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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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anklopfte.
    »Die Vordertür«, beharrte er, warf mir einen Seitenblick zu und rückte seinen Mantel zurecht. »Sie haben ohne Zweifel unsere Anwesenheit bemerkt und es sähe töricht aus, würden wir uns hinter den Abfalltonnen erwischen lassen.«
    Ich zuckte zusammen, als sich der Türknauf bewegte. Ein Adrenalinstoß durchfuhr mich, und mein Puls beschleunigte sich. Mit weit aufgerissenen Augen stand ich neben Pierce, als sich die Tür öffnete und Sarah erschien, die allein in einem altmodischen Spitzenkleid vor uns stand. Sie war bleich, aber die Angst in ihrem Gesicht beruhigte zumindest eine meiner Sorgen: Sie war noch nicht gebissen und gebunden worden.
    Pierce lächelte sie an. »Und manchmal ist es ganz einfach.«
    Sarah riss den Mund auf. »Es ist eine Falle!«, kreischte sie, während sie reglos vor uns stand. »Helft mir!«
    Mein Herz machte einen Sprung und raste plötzlich. Dann stolperte ich nach hinten, als zwei schwarz gekleidete Männer in der Tür erschienen. Einer riss Sarah ins Innere des Hauses zurück. Der andere streckte den Arm aus, und noch bevor ich schreien konnte, hatte er uns schon über die Türschwelle gezogen.
    Jetzt kreischte ich, während ich über den Holzboden rutschte, gegen die Wand knallte und benommen zu Boden sank.
    Ein lautes »Au!« ließ mich den Kopf hochreißen, und ich entdeckte Pierce, der seitwärts auf der Treppe, die nach oben führte, lag. Ich kämpfte mich angespannt auf die Füße und blieb gebeugt stehen. Sarah war verschwunden, aber ich konnte sie weinen hören. Ihr Schluchzen entfernte sich, verklang aber nie ganz. Eine Tür knallte zu.
    Pierce stand auf und schüttelte sich die schwarzen Haare aus den Augen. Er hatte die Lippen aufeinandergepresst und schien mehr auf sich selbst wütend zu sein als auf irgendetwas anderes. Der zweite Mann, der dem Aufblitzen von Reißzähnen und seiner vielsagenden Eleganz zufolge ein Vampir war, stand ihm gegenüber. Ich stolperte einen Schritt an der Wand entlang, und er konzentrierte sich auf mich.
    »Fass mich nicht an«, sagte ich und spürte die Anziehungskraft seines Charismas und eine Menge Angst.
    Pierce berührte seine Lippe und starrte dann überrascht auf seine Hand, als er entdeckte, dass sie blutig war. »Informiert Euren Meister, dass ich verhandeln will«, sagte er fast lachhaft formell. »Wir haben etwas unter Gentlemen zu regeln.«
    »Wo ist das Mädchen?«, stieß ich hervor und hatte das Gefühl, ich könnte sie irgendwo unter meinen Füßen hören.
    Der Vampir zwischen uns und der Tür lächelte, und mir lief es eiskalt über den Rücken. »Ich würde mir mehr Sorgen um meinen eigenen Hals machen, kleine Hexe«, sagte er zu mir, ließ aber dabei Pierce, die größere Bedrohung, nicht aus den Augen.
    »Christopher!«, schrie Pierce. Mir wurde schwindlig. »Komm aus deinem Loch, du widerliche Brut. Wir müssen einen Fall von verfrühter Beerdigung besprechen!«
    Der Vampir bewegte sich. Ich presste mich gegen die Wand, als er viel zu schnell auf Pierce zutrat und ihn schlug.
    »Pierce!«, schrie ich. Der kleine Mann fiel wieder rückwärts auf die Treppe. »Lass ihn in Ruhe!«, schrie ich den Vampir an.
    Der Vampir stand nur am Fuß der Treppe und lächelte. »Hast du eine Mama, kleines Mädchen? Wird sie um dich weinen?«
    Angst erfüllte meinen Körper und verdrängte die Erschöpfung und den Schwindel. Ich stand vor ihm und schien mir, als fühlte ich mich zum ersten Mal überhaupt richtig lebendig. Zu dumm, dass es bald enden würde. Genau dann, als es endlich gut wurde.
    »Beachte mich, nicht sie«, sagte Pierce und sammelte sich ein weiteres Mal vom Boden auf.
    Der Vampir trat einen Schritt auf mich zu, und Pierce zog einen Zauber aus der Tasche. Ich hatte einen Moment, um mich zu wappnen, dann zog er die Nadel heraus.
    Der vordere Flur wurde von einem Kawumm erschüttert. Ich duckte mich, als der Kronleuchter anfing zu schwanken und die Fenster in der Tür nach außen explodierten. Ich rollte mich in der Ecke zwischen Wand und Treppe zusammen und spürte, wie meine Ohren summten.
    Jemand berührte meine Schulter. Die Panik verlieh mir Kraft, und ich wirbelte mit weit aufgerissenen Augen herum, nur um innezuhalten, als ich ein leises Ziehen an der Kraftlinie in mir spürte.
    Pierce.
    Ich atmete erleichtert auf und entdeckte sein besorgtes Gesicht dicht bei mir. Er saß neben mir in der Hocke und hielt ein weiteres Amulett in der Hand. »Beißt die Zähne zusammen und schließt die Augen«, sagte er.
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