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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen
Autoren: James Ellroy
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übergeben. Jetzt halte ich sie für dich hoch.
    (Los Angeles, 01.05.72 )
    l.Mai.
    Die roten Flaggen wehten über dem Silver Lake Boulevard. Dazwischen Polit-Plakate. SCHLUSS MIT DEM KRIEG, SCHWARZER STOLZ, FRAUENRECHTE. Die Marschierer lenkten den Verkehr um. Verärgerte Bullen machten Überstunden.
    Joan sah von der Terrasse aus zu. Dwights Feldstecher brachten sie nahe ran. Sie erkannte Gesichter von der Freiheit-für-die-Ro-senbergs-Demo vor zwanzig Jahren.
    Bald würde sie gehen. Die Akten standen. Sie würde als Jane Anne Kurzfeld neu beginnen. Karen war reisebereit. Sie wollte ihren Nachnamen nicht nennen. Sie würden mittels Münzfernsprecher in Verbindung bleiben.
    Sie hatte eine anständige Stange Geld. Sie hatte Karen ebenso viel gegeben. Das Übrige würde Jack verwalten.
    Wagen wichen der Paraderoute aus. Einige Fahrer hupten für den Frieden. Einige Fahrer warfen mit Pisse gefüllte Ballons auf die Marschierer.
    Der Junge war verschwunden. Etwas hatte ihn bei ihrer letzten Begegnung bedrückt. Karen hatte ihr beigepflichtet. Er ist hartnäckig und hat die ausgeprägte Fähigkeit, äußeres Geschehen im inneren Erleben vorwegzunehmen. Wir hinterlassen ihm unsere Papiere.
    Joan zündete eine Zigarette an, nahm zwei Züge und drückte sie aus. Sie sollte nicht. Die Veränderung in ihrem Körper hatte angehalten. Ja, ich bin sicher, das ist es.
    (Washington, D.C., 01.05.72)
    l.Mai.
    Rote Flaggen und Yippies, jede Menge alternde Peaceniks. Massenweise Plakate und Anliegen. Berittene Bullen wie in Chicago '68. Nicht annähernd so viel Blutvergießen.
    Er passte rein. Er trug falsche Hippie-Haare. Schnauzer und Bart juckten. Die Perücke saß schief. Der vollgestopfte Rucksack verstärkte die Wirkung.
    Er war vor zwei Tagen eingeflogen. Er hatte Flugschein und Hotel unter falschem Namen gebucht. Er war dreimal ums Ziel herumgefahren. Die Kellertür wirkte uneinnehmbar. Der Kellersicherungskasten bot leichtes Spiel. Das Fenster zur Waschküche stand stets offen.
    Kein Pfleger wohnte im Haus. Keine FBI-Bewacher parkten davor. Wachhunde gab es nicht.
    Sie würde ihn fragen, ob er's gewesen war. Er würde zwinkern wie Scotty Bennett. Und erklären: »Das sag ich nicht.«
    Die Protestdemos des Tages wurden zu nächtlichen Feten. Er hing im Lafayette Park rum. Das Weiße Haus befand sich auf der Straßenseite gegenüber. Er hatte Tricky Dick ins Weiße Haus gehievt. Mit Hilfe vom Franzmann. Billionen Jahre vor der Roten Zeitenwende.
    Hippies rauchten Marihuana und tanzten herum. Ein paar Mädchen stellten ihren blanken Busen zur Schau. Die Bullen patrouillierten pro forma durch die Menge.
    Crutch schlenderte zum Rock Creek Park. Washington steckte voller Spießer und Rebellen. Er fiel keinem auf.
    Er fand eine Texaco-Tankstelle und zog seine normalen Sachen an. Er schnitt Tarnkleidung und falsche Haare in Fetzen und entsorgte sie. Er ging in den Park und fand eine ruhige Stelle. Um Mitternacht sind wir startklar.
    Die L.A.-Zeitungen hatten bei Chick Weiss von einer Überdosis berichtet. Phil Irwin hatte den Mund gehalten. Er musste an Joans Ratschläge denken. Estevan Sänchez fiel ihm ein.
    Es war feuchtwarm. Nachtinsekten griffen ihn an. Er stand allein. Auf der anderen Seite des Parks stieg Feuerwerk auf.
    Der Countdown dauerte endlos. Die Uhrzeiger schienen festzukleben. Endlich Mitternacht. Bis 00:03 war er wie benommen. Dann trat der Reserveadrenalinschub in Aktion.
    Er ging, er flanierte, er spazierte. Nette Nacht, nette Nachbarschaft. Ich bin das nette Kind, das in seinen Schulklamotten nach Hause geht.
    Da ist Northwest Place 30. Da die Einfahrt. Da das neogeorgia-nische Haus. Por la Causa. Sei furchtlos, sei kühn.
    Das Fenster hatte kein Gitter und stand offen. Er ging rüber, zog sich am Fenstersims hoch und schwang sich rein. Er landete mit den Füßen auf dem Boden.
    Die Lichter im Erdgeschoss waren dunkel. Die Küche roch nach zitronenhaltiger Möbelpolitur. Er hatte die Fotos im Antique Monthly gesehen und Grundrisse skizziert. Er holte die Stiftlampe raus und ging zur Kellertür.
    Sie war verschlossen. Er steckte einen Dietrich Nr. 6 ins Schloss und warf die Zuhaltungen um. Von draußen kam man keinesfalls rein. Von drinnen war es leicht.
    Er ging die Treppe hinunter. Er stellte den Lichtstrahl eng.
    Seine Aktenablage und Waynes Aktenablage und Reggies Labor ins Gigantische vergrößert. Der Keller verlief über die Länge und Breite des Hauses. Die Wand war erhöht worden, um Platz für mehr Papier
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