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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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kündigt Rausschmiss an“, so lauteten die Überschriften über die Artikel in AZ und AN, in denen mein Besuch bei den Hausbesetzern mit einem süffisanten Unterton beschrieben wurde. Geschickt hatten die Schreiber die Studenten berichten lassen und mit deren Zitaten ihre Texte garniert. Da wurde ich schlicht und einfach als „aalglatter Vertreter kapitalistischer Interessen“ bezeichnet, der sich „durch ein plumpes Täuschungsmanöver in das Vertrauen der Hausbewohner einschleimen“ wollte. „Eine Jeans allein macht aus einem Rechten noch keinen Menschen“, war einer nicht namentlich genannten Studentin in den Mund gelegt worden.
     
     
    Mit dieser Berichterstattung hätte ich leben können, erklärte ich meinem Chef lapidar, der vor Wut schnaubte.
    Die Kombination mit einem zweiten Thema bereitete mir viel mehr Ungemach. Beide Tageszeitungen hatten die Festnahme von Loogen mitbekommen, den vermeintlich rechtsradikalen Hintergrund des versuchten Mordes angedeutet, aber nicht dementiert und darauf hingewiesen, dass dieselbe Kanzlei diesen jungen Verdächtigen verteidige, die auch die Interessen des Hausbesitzers wahrnehme.
     
     
    Mit einiger Boshaftigkeit hätte der Leser zwischen den Zeilen herauslesen können, dass Dieter eine Kanzlei leitete, die mit Rechtsradikalen sympathisierte.
    „Das hat uns zu unserem Glück gefehlt“, tobte mein Chef, „dann können wir gleich einpacken.“
    Er selbst habe doch darauf bestanden, dass ich Brandmann vertrete, erinnerte ich ihn. „Jetzt tue bloß nicht so, als sei ich der Ursprung allen Übels.“ Ich würde mich um die Zeitungen kümmern, versicherte ich beruhigend meinem Brötchengeber. „Ich schicke denen zuerst einmal eine Gegendarstellung, da sie mich fälschlicherweise als Anwalt bezeichnet haben“, sagte ich gelassen. „Ich bin nur ein kleiner, mies bezahlter Referendar.“
    „Vergiss es“, knurrte Dieter, wie von mir eigentlich erwartet, „dadurch bringst du nur deinen Namen ins Spiel.“
    „Na und?“ Damit hatte ich nun wirklich kein Problem. „Dann müssen die auch veröffentlichen, dass ich Lennet Kann gerettet und die Alemannia am Leben gehalten habe.“
    Ich kam allerdings nicht dazu, meine scheinbare Absicht in die Tat umzusetzen.
    Der rasende AZ-Reporter war schneller als ich. Sein Telefonat stellte Sabine durch, noch bevor Dieter ungehalten das Zimmer verlassen hatte.
    „Seit wann reden Sie mit Rechtsradikalen?“, schnauzte ich den Journalisten anstelle einer Begrüßung an.
    Der Schreiberling mimte den Ahnungslosen. Er wisse überhaupt nicht, wovon ich spräche, entgegnete er provozierend gelangweilt.
     
     
    „Von den netten Bissigkeiten zwischen den Zeilen und Ihrer unseriösen Berichterstattung über die Verhaftung des Jungen“, hielt ich ihm entgegen. Es sei geradezu peinlich, wenn die Presse den Jungen in eine politische Ecke schiebe, in die er nicht gehöre. Ob er denn nicht wisse, dass die Polizei einen politischen Hintergrund ausgeschlossen habe. „Schlecht recherchiert“, kommentierte ich, „aber eine gute Recherche macht ja bekanntlich jede Geschichte kaputt.“ Es sei ja so bequem, zu attackieren und dann abzuwarten, ob sich das Opfer wehrt oder nicht. „Sie sind ungerecht, Herr Grundler“, meinte der Journalist zu seiner Verteidigung, „über das Ergebnis ihrer Hausdurchsuchung haben uns die Polizisten nichts in ihrem Pressebericht gemeldet.“
     
     
    Ich verkniff mir einen Kommentar zu dieser Schutzbehauptung. Den stets unvollständigen Pressebericht der Polizei als Beweis einer ausreichenden Recherche anzuführen, war nach meiner Meinung blanker Hohn.
    Er hätte selbstverständlich gerne und ausführlich über die Hausdurchsuchung berichtet, fuhr der Journalist gelassen fort, aber er habe am Abend nicht mehr an Informationen bekommen, als er heute veröffentlicht habe. „Selbst bei Ihnen zu Hause war dauernd besetzt“, sagte er beinahe schon vorwurfsvoll.
    Ich empfand es als ratsam, auch dazu zu schweigen, wobei ich davon überzeugt war, dass es ohnehin nichts an seinem Artikel mehr geändert hätte.
    „Wissen Sie, was heute Nacht auch noch passiert ist?“ Der AZ-Reporter übernahm die Gesprächsführung.
    „Nein“, antwortete ich, „es sei denn, Sie wollen von mir wissen, was ich heute Nacht getrieben habe.“ Mit etwas Phantasie könne er es sich denken.
    „Ein dauerbesetztes Telefon ist nicht gerade das schlüssigste Alibi“, konterte er spitzfindig. „Aber im Ernst, heute Nacht sind Sie Ihrem
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