Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
Vom Netzwerk:
stand.
    Lance wandte sich wieder Silks leblosem Körper zu; zärtlich strich er die Haare aus dem hübschen Gesicht des Jungen, ließ seine Finger über die kalte, blasse Haut gleiten. So still.
    »Keine Zukunft ...«
    Er beugte sich hinunter, drückte Silk einen letzten Kuß auf die toten Lippen. Dann stand er schwerfällig auf und bettete ihn vorsichtig zurück auf das blutgetränkte Bett.
    Still.
    Und dieses Bild – der weiße Körper des wunderschönen Jungen auf den blutroten Laken – war von so morbider Schönheit, dass Alex erschauderte. Der Tod rührte ihn, nahm ihn gefangen.
    Schwankend steuerte Lance auf ihn zu. »Mach’ ihn wieder lebendig!«
    Alex starrte ihn schweigend an. Lances Worte tropften wie Eisperlen auf ihn herunter.
    »Du sollst ihn zu einem Vampir machen! Los, verdammt – steh’ nicht so da herum! Sprich mit mir!« schrie er Alex an. »Sag mir, was du denkst!«
    Alex zuckte zusammen. Es war zu spät. »Es geht nicht mehr«, sagte er leise. »Silk ist tot.«
    Lance sprang mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu. Seine Pranken schlossen sich wie Klammern um Alex’ Arm. Dieser war wie zu einer Statue erstarrt; er konnte sich nicht bewegen, selbst als Lance ihn aus dem unseligen Raum hinauszerrte, wehrte er sich nicht.
     
     

19
    »Ihr werdet nicht mitkommen«, bestimmte Gabriel. Er, Brian und Julian waren noch am gleichen Abend abgereist und nach London zurückgekehrt.
    »Aber ...«
    »Kein aber, Julian. Auf diesem Friedhof wimmelt es von unzivilisierten Blutsaugern. Und ich weiß nicht, wie lange Brian und ich weg sein werden.«
    Jessica blitzte ihn wütend an. »Ich weiß sehr wohl, mich zu verteidigen ...«
    Gabriel verdrehte die Augen. »Mit Kreuz und Kräutern?«
    Jessica öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Julian unterbrach sie sofort: »Wir bleiben hier.«
    Er warf Jessica einen warnenden Blick zu. Es war sinnlos, mit Gabriel zu streiten – vor allem, wenn der diesen eigensinnigen Blick aufgesetzt hatte. Noch sinnloser war es, sich unnötig in Gefahr zu begeben.
    »Lass uns jetzt endlich gehen!« Brian war schon die ganze Zeit unruhig auf und ab getigert wie eine Raubkatze in einem Käfig. Jetzt hielt er die Anspannung nicht länger aus.
    Gabriel nickte knapp, und gemeinsam verließen sie Julians Wohnung. Jessica und Julian blieben besorgt zurück.
     
     

Alex weinte leise, die blutigen Tränen liefen über seine Wangen. Er hatte aufgeben, dagegen anzukämpfen. Er hatte so lange geschrien und geflucht – gekämpft –, doch Lance kannte kein Erbarmen. Er hatte ihn besiegt.
    Er wollte Alex brechen, wollte ihn seinen ganzen, unerträglichen Schmerz fühlen lassen. Und genau das war es, was Alex in diesem Augenblick überflutete. Er hatte nicht gedacht, dass Lance ihn dazu bringen würde, die Fassung zu verlieren.
    In seinem Leib steckte ein langes Schwert, das ihn an der Holzwand festnagelte. Er fühlte sich schrecklich, ausgeblutet, schwach und hilflos. Er schämte sich seiner Tränen – doch er hatte keine Möglichkeit mehr, sie aufzuhalten. Er hatte überhaupt keine Möglichkeit mehr.
    Für eine Zeit verlor er das Bewusstsein. Und wieder hatte er Visionen ... Dymas war da. Er stritt sich heftig mit Lance.
    Alex versank in einer undurchdringlichen Finsternis. Und plötzlich sah er Silk! Der Junge lächelte ihn an, streckte die Arme nach ihm aus, die schlanken, weißen Hände ... Er schaute ihn an mit seinen wunderschönen zweifarbigen Augen. Alex versuchte, nach ihm zu greifen, ihn anzufassen. Komm mit mir. Dein Tod ist so sinnlos. – Nichts ist jemals sinnlos.
    Als Alex ihn fast berühren konnte, löste Silks Bild sich vor seinen Augen in Nebelschwaden auf.
    Das Schwert wurde aus seinem Körper gerissen, und er krachte auf den harten Boden. Erschöpft ließ er sich zurückfallen, versuchte eins mit dem kalten Stein zu werden. Fast hätte er gelacht. Hysterie. Nichts ist jemals sinnlos.
    »Ich werde dich nicht gehen lassen, niemals.«
    Alex schlug die Augen auf; sah Lance über sich wie eine Erscheinung.
    »Du wirst nie wieder in deine eigene Welt zurückkehren.«
    Die Worte brannten in Alex’ angeschlagenem Geist. Das konnte Lance nicht machen!
    »Ich ... nein, Herr, das könnt Ihr nicht tun«, flüsterte er. Blut floss über seine aufgeplatzten Lippen. Sie heilten so langsam. So langsam ... »Ich tue alles, was Ihr verlangt.« Seine Stimme erstarb. Er hasste sich, er war ein erbärmlicher Kriecher. Nichts ist jemals sinnlos ...
    »Dafür ist es jetzt zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher