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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Autoren: CJ Lyons
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leben, mit der Auflage, eine elektronische Fußfessel zu tragen. Mrs Chesshir, seine ehemalige Lehrerin, hatte sich freiwillig als Pflegemutter angeboten. Das hatte Adam überrascht. Er hatte sich nicht vorstellen können, dass irgendjemand in New Hope ihn auch nur in der Nähe seines Hauses dulden würde. Nicht nach all dem, was er getan hatte. Er war davon ausgegangen, die gesamte Zeit seiner Strafe in der Jugendhaftanstalt abzusitzen. Vielleicht wäre das sogar besser für alle Beteiligten gewesen. Er wollte nie wieder jemandem wehtun. Er wollte nicht so werden, wie sein Vater. Oder wie Morgan.
    »Amanda wartet«, sagte Lucy, als sie zu ihrem Wagen gingen. Adam hatte sich noch immer nicht richtig daran gewöhnt, Mrs Chesshir bei ihrem Vornamen anzusprechen. »Sie hat gesagt, dass die Spezialisten, die dir die elektronische Fessel anlegen werden, um 10.00 Uhr kommen.«
    Draußen gab es einen Picknickbereich. Wahrscheinlich für besuchende Angehörige, oder vielleicht aßen die Wärter auch hier, wenn es das Wetter erlaubte. Als sie daran vorübergingen, hielt Adam an.
    »Ich muss Ihnen etwas sagen.«
    Lucy blickte ihn aufmerksam an. Auf einer halbwegs trockenen Picknickbank nahmen sie einander gegenüber Platz. Adam wusste nicht, wie er das, was er Lucy gleich beichten würde, in Worte fassen sollte. Aber er musste es versuchen.
    »Um was geht es, Adam? Hat dich der Besuch bei deinem Vater verstört?«
    »Nein. Ich weiß, dass er nicht will, dass ich Ihnen das erzähle, aber es ist mir egal. Ich will es Ihnen und dem Richter und allen anderen erzählen. Das ist das Mindeste, was ich für diese Familien tun kann. Ich kann Sie nicht zu irgendwelchen Leichen führen, denn darum hat er sich immer selbst gekümmert. Aber vielleicht kann ich dabei helfen, ihre Identität zu bestimmen. Und zu rekonstruieren, was mit ihnen geschehen ist.«
    Sie legte ihre Hand auf seine.
    »Das ist sehr mutig von dir.«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Wie gesagt, das ist das Mindeste, was ich tun kann. Eine winzige Entschädigung für das«, und er deutete mit dem Kinn in Richtung des roten Backsteingebäudes hinter ihnen, »was er getan hat. Ich weiß, dass ich nur ein Kind war, aber ich hätte es besser wissen sollen.«
    »Du konntest es gar nicht besser wissen. Dein ganzes Leben lang haben sie dich zu einem Teil ihrer Machenschaften erzogen. Für ein Kind ist es vollkommen unmöglich, gegen die einzige Welt anzukämpfen, die es kennt.«
    »Aber jetzt bin ich kein Kind mehr.« Adam zog scharf die Luft ein. Die Kälte kratzte in seinem Hals. »Ich muss ein Mann sein und mich zu den Dingen bekennen, die ich getan habe. Zu allem. Einschließlich der Dinge vor vier Jahren in der Höhle.«
    »Ich weiß, dass deine Mutter das arrangiert hat. Sie hat die Entführung vorgetäuscht und dir gesagt, dass du uns dorthin locken sollst, nicht wahr? Sie wollte deinem Vater ein Alibi geben.« Lucy überlegte kurz. »Der Mann war Rachels Freund, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er studierte Geologie im Hauptfach. Er interessierte sich für Höhlen.«
    »Er tauchte eines Morgens auf, als Mom gerade die Fische fütterte. Sie schlug ihm auf den Kopf und ich musste ihr dabei helfen, ihn in eine der hinteren Kammern zu schleppen. Dad hat gesagt, wir sollten ihn am Leben lassen. Er könnte noch nützlich sein, wenn wir New Hope verlassen würden.«
    »Aber dann kam Rachel. Sie suchte nach ihm.«
    »Rachel.« Adam seufzte. Der Wind wehte seine Atemwolken davon. »Dad kam mit ihr überhaupt nicht klar. Er beklagte sich immer wieder, wie aufsässig sie war, mit all ihren Gebeten und ihrem Gottesglauben. Mom wollte, dass er New Hope verließ und mich mitnahm. Sie wollte alle Spuren beseitigen, aber er weigerte sich. Er wollte New Hope erst verlassen, wenn er Rachels Willen gebrochen hatte. Wenn er ihr gezeigt hätte, wer Gott wirklich war, wer hier das Sagen hatte.«
    Sie schwiegen beide für einen langen Moment.
    »Auf lange Sicht betrachtet, hat Rachel gewonnen«, sagte Lucy schließlich. »Wenn ihr nicht gewesen wärt, sie und du, hätten wir ihn nie geschnappt.«
    Mit einem Finger zeichnete Lucy Buchstaben in die kleinen Pfützen auf dem Tisch zwischen ihnen, die der geschmolzene Schnee zurückgelassen hatte.
    »Hatte sie vor, sich umzubringen, oder war es ein Unfall? Deine Mutter, meine ich.«
    »Sie wäre ohnehin gestorben. Der Krebs war wieder ausgebrochen. Ich glaube, es war ihr letzter Liebesbeweis für meinen Vater.«
    Er schluckte heftig,
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