Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumenstrauss

Blumenstrauss

Titel: Blumenstrauss
Autoren: Ashan Delon
Vom Netzwerk:
Lieferung bereits erwartet.
    Natürlich , dachte Simon, innerlich bereits vor Eifersucht und Neid zerfressen. Doch er rügte sich selbst. Er hatte kein Recht dazu. Herr Weber hatte ihm keinerlei Avancen gemacht und außerdem war dieser in einer gut gehenden Beziehung. Sich wegen eines unerreichbaren Kerls den Kopf und das Herz zu zermartern, war so was von unnötig. Er war doch erwachsen und erfahren genug, um zu wissen, dass dies schlecht für ihn ausging. Also sollte er sich gefälligst nach einer anderen Partie umsehen.
    M. Weber erwartete ihn bereits ein weiteres Mal an der Tür.
    „Hallo!“, begrüßte er ihn diesmal, bevor Simon auch nur daran dachte, den Mund zu einem Gruß aufzumachen. Ein Lächeln huschte um seine Lippen. Er hatte bereits auf die Straußlieferung gewartet.
    Mit einem Anflug von Zorn hielt ihm Simon die Rosen entgegen. Er brachte das obligatorische: „Bitteschön!“ einfach nicht über die Lippen.
    „Wissen Sie, von wem die sind?“, fragte der hinreißend gut aussehende Empfänger freundlich und nahm den Strauß entgegen.
    Simon verbot sich ein entrüstetes Schnauben. Giftige Eifersucht durchzuckte ihn, ebenso wie das widerliche Gefühl, zu wissen, dass er auf den Arm genommen wurde. Doch er kämpfte die Gefühle krampfhaft nieder und zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Bin nur der Lieferant“, gab er knapp zurück und schluckte den Namen des Auftraggebers, der sich gewaltsam über seine Zunge einen Weg in die Freiheit bahnen wollte, ebenso rigoros wieder hinunter. Er war sich sicher, dass Herr Weber genau wusste, von wem die Rosen waren. Diese Frage war ihm nicht gänzlich unbekannt. Denn es handelte sich um eine rein rhetorische Frage, die keine Antwort verlangte, zumindest nicht von ihm – dem Überbringer. Meist antworteten die Beschenkten ohnehin gleich selbst darauf und berichteten stolz, dass Ehegatte, Freund, Bruder oder auch Arbeitskollege so nett gewesen war, diesen Blumenstrauß zum Geburtstag, Hochzeitstag oder Ähnlichem zu schenken. Simon hatte stets lächelnd zugehört und ihnen ausdrücklich gratuliert, doch diesmal wollte er es nicht hören.
    „Kann ich Sie um einen Gefallen bitten?“, bat der Mann, und sah ihn mit einem hinreißenden Lächeln an.
    Simon nickte mechanisch. Eigentlich wollte er seine Beine in die Hand nehmen und davoneilen.
    „Ich weiß nicht, ob Sie das dürfen, doch ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir beim nächsten Mal den Namen des Auftraggebers mitbringen könnten. Ich möchte mich bei diesem jemand bedanken.“
    „Vielleicht will er das nicht“, gab Simon zurück und biss sich auf die Lippe. Er klang ziemlich patzig und unhöflich. Dass M. Weber nicht wusste, von wem er solch ein kostbares Geschenk bekam, glaubte er ihm keine Sekunde lang. Wahrscheinlich hatte er so viele Verehrer, dass er nicht wusste, von wem genau sie stammten. Aber auch dies war kein Umstand, der ihm M. Weber näherbrachte, sondern eher noch viel weiter von ihm weg. Ein Gigolo , dachte Simon verärgert. Ein Kerl, der sich vermutlich einen männlichen Harem hielt oder sich in einem reichhaltigen Pool aus Günstlingen suhlte. So gut, wie der Mann aussah, konnte es nicht anders sein.
    Herr Weber verzog leicht sein Gesicht und nickte schließlich. „Da könnten Sie recht haben.“ Er seufzte leise und bedachte den üppigen roten Blumengruß mit einem sehnsüchtigen Blick, ehe er sich von dem Anblick losriss und sich erneut dem Boten widmete. „Vielen Dank.“
    „Gern geschehen“, stieß Simon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er nickte dem Mann zum Abschied zu, wirbelte herum und wollte davoneilen, als ihn dessen Stimme aufhielt.
    „Ähm … Entschuldigung, aber darf ich Sie noch etwas fragen?“
    Simon blieb auf der Treppenstufe stehen, die er auf seiner Flucht erreicht hatte, und drehte sich wieder um.
    Höflich bleiben , ermahnte er sich streng. „Gerne“, gab er beherrscht zurück.
    „Wären Sie eventuell bereit, sich von mir fotografieren zu lassen?“
    Simon riss erstaunt die Augen auf und starrte den Kerl völlig entgeistert an. Sein Mund ging auf und brachte ein Wort hervor, das annähernd nach einem fassungslosen „Fotografieren?“ klang. Doch nur in seinem eigenen Kopf war dieses Wort verständlich genug formuliert. M. Weber hatte wahrscheinlich nur ein zusammenhangloses, unartikuliertes Gebrabbel vernommen, weswegen er auch amüsiert zu lachen begann.
    „Tut mir leid, wenn ich Sie damit einfach so überfahre.“ Herr Weber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher