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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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war. Würde er sie respektieren? Stand Taddeusz im Moment nicht nur unter dem Schock, dass sein mächtiger Vater von der eigenen Tochter ausgelöscht worden war? Eine beängstigende Erkenntnis legte sich über Sam: Der Kampf war noch nicht zu Ende; er hatte nur eine andere Dimension angenommen. Gerade deshalb sehnte sie sich nach Normalität.
    »Ich suche mir zuallererst eine hübsche Wohnung«, sagte Sam laut in die Kabine des Flugzeugs.
    »Wieso eine Wohnung?« Überrascht sah Taddeusz sie an.
    »In dem Kellerloch im Spital kann ich wohl kaum einen kleinen Jungen aufziehen. Mein Kind braucht Sonne.«
    »Sonne?« Teddie verengte die Augen. »Wieso sollte er ausgerechnet …« Auf Sams Blick besann er sich. »Ich habe bei uns einen Trakt für dich und den Jungen einrichten lassen.«
    Sam entging sein zärtlicher Unterton nicht, doch sie gab sich kühl. »Jaja, so einen Trakt kann ich mir vorstellen. Da gibt es keine Spiegel und den ganzen Tag sollen die Vorhänge zugezogen sein. Nein, so läuft das nicht.« Sie klopfte auf die Armlehne.
»Ich werde nicht in dem alten Gemäuer wohnen, wo es zieht und John sich wer weiß was holt. Ich habe Lust …«, sie überlegte, »auf ein gemütliches Neubau-Apartment am Südufer der Themse. Da sind die Mieten noch bezahlbar.«
    »Miete?« Vehement beugte Teddie sich vor. »Du brauchst doch keine Miete zu bezahlen. Ich kaufe dir ein Haus.«
    »Das kommt nicht infrage.« Ihre Blicke begegneten sich. »Sobald es mit dem Kleinen möglich ist, werde ich wieder arbeiten.«
    »Wozu?«, erwiderte er ehrlich überrascht.
    »Was ist das für eine Frage? Weil ich als Krankenschwester gebraucht werde. Und weil ich Lust dazu habe.« Sie entdeckte einen düsteren Unwillen in seinem Blick, rechnete damit, dass er widersprechen, ihr sogar drohen würde, aber Teddie hatte einen anderen Gedanken.
    »Und wer schaut auf das Kind, während du arbeitest?«
    »Das wird sich finden. Das Chelsea and Westminster Hospital hat Kinderkrippen und Tagesmütter für seine Angestellten.«
    »Das könnte ich doch machen«, mischte Richard sich ein. »Ich meine, tagsüber habe ich sowieso nie viel zu tun. Statt in der muffigen Gruft rumzuliegen, könnte ich auf John aufpassen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das möchte.« Ernst schaute Samantha zwischen den Brüdern hin und her. Dunkel und verführerisch der eine, der seinen Unwillen nur mühsam unterdrückte; offen und hilfsbereit der andere, auch er ein Mann, der Sam mittlerweile gefiel – aber beide waren sie Vampire. »Mir ist es lieber, wenn mein Kind so wenig Umgang mit euch hat wie möglich.«
    »Aber es ist auch mein Kind.« Der gefährliche Unterton in Taddeusz’ Stimme war nicht zu überhören.

    »Es ist deinem Vater nicht gelungen, mir das Kind wegzunehmen«, antwortete sie mit unvermittelter Schärfe. »Also rate ich auch dir, es nicht zu versuchen.« Sie staunte über die Festigkeit, mit der sie dem Vampir so etwas ins Gesicht schleuderte, aber vielleicht war das ja ein Ausdruck ihrer neuen Kraft. »Ist das klar?«, fragte sie, als Teddie schwieg.
    Nach kurzem Zögern war er zu einem Nicken bereit.
    Sam lehnte sich zurück, schob ihren Pulli hoch und gab dem kleinen John die Brust.

44
    S amantha kehrte genau an dem Tag zur Arbeit zurück, als Andrew entlassen wurde. Es war das erste Mal, dass sie ihn anders als im Schlafanzug sah. Als er in seinen Wintersachen aus dem Zimmer trat, wirkte er wie ein ganz gewöhnlicher Junge.
    »Hallo«, sagte sie. »Um ein Haar hätten wir uns verpasst.«
    Andrew blieb stehen. »Da bist du ja wieder.« Freude spiegelte sich in seinem Gesicht, zugleich Neugier. »Was ist los mit dir?« Er musterte sie von oben bis unten.
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Sie ging vor ihrem Freund in die Knie und wollte ihn umarmen.
    Er trat einen Schritt zurück. »Du siehst irgendwie aus … als ob du leuchtest.«
    »Du spinnst ja! Komm, drück mich lieber zum Abschied.« Sam lachte, in ihrem Innern aber überschlugen sich die Gedanken. Seit sie wieder in London war, hatte sich wirklich etwas verändert. Man behandelte sie respektvoller, aufmerksamer, so als wäre sie nicht nur Wochen, sondern Jahre weg gewesen und sei reifer zurückgekehrt. Die Menschen schauten Samantha an,
als spürten sie hinter ihrer Erscheinung ein Geheimnis, das sie brennend interessierte. Heute Morgen bei Dienstantritt war sie sogar Sir Kennock aufgefallen. Auch der Chefchirurg hatte sie so merkwürdig angesehen.
    »Sind Sie neu hier?«, hatte er

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