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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Julie Hastrup
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der Mäher das Hindernis, und John-Erik spürte, wie viele kleine Tropfen sein Gesicht benetzten. Regnete es schon wieder? Er warf einen schnellen Blick zum Himmel, wo die Sonne noch genauso intensiv schien wie vorher. Woher zum Teufel kamen die Tropfen dann? Ärgerlich wischte er sich das Gesicht ab und bemerkte die rote Spur auf seinem Handrücken. John-Erik Müller starrte verwundert seine Hand an, dann blickte er an seinem grünen Arbeitsanzug hinunter. Er war voller klitzekleiner dunkelroter Spritzer. Wie in Zeitlupe beugte er sich in seinem Sitz vor und sah, dass die großen Messer mit etwas Rotem beschmiert waren. Es sah aus wie Blut. Er schluckte, das Herz hämmerte in seiner Brust, und der Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus. Er musste ein Tier angefahren haben. Der Rasenmäher lief im Leerlauf, und er drückte schnell den Nothalteknopf. Der Mäher blieb mit einem schweren Seufzen stehen, und er stieg langsam ins Gras hinunter. Er stützte sich mit einer Hand an der Maschine ab, weil seine Beine so stark zitterten, dass er kaum gehen konnte. Er tat ein paar zögerliche Schritte in dem hohen Gras und trat auf etwas. Er blickte hinunter. Unter seinem Holzschuh lag ein Arm. Ein Menschenarm. Erschrocken wich er zurück, und sein gellender Schrei ließ alle Vögel in der Umgebung mit lautem Kreischen auffahren.
    Er sah noch einmal hin, ohne Atem zu holen. Es war eine Frau. Sie lag in dem hohen, feuchten Gras verborgen, halb unter dem großen Rasenmäher. Sie lag auf dem Bauch und trug einen langen schwarzen Regenmantel. Das Gesicht oder das, was noch davon übrig war, war zur Seite gedreht und nur noch eine rötliche Masse mit vielen Grashalmen darin, in der man gerade noch eine zerschmetterte Nase und einen halb offenen blutigen Mund erkennen konnte. Ihr Haar war rotbraun gefärbt, ihm fiel der graue Ansatz oben auf dem Kopf auf. Sie hätte bald zum Friseur gemusst, dachte er, dann schüttelte er über sich selbst den Kopf. Wie konnte er jetzt an den Friseur denken.
    Er kniete sich hin und beugte sich vorsichtig vor, um zu sehen, wie viel Schaden der Rasenmäher angerichtet hatte. Der linke Mantelärmel war abgerissen, und dort, wo der Arm hätte sitzen sollen, waren nur noch ein Klumpen ausgefranstes Fleisch, Blut und ein dicker weißer Knochen. John-Erik wurde von heftiger Übelkeit übermannt, und er erbrach sich auf die Frau, den Rasenmäher und seine Holzschuhe.
    Als er sich kurz darauf wieder gefasst hatte, stellte er überrascht fest, dass er weinte. Er weinte in der Erkenntnis, dass er, John-Erik Müller, einen anderen Menschen getötet hatte. Er erkannte, dass sich die Prophezeiung seines Vaters endlich erfüllt hatte. Während seiner gesamten Kindheit und Jugend hatte er, der einzige Sohn, den verbalen Terror seines Vaters zu spüren bekommen. Er war ein Verlierer, unbegabt und untauglich. Er würde in der Gosse enden – als Dieb oder so oder noch schlimmer. Er sah den Mund seines Vaters vor sich, aus dem die bösen Worte zwischen kleinen, weißen Speicheltröpfchen herausdrängten. Bis jetzt hatte John-Erik geglaubt, dem Fluch entkommen zu sein, in den letzten Jahren hatte er sich sogar langsam entspannt. Teils weil der Vater schon lange tot war, teils weil er auf ein langes Leben ohne eine einzige Gesetzesübertretung zurückblicken konnte. Bis jetzt. Er starrte auf die blutige Masse im Gras, und für den Bruchteil einer Sekunde erwog er abzuhauen. Er sah sich schnell um; wie es schien, war niemand in der Nähe, und sein Körper spannte sich wie ein Flitzebogen, bereit zur Flucht. Dann ging ihm die Unmöglichkeit seines Plans auf. Er war morgens gekommen und hatte sich in die Buchungsliste für den neuen Rasenmäher, einen John Deere 1565, eingetragen. Jetzt stand die Maschine hier, mit einer toten Frau unter dem Mähwerk. Langsam schüttelte er den Kopf. Er musste sich stellen und gestehen.
    ____
    »Au, tun die Rippen noch weh.« Rebekka wand sich unter den kräftigen Händen des Physiotherapeuten und spürte, wie Handflächen und Fußsohlen schweißnass wurden, eine Reaktion, die sich regelmäßig einstellte, wenn sie massiert wurde.
    »Auf der rechten Seite sind die Rippen noch immer verschoben, und deine Schulter ist steinhart. Doch wenn man bedenkt, dass du acht Meter tief von dem Gerüst gefallen bist, bist du trotz allem billig davongekommen.«
    Der Physiotherapeut bohrte einen Finger in den Schultermuskel, und Rebekka wand sich vor Schmerzen.
    »Das weiß ich«, stöhnte sie.
    Es war
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