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Blumenstrauss

Blumenstrauss

Titel: Blumenstrauss
Autoren: Ashan Delon
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kein Spielverderber sein“, sagte sie schließlich und lachte leise. „Wenn der Absender sich nicht freiwillig zu erkennen geben will, ist das bestimmt Absicht. Ich wäre froh, wenn ich täglich Blumensträuße von einem Unbekannten bekäme.“
    „Ja, schon …“, pflichtete er der jungen Dame bei. „Trotzdem wäre mir wohler, wenn ich es wüsste.“
    „Ich kann Sie verstehen. Aber haben Sie doch noch etwas Geduld. Früher oder später gibt er oder sie sich zu erkennen. Das ist immer so.“
    „Wenn Sie meinen.“ Max seufzte leise. „Dann werde ich mich wohl oder übel gedulden müssen. Dankeschön … und die Rosen sind wirklich schön.“
    „Danke“, sagte sie und lachte abermals leise. „Ich werde es an die Geschäftsleitung weitergeben.“
    Damit beendeten sie das Gespräch und Max lehnte sich so unwissend wie zuvor in seinem Stuhl zurück. Die junge Frau hatte recht, sagte er sich. Er sollte abwarten. Irgendwann wird er oder sie sich zu erkennen geben und das Spiel beenden. Es konnte nicht mehr lange so weitergehen. Die Botschaften erfüllten einen Zweck, der irgendwann zwangsläufig zu erkennen sein würde. Also sollte er sich tunlichst in Geduld üben und auf derzeit wichtigere Dinge konzentrieren – wie das hoffentlich stattfindende Fotoshooting mit diesem Blumenboten heute Abend. Er hoffte inständig, dass er wieder einen Strauß Rosen überbrachte, rechnete sogar fest damit.
    Daher raffte er kurz vor Feierabend ein paar Utensilien zusammen, eine Leinwand, Stützen, Beleuchtung und noch einige andere Dinge, die er benötigen würde, um den Blumenboten ins richtige Licht rücken zu können. Normalerweise machte er so etwas nicht. Seine Privatwohnung war für Fotosessions tabu. Dafür besaß er ein eigenes Fotostudio in der Stadt und ein weiteres in den Räumen des Magazins. Da er aber bezweifelte, dass er den Boten, so erschrocken wie der über das Angebot gewesen war, dazu bewegen konnte, mit ihm quer durch die Stadt zu kutschieren, um sich im Studio fotografieren zu lassen, musste er die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Er wollte ihn unbedingt haben, daher war es vonnöten, sein Wohnzimmer umzuräumen und zu einem provisorischen Studio umzugestalten.
    Kurz vor sieben Uhr, einer Zeit, in der der Bote für gewöhnlich bei ihm klingelte, war alles bereit. Er überprüfte nochmals sämtliche Gerätschaften sowie Lichtverhältnisse und wartete ungeduldig auf das Klingeln. Doch diesmal ließ sich der Bote offenbar Zeit.
    Oder kam er heute doch nicht?
    Sollte die Lieferung der Blumensträuße unerwartet eingestellt worden sein?
    Um halb acht begann seine Hoffnung auf den Besuch, allmählich zu schwinden.
    Hatte er sich etwa in den Absichten des unbekannten Günstlings getäuscht?
    Die letzte Botschaft hatte nicht so geklungen, als wäre sie das Ende der Lieferungen gewesen. Irgendwie war ihm beim Lesen das Gefühl gekommen, dass der Absender auf ein bestimmtes Ziel hinaus wollte. Doch welches?
    Unruhig und mit wachsender Nervosität marschierte Max in seiner Wohnung auf und ab, blickte immer wieder mal aus dem Fenster, in der Hoffnung, draußen irgendetwas zu entdecken, das ihn zuversichtlich stimmen könnte. Ein Lieferwagen mit dem Emblem des Blumenladens, zum Beispiel. Simons Blütenzauber , sagte er sich immer wieder vor.
    Wer war dieser Simon?
    Hatte er ihn schon irgendwann einmal persönlich gesehen?
    Wenn ja, wo und wann war er ihm begegnet?
    Konnte es etwa sein, dass er der mysteriöse Unbekannte war?
    Einem Impuls folgend setzte sich Max an seinen Computer, machte sich im Internet auf die Suche nach dem Blumenladen und sog zischend die Luft ein, als er auf der Homepage des Ladens ein Bild des Geschäftsführers persönlich erblickte.
    Das war der Blumenbote, erkannte er sogleich, und musste plötzlich lachen.
    Simon Lauterbach, geboren 1988 im hiesigen Städtchen, war vor drei Jahren seiner Passion gefolgt und hatte in der Nähe des Bahnhofes einen eigenen Blumenladen eröffnet. Daneben prangte auch das Bild einer Mitarbeiterin, einer etwas flippig aussehenden jungen Dame, die frech in die Kamera schaute. Doch Max hatte nur Augen für den Geschäftsführer, der, etwas unsicher lächelnd und offensichtlich während seiner Arbeit mit einem riesigen Strauß bunter Blumen in der Hand abgelichtet worden war, als hätte ihn der Fotograf mit dieser Aufnahme absolut überrascht.
    Sofort zogen ihn wieder diese sanften, dunklen Augen in ihren Bann, die ihn ansahen, als würden sie ihn allein mit ihrem
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