht töten wollen und deshalb auf sein Knie gezielt und getroffen. Kains Hosenbein war von Blut ganz dunkel, Blut, das den feuchten Boden tränkte wie ein altertümliches Opfer bei diesen alten Indianern in Südamerika. Wahrscheinlich hatte er ihm die Kniescheibe zertrümmert, doch sein Herz blieb kalt.
    »Alessio«, sagte der Bulle und schaute ihn aus seinen dunklen Augen an. Es lag so etwas wie Achtung darin. »Du hast den Mut gehabt, den Befehlen zuwiderzuhandeln. Es ist nicht leicht, wenn man Teil dieser … Maschinerie ist.«
    Er nickte. Der Bulle wusste nicht, wie groß sein Mut gewesen war. Er wusste nicht, dass Alessio für diesen Verrat früher oder später mit dem Leben bezahlen würde.
    »Fabian. Er kippt weg!«, rief Leonie mit Panik in der Stimme. Sie kniete über Kain und fühlte seinen Puls.
    »Corrado! Kommen Sie!« Fabian klopfte dem Verletzten auf die Backe, der in seiner Bewusstlosigkeit verharrte und endlich still war.
    »Ich geh dann mal«, sagte Alessio und wandte sich in Richtung Waldrand. Ihm war plötzlich schwindlig. So mutterseelenallein auf der Welt hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. Da war ein Band gewesen zwischen ihm und Kain, das sie wie ein Stück Stacheldraht verbunden hatte. Es hatte ihm bei jeder Bewegung ins Herz geschnitten, aber einsam war er nicht mehr gewesen, seit der Clan sich seiner angenommen hatte.
    »Alessio!«, rief Leonie.
    Was wollten die denn noch? Hatte er nicht genug für sie riskiert?
    »Wie sollen die Rettungskräfte uns finden?«
    Das war eine gute Frage. Gianluca hatte beiden ihre Handys abgenommen. Und wenn Kain keine Hilfe bekam, würde er verbluten. Er holte sein Telefon aus der Tasche und warf es dem Bullen zu, der es mit einer Hand aus der Luft pflückte. Dann drehte er sich um und setzte seinen Weg in den Wald fort. Fabian reichte das Handy an Leonie weiter, die hektisch darauf herumzuklicken begann und dann auf das Läuten in der Notrufzentrale wartete.
    »Irgendwo im Wald bei Baach«, sagte sie. »Wir sind im Tal. Da ist ein Gebäude. Ein Schacht von einem alten Bergwerk oder so
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