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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren
Autoren: Jörg Liemann
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der Bürgersteigseite und hörte wieder das Klopfen. Es war ein Ast. Sie war zu dicht an die Ausläufer des Baumes gefahren. Der Ast wurde im heftigen Wind gegen den Wagen geschlagen.
    Kleines Mädchen fährt allein durch die Nacht, zischte sie und ärgerte sich über sich. Kommissarin von Akazie brutal im Auto überfallen und vergewaltigt.
    Als sie wenig später schließlich in die Markgrafenstraße einbog, flirrten ihr an den Hausfassaden die Reflexionen der Blaulichter entgegen. Das Aufgebot an Einsatzfahrzeugen war noch größer, als sie vermutet hatte. Vor allem waren die Absperrungen so akribisch wie schon lange nicht mehr aufgebaut. Eine Gegend für reiche Leute, dachte sie. Villen mit alten Kiefern und alten Fassaden, aber viel dahinter. Da sorgt eben auch die Polizei bei einem Verbrechen für einen ordentlichen Rahmen.
    Sie stieg aus und stellte den Kragen ihrer Jacke hoch. Kalt war es nicht, aber sie hoffte, sich ein wenig vor dem Sprühregen schützen zu können. Der weiche Kragen klappte sofort zurück.
    Ein junger Polizist kam auf sie zu und breitete die Arme aus. » Hier können Sie nicht durch. Bitte stellen Sie Ihr Fahrzeug ein Stück weiter ab. «
    Isabel zeigte ihren Ausweis. » Maria Isabel Dacosta. Kripo. «
    » Tut mir leid. Sie können hier nicht durch. «
    Sie schaute ihn an. Es war ein junges, trotz des schmalen Schnittes teigiges Gesicht. Vielleicht lag es am Blaulicht.
    » Ich bin von der Kripo. «
    » Das sagten Sie. Sie können hier nicht durch. Bitte bewegen Sie Ihr Fahrzeug von den Absperrungen weg. «
    Isabel sah auf ihren Ausweis und wusste für einen Moment nicht weiter. » Ich komme von der Schweren Gewaltkriminalität. Ich bin hierher beordert worden, um einen Mord in diesem Haus da aufzunehmen. Und Sie wollen mich nicht durchlassen. «
    In den Augen des jungen Polizisten erkannte sie Unsicherheit, diese gefährliche Unsicherheit, die sie bei Kollegen gesehen hatte, bevor sie mit Knüppeln auf die Demonstranten losgingen. Das hier war ein anderes Land, aber es waren die gleichen Augen. Sie beschloss, sich auf jeden Fall zu beherrschen, und fragte ruhig: » Können Sie mir bitte sagen, weshalb ich nicht durchgehen soll? «
    » Tut mir leid. Ich darf Ihnen keine Auskunft geben. Ich habe den Auftrag, niemanden zum Tatobjekt vorzulassen. Auch nicht andere Kollegen von der Polizei. «
    » Kolleginnen « , sagte Isabel.
    Der Polizist wurde rot, das konnte sie sogar im Lichtgeflitter ausmachen. Schon bedauerte sie ihn ein wenig, aber gleichzeitig wurde sie wütend. » Wer hat Ihnen einen solchen Auftrag erteilt? Der gilt doch wohl nicht für die ermittelnde Beamtin der Kripo! «
    Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf.
    Isabel steckte den Ausweis weg und setzte sich in Bewegung, um einfach an ihm vorbeizugehen. Doch er trat einen Schritt zurück und stellte dann ein Bein so aus, dass er sich vor ihr aufbauen konnte. Im Schwung des Gehens konnte sie nicht so schnell stehen bleiben und rempelte gegen ihn. Er musste das als Angriff verstehen und nahm die Arme vor den Körper, um sie zurückzuschieben. Dabei setzte er den einen Arm auf der Höhe ihres Bauches an, während er mit der Hand des anderen Arms gegen ihre Brust drückte.
    Sie zuckte zurück und blickte auf seine Hand. » Caralho! « , zischte sie.
    Er nahm beide Arme herunter und schien am liebsten im Erdboden zu versinken. Ohne Zweifel hatte er gemerkt, dass er ihre Brust berührt hatte.
    Isabel spürte, wie der Zorn durch ihren Körper schoss und wie etwas ihr so die Kehle zuschnürte, als müsse sie schluchzen wie ein Kleinkind. Sie stand wie angewurzelt, und alle möglichen Kräfte kämpften in ihr.
    Der Polizist biss sich auf die Lippen. Der Uniformstoff auf seinen Schultern war dunkel durchweicht vom Regen, von dem Schirm der Mütze tropfte Wasser. » Entschuldigung « , gab er leise von sich, ließ seinen Blick auf ihre Brust streichen und erschrak sogleich darüber.
    » Bringen Sie mir auf der Stelle Ihren Vorgesetzten, der Ihnen verboten hat, mich durchzulassen « , sagte sie so neutral, wie sie es vermochte. Es klang gepresst.
    » Es gibt Probleme? « , fragte ein Mann im blauen Regenmantel und mit Prinz-Heinrich-Mütze. Er kam auf die beiden zu.
    Der junge Polizist trat erneut einen Schritt zurück und wandte sich an den Mann, der nun bei ihnen stand. » Die Dame kommt von der Kriminalpolizei Berlin. Sie soll Ermittlungen durchführen. «
    » Ich glaube, die Dame hat selbst einen Mund, um zu reden « , sagte er.
    Isabel ließ
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