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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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anderen Seite und da sind nur seine Abdrücke von den Turnschuhen.“
    „Verdammt!“, fluchte Joachim und stapfte zum Auto zurück.
     
    Nach und nach trafen seine Kollegen ein, die sich um das Übliche rund um den Tatort kümmerten. Währenddessen warf Joachim einen Blick auf das eingetütete Handy und rief die letzten Anrufe auf. Keiner in der letzten Nacht oder am vergangenen Abend nach neunzehn Uhr. Anschließend fischte er den Personalausweis aus der gut gefüllten Geldbörse. Martin Brauer, gerade mal dreißig Jahre alt gewesen, und wie es aussah, nicht arm. Joachim sah, dass der Tote über fünfhundert Euro bei sich gehabt hatte. An Geld war der Täter also auch dieses Mal nicht interessiert gewesen.
    Auch die im Pass eingetragene Wohnadresse sprach dafür, dass das Opfer finanziell gut da gestanden hatte. Petrisberg, Neubaugebiet. Joachim wusste, die schicken Häuser da oben waren nicht billig und er war gespannt, wer ihn dort oben erwarten würde. Wenn es überhaupt jemanden gab.
    Das Streichholzbriefchen stammte vom Hotel Deutscher Hof, was keine achthundert Meter vom Fundort entfernt lag. Eigenartig fand er, dass zwar drei Hölzchen fehlten, er jedoch keine Zigaretten bei dem Toten gefunden hatte.
    Jetzt hieß es, die letzten Stunden im Leben des Opfers so gut es ging zu durchleuchten. Wo war er gewesen und mit wem? Wenn sie Glück hatten, gab es diesmal eine Spur, einen Hinweis, der sie zum Täter führen konnte. Allerdings wurden für den Fall langsam ein paar Beamte mehr nötig. Momentan hatte er als der leitende Hauptkommissar der SoKo ‚Kevin‘ dreißig Leute um sich, die sich mit den Ermittlungen beschäftigten. Beinahe jeder von ihnen hatte mehr als genug zu tun.
     
    ***
     
    Thorsten wurde unsanft vom Klingeln an der Tür geweckt. Es war noch nicht einmal hell. Er rappelte sich vom Sofa auf und knallte beinahe der Länge nach hin, weil er sich in der Decke verheddert hatte. Er hatte schon eine gehörige Standpauke auf den Lippen liegen, die er Martin entgegenschleudern wollte. Doch als er die Haustür schwungvoll aufriss, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Draußen stand nicht ein sturzbetrunkener Martin, sondern ein Mann Anfang fünfzig.
    „Ja?“, blaffte Thorsten unfreundlich.
    „Verzeihen Sie die frühe Störung, Joachim Gruber, Kriminalpolizei Trier“, sagte der Mann und zeigte seinen Ausweis. „Wohnt hier ein gewisser Martin Brauer?“
    „Warum?“
    „Darf ich hereinkommen?“
    Thorsten nickte und ließ den Beamten rein. Was wollte denn die Polizei von Martin? Hatte er etwas angestellt?
    „Stört es Sie, wenn ich Kaffee mache?“, fragte Thorsten über die Schulter, während er nervös vom kurzen Flur in die große Wohnküche trat. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
    Der Mann räusperte sich. „Nein.“
    „Setzen Sie sich ruhig“, bot Thorsten an und zeigte auf den modernen Esstisch, der die Küche vom Wohnzimmer trennte, „hat Martin was angestellt oder warum sind Sie hier?“ Die Frage so rauszuhauen kam ihm sinnvoll vor, und obwohl er ganz normal geklungen hatte, konnte er das Zittern seiner Hände kaum verbergen.
    „Ich gehe davon aus, dass Sie und Martin Brauer hier zusammenleben?“
    „Ja, ich bin … wie sagt man so schön … sein Lebensgefährte.“
    „Das habe ich mir gedacht. Und Sie heißen?“, erkundigte sich der Beamte mit hochgezogener Braue.
    „Oh, verzeihen Sie. Klein, Thorsten Klein. Vor knapp sechs Monaten bin ich hierher zu Martin ins Haus …“ Er brach ab und betrachtete den Polizisten genauer. Er trug Jeans und eine dicke Jacke, durch deren offenen Reißverschluss er ein cremefarbenes Hemd erkennen konnte. Keine Krawatte. Der Beamte stand da in Zivil, was dafür sprach, dass er kein gewöhnlicher Polizist war.
    „Was ist passiert?“, fragte er leise, als er die Schlussfolgerung daraus zog.
    „Herr Klein. Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber so wie es aktuell aussieht, ist ihr Freund einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen.“
    Thorsten blinzelte hektisch. Einem … was?
    Das ist nicht wahr!, schrie er in Gedanken. Das kann nicht sein! Nicht Martin, der keiner Fliege was zuleide tut!
    Er atmete hektisch und sein Herz hämmerte. Kraftlos sank er gegen die Küchenzeile, spürte kaum den harten Marmor an seinem Rücken und fröstelte, obwohl es nicht kalt im Haus war. Die Welt um ihn herum begann sich zu drehen und er nahm nur am Rande wahr, dass der Mann auf ihn zugetreten war. Er fühlte die Hand an seinem Arm, die ihn sanft aber
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