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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)
Autoren: Charlotte Kern
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Ich töte dich, Battista! , dachte Fabian kalt. Der Mafioso zog sie in die Senkrechte und tätschelte ihr mit falscher Freundlichkeit die Wange, bis die Benommenheit aus ihrem Blick wich. Dann goss er Mineralwasser in ein Glas und hielt es Leonie an den Mund.
    »Trink!«, sagte er.
    Zögernd nahm sie einen Schluck. Battista stellte das Glas ab und drehte sich wieder zu ihr.
    »Wie hast du es geschafft, ihn zu benachrichtigen? Oder war das alles ein – abgekartetes Spiel?«
    Leonies Hand fuhr an ihren Kopf, und er sah, wie sie versuchte, sich zu konzentrieren. »Ich habe ihn nicht … Ich konnte gar nicht. Du hast mein Handy.« Ihre Tränen begannen wieder zu fließen. Fabians Herz schlug gegen seine Rippen, als wollte es seinen Käfig sprengen. Bisher hatte er noch nicht gewusst, wie sich Hass anfühlte. Battista wandte sich ihm zu.
    »Und wie kommen Sie dann hierher, Signor Grundmann?«
    »Das werde ich Ihnen sicher nicht auf die Nase binden.«
    »Nein?« Battista trat einen Schritt näher, und Fabian spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Verzweifelt riss er an den Armen des Alten, aber Kain brachte ihn mit einem gezielten Schlag in den Magen zur Ruhe. Mühsam richtete er sich auf, sah Sterne, schnappte nach Luft.
    »Kain bringt Sie schon zum Reden. Der ist noch besser trainiert als Mischa und bricht Ihnen mit Vergnügen einen Knochen nach dem anderen.«
    Der Junge trat mit erhobenen Fäusten auf ihn zu wie ein Boxer und tänzelte provozierend auf und ab.
    »Du hast verloren, Chefkoch«, stieß Fabian hervor. »Das SEK ist im Anmarsch. Und dann fliegt dir hier alles um die Ohren.«
    »Ach, wirklich«, sagte Battista ungerührt und sprach auf Italienisch auf den Alten ein, der daraufhin lautlos den Raum verließ. »Es gilt, einige Planungen zu verändern. Aber nichts Weltbewegendes.«
    »Und die da?«, fragte Kain.
    »Gehen den Weg aller Verräter«, sagte Battista gleichgültig, zog Leonie auf die Beine, und schob sie in Richtung Tür.
    Kain stieß Fabian hinterher. Alessio folgte ihnen wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führte.
    Fünf Minuten später schob sich ein unbeleuchteter Geländewagen beinahe lautlos auf den Feldweg zur Landstraße. Fabian saß neben Leonie und Kain in der Mitte der Rückbank und spürte, wie sich die Waffe in seine Rippen bohrte. Beiläufig dachte er, dass er zu seiner Hinrichtung fuhr und fragte sich, warum er keine Angst hatte. Vielleicht brauchte das menschliche Gehirn ja eine Weile, bis es die Dimensionen der jeweiligen Realität ermessen konnte. Als sie auf die Landstraße abbogen, hielt er nach dem SEK Ausschau, das diesen Alptraum beenden würde, doch die Nacht blieb dunkel und still. Kein Blaulicht, keine Mannschaftswagen, kein Hubschrauber. Aus dem Augenwinkel sah er seinen Saab unwirklich und still am Straßenrand stehen. In dem Wagen, der schon bei seiner Ankunft verlassen dagestanden hatte, ging kurz die Innenbeleuchtung an und verlosch wie ein Irrlicht. Im Rückspiegel sah er, wie er sich langsam in Bewegung setzte. Leonie zitterte. Er griff nach ihrer eiskalten Hand und schloss seine Finger fest um ihre.
    Gianluca fuhr von Lobenrot nach Aichschieß und bog hier auf die Straße in Richtung Plochingen ab. An der Erddeponie »Weißer Stein« kamen ihnen zwei unbeleuchtete dunkelgrüne Mannschaftswagen mit Göppinger Kennzeichen entgegen. Mit unbewegtem Gesicht wartete Gianluca ab, bis sie vorüber waren, und lenkte das Auto dann in Richtung Baltmannsweiler.

62.
    Raum und Zeit enthoben, glitten sie lautlos dahin. Die Bewaldung öffnete sich für eine Obstwiese voller knorriger Apfelbäume, dann kam das Dorf Baltmannsweiler. Hinter einer Schallschutzmauer lag ein Neubaugebiet, nach links öffnete sich der Blick auf eine ältere Wohnsiedlung. Gianluca bog links ab, fuhr an der Kirche, der Festhalle und einigen Tennisplätzen vorbei, bis die Bebauung einem Waldgebiet wich, das sich tief ins Remstal hinabzog. Der Wald verhüllte schwarz und schweigend den Nachthimmel. Serpentinenartig schraubte sich die Straße bergab, klaftertief wie ein Grab. Als sie auf der Talsohle angekommen waren, lenkte Gianluca den Wagen auf einen Wanderparkplatz.
    »Aussteigen! Endstation«, sagte er und löschte die Scheinwerfer. Bis auf Gianluca verließen sie alle den Porsche Cayenne. Leonie spürte seinen Blick im Rücken, als Kain sie mit erhobener Pistole zum Waldrand dirigierte, und hörte dann, wie er den Geländewagen zurücksetzte und geradeaus in Richtung Remstal weiterfuhr.
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