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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary.
Autoren: Tom Sharpe
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sagte sie in dem komischen Englisch, das Purefoy so gefiel, »aber du verdienst nicht genug für zwei Erwachsene und Kinder. Ehrgeiz du hast auch nicht. Kein Geld, kein Ehrgeiz, keine Mrs. Ndhlovo.«
    »Aber Ingrid, du weißt doch ...«, setzte Purefoy an. »Und nenn mich nicht so. Ich das nicht mag. Ich Mrs. Ndhlovo. Is anders.«
    »Das kannst du laut sagen«, bekräftigte Purefoy. »Aber früher oder später werde ich garantiert eine Professur bekommen, und ...«
    »Früher oder später zu spät«, stellte Mrs. Ndhlovo kategorisch fest. »Dann ich habe kein Kinder. Haben Pause.« »Lila Pause?« fragte ein verdutzter Purefoy. »Männerpause. Keine Ahnung, warum sie das Männerpause nennen. Muß jetzt schon einmal im Monat machen Pause. Nach Männerpause, überhaupt keine Pause mehr. Auch keine Kinder. Ich muß finden passenden Mann. Ehrgeiz. Geld. Nicht bloß Arsch auf Stuhl hocken Bücher lesen. Was richtig Großes machen. Muß Ehrgeiz haben.«
    Nach diesen tristen Debatten war Purefoy entmutigt, besuchte aber dennoch ihre Abendkurse und hatte sie voller Qual und Ekstase demonstrieren sehen, wie man ein extrastarkes Kondom verwendete, um den Orgasmus des Mannes hinauszuzögern. Als ihre langen, spitz zulaufenden Finger das Ding über den Gipspenis streiften und dann den Hodensack tätschelten, erschlaffte er und wünschte bei Gott, er hätte sich vorsorglich selbst ein Gummi übergezogen. In der Woche darauf war er besser vorbereitet, doch diesmal hielt sie eine rein theoretische Vorlesung, in der ausschließlich ein historischer Abriß medizinischer und religiöser Vorbehalte gegen die sogenannte Selbstbefleckung oder Onanie gegeben wurde. Es hatte keine jener praktischen Demonstrationen gegeben, durch die ein Kondom erforderlich geworden wäre, und das Ding hatte Purefoy Osbert mitnichten eine Peinlichkeit erspart, sondern sie erst verursacht. Als Purefoy zu verhindern versuchte, daß es sein Hosenbein hinunterwanderte, hatte dies die Aufmerksamkeit der beiderseits von ihm sitzenden Frauen erregt, die offenbar von den historischen Vorbehalten gegen die Masturbation ebenso gelangweilt waren wie er. Purefoys sporadische Zuckungen waren viel aufregender. Purefoy lächelte die Frau zu seiner Rechten ausdruckslos an und wurde prompt mißverstanden. »Können Sie nicht bis nachher warten?« raunte sie so laut, daß man es noch mehrere Reihen weiter hinten hörte. Bis zum Ende der Stunde glotzte er Mrs. Ndhlovo starr an und bewegte sich kaum, aber nach Schluß der Veranstaltung mußte er wohl oder übel aufstehen. »Nach Ihnen«, sagte die Frau zu seiner Linken. Die rechts von ihm hatte sich schon eilig entfernt. »Nein, bitte nach Ihnen«, entgegnete Purefoy und preßte sich gegen die Rückenlehne.
    Die Frau schüttelte den Kopf. Sie hatte keineswegs vor, sich so dicht an einem Mann vorbeizuquetschen, der so merkwürdig krampfhaft und intensiv mit seinem Oberschenkel beschäftigt gewesen war. Auch sein leeres Lächeln hatte ihr gar nicht gefallen. »Hören Sie«, sagte sie ziemlich unfreundlich. »Sie gehen vor mir. In Ordnung?«
    Es war zwar nicht in Ordnung, doch Purefoy setzte sich in Bewegung. Das Kondom auch. Zunächst blieb es an seinem Knie kleben, aber nur kurz. Als er einen Schritt vorwärts machte, rutschte es ihm aus dem Hosenbein und lag schlaff auf seiner Schuhspitze. Purefoy versuchte, es unauffällig wegzutreten, doch wieder erregten seine seltsamen Bewegungen nur die Aufmerksamkeit anderer. Als er merkte, daß er zum Gegenstand belustigten Interesses geworden war, hastete er durch den Flur und hinaus auf den Parkplatz, wo er sich ungestört mit der Entsorgung des Dings befassen konnte. Seitdem verwarf Purefoy die Kondommethode und nahm vor Mrs. Ndhlovos Kurs die Angelegenheit selbst in die Hände. Kurz nach diesem und etlichen anderen vergeblichen Versuchen, Mrs. Ndhlovo zu bewegen, wenigstens eine partnerschaftliche Beziehung mit ihm einzugehen, wenn sie ihn schon nicht heiraten wollte, rief Vera ihn an, um ihm von dem Stipendium in Porterhouse zu berichten. Purefoy Osbert zeigte kein Interesse. »Ich bin hier sehr zufrieden, und Cambridge interessiert mich nicht. Und warum sollte mir jemand einfach so ein Stipendium in Porterhouse anbieten? Man muß sich bewerben und sein Forschungsspezialgebiet erläutern und ...« »Purefoy, Liebling, natürlich mußtest du dich bewerben. Das ist alles längst erledigt, und es steht fast schon fest, daß deine Bewerbung angenommen wurde.«
    »Das kann nicht sein.
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