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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz
Autoren: Michael Wallner
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lag das wahre Opfer, ihre erbarmungswürdige Mutter: Ihre Tat sollte nicht umsonst gewesen sein. Flink, wie man es ihr in diesem Zustand nicht zutraute, fuhr Sam herum und entriss dem Mönch die diamantene Schale. Der Barhyaghtarsaft schwankte, doch sie vergoss ihn nicht. Eine Hand auf den Stein gestützt, kam sie auf die Knie hoch, gleich darauf auf die Beine – die Gebärende stand auf dem schwarzen Opferstein. Grimmig, doch voll unerklärlicher Ruhe richtete sie ihren Blick auf den Vampir.
    Wohl ahnte Valerian, was sie vorhatte, aber auch er war gebannt von ihrer Kraft und Entschlossenheit. Er wandte sich rechts und links zu den Rittern, doch keiner von ihnen griff ein. Samantha hob den hohlen Diamanten über ihren Kopf und drehte die Schale um, sodass sich der Inhalt über sie ergoss. War bis zu diesem Moment nur ihr Bauch mit dem roten Saft gesalbt gewesen, so verwandelte sie sich binnen Augenblicken in eine rote Göttin. Über und über rann der Extrakt der magischen Kirsche an ihr herab; blutig wie das Neugeborene,
das ihrem Schoß entspringen wollte, sah sie aus. Genauso wie sie es im Traum gesehen hatte, ergrünte der dürre Zweig in der Hand des Mönches, die Blätter begannen zu sprießen. Auch in sich fühlte Sam ein Keimen und Spannen, durch die Macht des Extrakts flossen ihr Kräfte zu, die sie niemals geahnt hätte. Sam stieß einen Laut aus, so mächtig, dass die Ritter, die dem Stein zunächst standen, zurückwichen.
    »Mich schreckst du nicht«, sagte Valerian. Er versuchte sich nicht länger den Anschein des gütigen Vaters zu geben; böse funkelten seine Augen, die Reißzähne blitzten. »Ich will dieses Kind und ich werde es bekommen.«
    »Das Kind gehört der Mutter«, antwortete Sam. »Es ist menschlich, du bist es nicht.« Sie tat einen Schritt vorwärts und stand nun direkt über ihm. Ein mächtiger Atem durchströmte sie, mit den Händen strich sie über ihren Bauch.
    Valerian lachte, doch der Funke eines Zweifels stand in seinen Augen. »Du bist Brut von meiner Brut!«, rief er. »Bald wirst du stolz sein, zu meiner Familie zu gehören.«
    Mit unerklärlicher Ruhe legte Samantha zwei Finger auf ihre Halsschlagader. »Ich spüre meinen Herzschlag«, entgegnete sie. »Mein Blut zirkuliert. Das deine ist erstarrt und verdorben. Darum musst du dich bis in die Ewigkeit vom Blut anderer ernähren.«
    Das nackte, rot glänzende Mädchen setzte einen Fuß nach vorne. Als ob sie schwebte, sank Samantha vom Opferstein herab auf Valerian zu. »Du bist nicht mein Vater und kannst es niemals sein. Du bist das Ende, ich bin der Neubeginn.«
    Sam streckte ihre rote Hand aus und führte sie auf die Brust des Vampirs zu. Valerian schien nicht glauben zu wollen, was geschah, und fletschte hämisch die Zähne. Doch sein Ausdruck wandelte sich in namenloses Staunen, denn Samantha, seine
Tochter, die Braut seines Sohnes, die Mutter seines Sprosses, berührte Valerians Brust. Ihre Hand durchdrang den Stoff des Anzugs, machte nicht halt, sondern stieß in den Körper des Vampirs vor. Anders als bei einem lebendigen Menschen spürte sie nicht Haut, Muskeln und Knochen, sondern ein zähes, ledriges Geflecht, mumifiziertes Gewebe, längst tot und doch nicht verfault und zerfallen.
    »Wie kannst du … das wissen?«, keuchte der alte Vampir und hob den Kopf. »Meister, hilf mir!«, stieß er hervor. »Warum lässt du sie gewähren?«
    Da erhob sich von Neuem ein Wind im Gemäuer. Aber nicht das Säuseln, in dem Sam zuvor jene Stimme vernommen hatte, dieser Wind war mächtiger, wilder, es war ein Sturm im Innern der Kirchenburg, ein Orkan, der aus der Tiefe kam, der Wind war ein Lachen, so durchdringend, dass das Mädchen mit der Hand am Herzen des Vampirs erstarrte. Sie sah hinauf. Über ihr, auf der Kanzel, lachte die von Schwärze umstrahlte Figur. Dort stand er, der Schein der Dunkelheit, das Licht der Düsternis, das Leuchten des Abgrunds. Dort stand Fortriu. Er folgte dem Hilferuf des Vampirs nicht, er missachtete das Flehen seines mächtigsten Untertans.
    ----- D-u-h-a-s-t-d-e-i-n-e-M-a-c-h-t-v-e-r-s-p-i-e-l-t-V-a-l-er-i-a-n! -----
    So lachte es aus dem Sturm. Valerian hörte es, seine zum Äußersten entschlossene Tochter hörte es ebenso.
    ----- D-u-h-a-s-t-s-i-e-u-n-t-e-r-s-c-h-ä-t-z-t ----- rief Fortriu.
    --------- S-a-m-a-n-t-h-a --------- B-e-s-i-e-g-e-i-h-n-T-u-e-s-j-e-t-z-t! ---------
    Sam spürte die dunkle Erscheinung über sich, sah zu ihren Füßen die tote Mutter. Samantha packte, umfasste das
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