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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde
Autoren: Linda Fairstein
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Loo, es bringt vielleicht nichts, aber er kann sich gern zu uns gesellen.«
    »Worüber werde ich mich freuen?«
    »Mercer lässt sich auch mit der Bahn in die Schleife bringen. Peterson will ein Team am alten Eingang postieren, nur für den Fall, dass wir auf der richtigen Spur sind. Und O’Malley hat sich immer noch nicht gemeldet. Also, was ist? Kommst du mit? Deine Hose war schon beim letzten Mal reif für die Reinigung.«
    »Ich komme mit«, sagte ich ruhig.
    Mike legte sich flach auf den Boden. »Halt dich an meinem Fuß fest, dann fühlst du dich besser.«
    Seit Vals tragischem Unfall war Mike viel risikofreudiger geworden. Ich wusste nicht, wie ich ihn aufhalten sollte, und ich wollte nicht allein im Tunnel sein. Ich war müde und verwirrt und hoffte, dass Mercer bald da wäre.
    Mike schraubte sich durch den kurzen Durchschlupf - so stellte ich mir das Gangsystem einer ägyptischen Pyramide vor -, und ich folgte auf allen vieren, wobei ich mich an seinem gesunden Knöchel festhielt. Als er sich wieder aufrichten konnte, schaltete er die Taschenlampe aus, stand auf und half mir auf die Beine.
    Während sich meine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnten, drehte ich mich langsam im Kreis und studierte den riesigen, gewölbten Raum, das Kronjuwel des ersten New Yorker U-Bahn-Systems - eine kleine unterirdische Stadt für sich.
    Mike signalisierte mir, stehen zu bleiben und still zu sein. Die Umrisse eines Fahrkartenschalters und eines Redbird - einer der alten, rot bemalten, seit Jahren ausgemusterten U-Bahn-Wagen - nahmen vor uns Gestalt an. Große Kronleuchter wie die auf der Plattform hingen von der hohen, gewölbten Decke vor dem Hintergrund schimmernder cremefarbener Fliesen.
    Es war nach wie vor totenstill.
    Mike ließ drei Minuten und dann weitere fünf Minuten verstreichen, bis er überzeugt war, dass sich niemand in der Nähe befand. Er ging ein paar Schritte mit gezogener Waffe und winkte mir, ihm zu folgen.
    Ich wartete, während er sich dem Fahrkartenschalter näherte. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Ecke, wirbelte herum und richtete die Waffe ins Innere, so wie ich es schon oft bei gefährlichen Einsätzen gesehen hatte. Der Ticketschalter war leer.
    Ein paar Meter weiter stand der Redbird, der nach seiner Renovierung nur noch als Ausstellungsstück fungierte. Durch die offenen Türen sah ich die angefressenen Bambussitze, deren Füllung im ganzen Wagen verstreut war. Auch im Redbird war niemand.
    Mike deutete zur Seite und schaltete, durch den ruhigen Empfang ermutigt, wieder die Taschenlampe ein. Da war der beeindruckende Treppenaufgang und darüber in riesigen Lettern die Aufschrift CITY HALL mit einer hellgrünen, gefliesten Umrandung, die einen fröhlichen Kontrast zu den sie umgebenden erdfarbenen Fliesen darstellte.
    »Hier geht’s zum Originaleingang neben dem Kiosk rauf. Mal sehen, ob es den Ausgang zur Straße noch gibt«, sagte Mike.
    Er stützte sich auf das Geländer, um seinen verletzten Fuß zu schonen, und ich folgte ihm über die Treppe nach oben. Auf dem ersten Treppenabsatz blieb er stehen und rieb sich den Knöchel, während ich weiterging. Ich entdeckte einen schwarzen schmiedeeisernen Türrahmen und hoffte, dort auf die Centre Street hinauszukommen.
    Ich blieb stehen, als ich über mir etwas auf der Treppe liegen sah, es sah aus wie ein schwarzes Polsterkissen.
    »Da ist etwas, Mike«, sagte ich außer Atem - vor Angst, nicht vor Anstrengung.
    »Gib mir die Lampe.«
    Er nahm die letzten Stufen zwei auf einmal, und als er neben mir angekommen war, richtete er den Lichtstrahl zu Boden.
    Zuerst sah ich das Blut. Die Blutlache war noch feucht, und noch immer quoll das Blut aus dem Menschen, der da quer vor der Tür lag.
    Mike drehte die große Gestalt auf den Rücken.
    »Mein Gott«, sagte er. »O’Malley. Es ist Teddy O’Malley.«
    Er packte Teddys Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen, aber die zwei Schüsse in den Rücken hatten ihr Ziel erreicht. »Er ist tot.«
     
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    Mike und ich gingen so schnell wir konnten die Stufen hinab. Als ich unten ankam, hörte ich Mercers Stimme aus der Richtung des Durchschlupfs.
    »Uns geht’s gut. Bleib, wo du bist. Wir kommen raus«, sagte ich.
    »Was ist mit Brendan Quillian?«, fragte Mercer.
    »Ich glaube, er hat O’Malley umgebracht. Keine Ahnung, ob er noch hier ist oder nicht. Vielleicht hat er sich schon aus dem Staub gemacht, nachdem er sich von O’Malley genommen hat, was er brauchte.«
    Mike war neben mir.
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