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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Tiere vom Eis verschwunden. Die Luft strich über den Po wie in jeder Nacht zuvor, und eine junge Polizistin fragte sich, was sie in ihren Bericht schreiben sollte, ohne für alle Ewigkeit zum Gespött der Kollegen zu werden.
    Die Dachshunde waren da schon längst in den Tiefen der Turiner Unterwelt verschwunden.
    Als sie unter dem Duomo entlangliefen, wurde im Sindone plötzlich wieder geatmet.

 
     
    EPILOG
     
     
    I sabella fuhr so rasant, als wäre die betonierte Straße eine Rallyestrecke, sie nahm die Kurven ruppig und trat stets ruckartig auf die Bremse. Mit anderen Worten: Sie hatte riesigen Spaß, wieder am Steuer zu sitzen. Giacomos Magen wurde hin und her geschleudert – doch niemals würde er dessen Inhalt preisgeben. Da waren immerhin Trüffel drin! Außerdem ging es ihm grundsätzlich saugut.
    Obwohl er nicht gestorben war und folglich noch nicht im Paradies weilte. Aber sie würden ihn sicher hineinlassen, wenn es so weit wäre. Schließlich hatte er den Diebstahl am heiligen Tuch aufgeklärt. Das musste doch reichen. Auch als Hund. Ganz bestimmt.
    Isabella stellte das Radio lauter. Nachrichten.
    »Der Erzbischof von Turin präsentierte heute das wiedergefundene Sindone im Duomo, wo es nun unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen aufbewahrt werden soll. Zudem wird, wie heute bekanntgegeben wurde, das Museo della Sindone in einen Nebentrakt des Palazzo Reale ziehen. Eine Sonderausstellung soll dort über den spektakulären Raub des heiligen Tuchs informieren. Die Beerdigung des mutmaßlichen Täters Gianluca de Sancti fand am heutigen Morgen im kleinsten Familienkreis statt. Seine Komplizin Saada Trematore befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft. Wie gutinformierte Quellen berichten, soll sie ein umfassendes Geständnis abgelegt haben. Mutmaßungen, dass auch ein Mitglied der katholischen Kirche in den Raubverwickelt sein soll, widersprach der Vatikan heute entschieden. Auch die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass in diese Richtung nicht ermittelt würde. Zukünftig, so der Vatikan in seiner offiziellen Stellungnahme weiter, wird das Sindone weder für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung gestellt noch öffentlich präsentiert werden. ›Es hat sich seine Ruhe wirklich verdient‹, unterstrich Erzbischof Gaja in seiner Rede.«
    Es tat so gut, Isabellas helles Lachen zu hören. Schnell vertrieb es die letzten Sorgenschleier aus dem scheppernden Fiat.
    »Mal schauen, wann einer auf die Idee kommt, zu fragen, wo die Reproduktion aus dem Museo della Sindone geblieben ist. Durch den Umzug gewinnen sie nur etwas Zeit, mehr nicht.« Isabella lachte wieder, diesmal klang es fast wie ein Quietschen. »Ach, was bin ich nur für ein Dummerchen! Sie werden natürlich einfach behaupten, es sei beim Umzug zerstört worden. So einfach geht das. Sie machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt ... «
    Niccolò und Canini schliefen derweil vorne im Fußraum des Beifahrersitzes. Giacomo konnte ihr beruhigendes Atmen hören. Sie hatten alle Unklarheiten ausgeräumt, und der alte Trüffelhund trug Canini auch nicht mehr nach, dass sie ihn verleugnet hatte. Sie tat es schließlich aus Liebe zu Niccolò.
    Giacomo hatte den Tag nach der Aufklärung am Ufer des Po verbacht, der immer mehr Eisschollen mitriss und sich so aus der Umklammerung des Winters befreite. Plötzlich hatte der Spürer neben ihm gestanden.
    »Wollte mich verabschieden. Für mich geht’s wieder zurück nach Alba. Zu Hause ist doch zu Hause.«
    »Wo ist dein Schatten? Nimmst du ihn nicht mit?«, fragte Giacomo.
    »Tommaso? Den hab ich gestern ins Wasser geschickt.Als du auch drin warst. Er sollte das Tuch retten. Ist direkt gesprungen.«
    »Es war so eine spontane Eingebung. Kam einfach über mich.«
    »Und jetzt?«
    »Ist er tot. Tommasos Leben bestand darin, dem stärksten Herrn zu dienen. Nun ist er gestorben, während er dem höchsten zu Befehl war. Sein Leben ist damit erfüllt. Findest du nicht auch? Mir gefällt so was.«
    »Du meinst Gott den Herrn?«
    »Ich meine natürlich mich! Jetzt muss ich nur noch schnell seine Seele aufspüren, um all ihre Qualen zu erfahren. Es war wirklich gut, dass ich hierhergekommen bin.«
    »Ich dachte, das Sindone hätte dich ... verändert.«
    »Ehrlich gesagt kann ich mich an kaum was erinnern. Ist fast alles weg, wie ein Traum.«
    »Schade.«
    »Na ja, ich bin froh drum. War fast so, als hätte sich einer meines Körpers bemächtigt.«
    Ein Schwarm Tauben erhob sich, als der Spürer Giacomo
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