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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Barry Lyga
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stöhnte, als ein neuer heftiger Schmerz in sein Bein schoss. Er hielt es für möglich, die Kugel herauszubekommen. Die Chance bestand. Die Tatsache, dass er noch nachdachte, war ein gutes Zeichen. Dass er noch selbstständig atmete. Er hatte doch keinen Schock. Er war nur wie betäubt von den Geschehnissen, überflutet von irrwitzigen Mengen an Adrenalin. Und jetzt kam er davon herunter.
    Was merkwürdigerweise den Wunsch nach Schlaf auslöste.
    Nein, schlaf nicht. Im Moment ist Schlaf gleich Tod.
    Und wenn ich es nicht so weit kommen lassen will … dann gibt es immer noch das Bleichmittel. Ich kann es trinken und alles zu meinen Bedingungen beenden.
    Sei nicht so defätistisch!
    Defätistisch? Realistisch trifft es eher. Hier drin ist nichts, was mir hilft rauszukommen. Ich schaffe es unmöglich durch diese Tür. Und erst recht nicht durch diese Wände.
    Du denkst jetzt schon an Selbstmord? Du bist gerade mal zehn Minuten hier drin.
    Er beschloss, dass der Dialog in seinem Kopf keine gute Idee war, deshalb unterdrückte er ihn.
    Natürlich hatten diese beiden Monster kein einziges Betäubungsmittel und keinen Verband in ihrem Verschlag. Sie hatten nicht einmal antibakterielle Seife. Nur Wasser, Reiniger und Bleichmittel.
    Und jede Menge Messer.
    Also gut, fangen wir an.
    Er suchte ein paar Dinge zusammen, dann ließ er sich vor Belsamos Werkbank zu Boden gleiten, direkt neben der Leiche des Killers. Wenn er sein Handy an die Schulter des Toten lehnte, beleuchtete es perfekt sein linkes Bein.
    Mal sehen, was wir hier haben … das Blut fließt gleichmäßig, aber es schießt nicht heraus …
    Wenn du ein Bein aufschneidest, sagte Billy aus der Vergangenheit, dann musst du oben im Schenkel auf die Femoralarterie achten. Die ist ein richtig fettes Teil, und wenn du sie nur ankratzt, weißt du es sofort.
    Danke für die Anatomievorlesung, Dear Old Dad. Sehr hilfreich.
    Die Tatsache, dass das Blut dunkel und nicht hell war, und der Umstand, dass es nicht herausschoss, verrieten ihm, dass die Kugel die Oberschenkelarterie und ihre größeren Verästelungen verfehlt hatte. Und da er sein Bein immerhin noch bewegen konnte, war auch der Oberschenkelknochen wahrscheinlich intakt. Die Kugel hatte den Knochen nicht getroffen, sie steckte irgendwo im Fleisch fest.
    Er schüttelte ein wenig Bleiche auf das kleine Messer, das er sich von Hunds Werkbank ausgeliehen hatte. Es erinnerte ein wenig an ein Skalpell, und Jazz wusste, dass Hund die einleitenden Schnitte damit gesetzt hatte, wenn er seine Opfer ausweidete. Falls es möglich war, einem medizinischen Instrument Wiedergutmachung zuteilwerden zu lassen, dann war Jazz jetzt dabei, es zu versuchen.
    Er hoffte, die Bleiche würde etwaige Keime auf dem Messer abtöten. Er schüttete Wasser auf sein Bein, um das Operationsfeld zu säubern. Sofort sickerte weiteres Blut aus dem Einschussloch nach, aber er hatte jetzt eine bessere Sicht darauf.
    Okay, okay, du kannst das, Jazz. Du kannst das. Du hast es im Fernsehen gesehen. Du machst einen – wie heißt es? –, einen seitlichen Schnitt. Du schneidest einfach direkt über das Loch, machst alles ein bisschen weiter, weil du ein Loch brauchst, das größer ist als die Kugel, um sie zu finden. Dann fischst du das Geschoss heraus und fertig. Kinderspiel, oder?
    Aber erst … Bleiche. Direkt auf die Wunde. Um sie zu säubern. Nur um sicherzugehen.
    Ein derart grausamer und sengender Schmerz schoss aus seinem Bein, dass er laut aufschrie und hemmungslos weinte. Er zitterte, das Messer vibrierte in seiner Hand, und er musste das linke Bein festhalten, weil es unkontrolliert bebte. Der Schmerz tobte durch seinen Körper, und er heulte unbefangen wie ein kleiner Junge, bis die brennende, unerträgliche Qual langsam – im Verlauf einer scheinbaren Ewigkeit – zu einem dumpf pochenden Schmerz abebbte.
    Er wischte sich über die Augen und schnäuzte sich die Nase am Zipfel seines blutigen Hemds. Im matten Licht des Handydisplays sah sein Bein gräulich aus, mit Blutflecken und perlenden Blasen von der Bleiche. Er spritzte ein wenig Wasser darauf, um die Stelle erneut zu säubern, und dann setzte er das Messer an, bevor er weiter darüber nachdenken konnte, und
    schnitt …
    O nein.
    Siehst du Jasper, sagte Billy und führte seine Hand, es ist genau wie …
    Nein. Nein.
    Seine Hand zuckte, und neuer Schmerz bohrte sich in sein Bein. Blut sickerte in den Schlitz, den er geschaffen hatte. Doch er verlor sich in seiner Erinnerung, in seiner
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