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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller
Autoren: Sharon Bolton
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andere Seite der Kirche hinüberging und hinter der Orgel verschwand. Das war die Chance für die Jungen. Tom zerrte an Joes Arm, und sie traten genau in dem Moment in den Mittelgang hinaus, als Billy Aspin in der Eingangstür erschien und sie angrinste. Tom schnappte sich Joe und zerrte ihn abermals hinter die Kirchenbank.
    »Hallo«, sagte eine Stimme über ihren Köpfen. Der Mann mit den Shorts stand in der Kirchenbank vor der ihren und schaute auf sie herab.
    »Hi«, antwortete Joe, »haben Sie sie gefunden?«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Wie seid ihr beide aus der Sakristei erst hinter die Orgel und dann wieder hier nach hinten gekommen, ohne dass ich euch gesehen habe?«, fragte er.
    »Wir waren die ganze Zeit hier«, sagte Tom.
    »Wir haben gesehen, wie Sie gebetet haben«, fügte Joe mit einer Stimme hinzu, die er vielleicht benutzt hätte, wenn er gesehen hätte, wie jemand hinter den Altar pinkelte.
    »Ach ja?«, fragte der Mann mit den Shorts. »Wo wohnt ihr zwei denn?«
    Tom überlegte einen Augenblick, ob sie wohl damit durchkommen könnten, ihm das nicht zu sagen. Der Mann stand zwischen den Jungen und der Tür, aber wenn Tom schnell um ihn herumflitzte –
    »Gleich nebenan«, verkündete Joe. »In dem neuen Haus«, setzte er hinzu, als hätte er das noch nicht klar zum Ausdruck gebracht.
    Der Mann nickte. »Ich muss abschließen«, sagte er und trat auf den Mittelgang hinaus. »Kommt.«
    »Wie kommt’s denn, dass Sie einen Schlüssel haben?«, wollte Joe wissen, der sich zu weit von Tom entfernt hatte, als dass der ihn hätte anstupsen können. »Nur der Vikar darf einen Schlüssel haben. Hat er ihn Ihnen gegeben?«
    »Der Erzdiakon hat ihn mir gegeben. Okay, bevor ich abschließe, sind noch mehr von euch da drin?«
    »Da können gar nicht noch mehr drin sein«, versicherte Tom. »Wir sind gleich hinter Ihnen reingekommen. Wir haben, äh, mit ein paar Jungs draußen Verstecken gespielt. Niemand ist uns nachgekommen.«
    Der Mann mit den Shorts nickte. »Okay«, meinte er. »Dann mal raus hier.«
    Er winkte in Richtung Tür, was bedeutete, dass Tom und Joe vorgehen sollten. Tom setzte sich in Bewegung. So weit, so gut. Jake und die anderen würden sie in Ruhe lassen, wenn er und Joe mit einem Erwachsenen auftauchten. Und der Mann hatte gar nicht bemerkt, dass das Fenster –
    »Tom, dein Ball!«, rief Joe, während er nach einer Seite davonschoss. Tom schloss die Augen und führte seinerseits ein Privatgespräch mit Gott, darüber, ob kleine Brüder denn wirklich unbedingt notwendig seien.
    Als er die Augen wieder aufmachte, hatte Joe den Ball zwischen den Scherben aufgelesen, und die Augenbrauen des Mannes mit den Shorts waren in seinem Haar verschwunden. Er streckte die Hand nach dem Ball aus. Tom öffnete den Mund und machte ihn dann wieder zu. Es hatte ja doch keinen Sinn.
    »Wer ist der Junge mit dem rasierten Schädel?«, erkundigte sich der Mann. »Der, der auf der Mauer gestanden hat, als ich angekommen bin?«
    »Jake Knowles«, sagte Joe. »Er ist in Toms Klasse. Der macht ständig Ärger. Die haben mit Zwillen Steine auf uns geschossen, und dann hat er Toms Schläger geklaut.«
    »Tatsächlich?«
    »Die warten draußen auf uns.«
    »Ach ja?«
    »Die wollen uns verdreschen, wenn wir rauskommen. Das sind Volltrottel.«
    »Wie heißt du?«, wollte der Mann mit den Shorts wissen, und Tom versuchte gar nicht erst, Joe mit einem Zeichen zu verstehen zu geben, dass es wirklich keine gute Idee –
    »Joe Fletcher«, antwortete Joe. »Und er heißt Tom. Ich bin sechs, und er ist zehn, und Millie ist zwei, und mein Dad ist sechsunddreißig, und Mum –«
    »Lass gut sein, Kumpel.« Der Mann mit den Shorts sah aus, als fände er Joe ungemein amüsant. Der sollte mal versuchen, mit ihm zusammenzuwohnen. »Kommt, lasst uns den Laden hier dichtmachen.«

5
     
    Evi stand am Fenster, atmete tief durch und wartete darauf, dass die Kombination aus Paracetamol und Ibuprofen zu wirken begann. Ihr Praxisraum befand sich im dritten Stock, und vom Fenster aus konnte man die Notaufnahme des Krankenhauses sehen. Ein Krankenwagen fuhr vor, und ein Rettungshelfer sprang heraus, gefolgt von dem Fahrer. Sie öffneten die Türen und machten sich daran, den Rollstuhllift in Position zu bringen.
    Einatmen, ausatmen. Die Medikamente würden wirken, sie wirkten immer. An manchen Tagen schien es nur ein wenig länger zu dauern. Auf der anderen Seite der Straße war ein Einkaufszentrum. Auf dem Parkplatz des Supermarktes
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