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Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)

Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)

Titel: Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
Autoren: S.R. Terrie
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unter freiem Himmel gestanden? Er wusste es nicht mehr.
    Wie in Trance stand er auf, seine schmerzenden Glieder ignorierend. Die Verfolger waren nicht mehr weit weg. Sie würden ihn auf der Stelle betäuben und ihn wieder in das Zimmer verfrachten wie einen nutzlosen Pappkarton. Mit Sicherheit würden sie ihm auch noch bestimmte Mahlzeiten verweigern, und da sie nun wussten, dass er seine Kräfte kontrollieren konnte, würden wohl auch die Untersuchungen und Dosierungen stärker werden.
    Er zitterte, als er seine Stirn an die kühle Fensterscheibe lehnte. „Das war’s dann wohl …“
    Entschlossen trat er einen Schritt zurück, atmete tief durch, bevor er mit dem letzten bisschen an Kraft, das er noch besaß, gegen die Fensterscheibe schlug. Wie zu erwarten war, barst das Glas sofort. Klirrend fiel es zu Boden, breitete sich um seine Turnschuhe aus. Er lehnte sich kurz aus dem Fenster, um nach unten zu sehen. Er war mindestens noch im dritten Stockwerk, wenn nicht sogar im vierten. Eine kühle Brise wehte um seinen Kopf, ließ ihn den Schweiß eisigkalt erscheinen.
    Er fröstelte, was ihn jedoch nicht davon abhielt, vom Boden abzuspringen und zuerst nur mit beiden Füßen auf dem schmalen Sims zu hocken.
    „Er will springen“, hörte er die Stimme seines Betreuers. Er war eigentlich immer nett gewesen, aber das half ihm nun auch nichts mehr. Der breitschultrige Mann war an der Treppe erschienen und stürmte nun auf den Jungen zu. „Mach das nicht!“ In seiner Stimme lag ein seltsamer Drang.
    Gleichzeitig mit der Stimme spürte er einen kalten Schmerz hinten, irgendwo zwischen seinem Kopf und den Schulterblättern. Er kannte das Gefühl. Wie eine Spritze, nur tausendmal feiner. Ein Betäubungsmittel …
    Zwischen seinen weißen Strähnen hindurch sah er noch, wie der Mann einen Arm nach ihm ausstreckte, doch er erwischte ihn nicht mehr, als er sich schließlich vorlehnte und keinen Gegenpart mehr für die Schwerkraft hatte.
    Besser tot, als auf so miserable Art zu leben! sagte er sich und schloss die Augen im freien Flug. In jeder anderen Situation hätte er bei seinem nächsten Gedanken geseufzt. Und dabei hatte ich noch nich’ mal ’ne Freundin …
    Er wartete auf den kurzen, schmerzhaften Aufprall, der ihn erlösen würde. Zu lange hatte er diese Qualen über sich ergehen lassen und sich diesem unmenschlichen Training unterzogen. Das war nun endgültig vorbei.
    „Hey, Milligan!“, rief eine fremde Stimme aufgeregt. Der Wind, der um seine Ohren pfiff, verzerrte die Stimme etwas. „Guck! Da oben!“
    „Verdammt“, fluchte jemand anderes. „Schnell!“, brüllte er dann.
    Der Junge kniff seine Augen fester zusammen, als er sicher war, dass der Boden nicht mehr fern sein konnte.
    Doch anstatt eines Aufpralls, der ihm die Knochen im Leib zerschmetterte, drang ein leises Uff! in seine Ohren. Von der anderen Seite vernahm er einen kurzen Schmerzensschrei. Aber nicht von ihm. Er war einigermaßen weich gelandet.
    Etwas Hartes stach ihm in die Rippen und in den Hinterkopf. Sein Bein fühlte sich seltsam falsch an. Vorsichtig öffnete er seine Augen und starrte in den pechschwarzen Nachthimmel hinauf.
    Er hustete, da ihm trotz geglückter Landung die Luft aus den Lungen gepresst worden war. Irgendwie fühlte es sich aber auch so an, als ob ein paar seiner Rippen wie Kekse zerbröselt waren.
    Mühsam rollte er sich zur Seite und bemerkte dabei, dass er auf jemandem lag oder besser gesagt gleich auf zweien. An anderen Körperstellen spürte er etwas Weicheres, das er nicht beschreiben konnte.
    Zwei Jungs, beide ein paar Jahre älter als er. Einer hatte dunkle Locken und unendlich viele Piercings im Gesicht, was man durch den matten Lichteinfall trotzdem gut erkennen konnte, der andere trug eine Mütze und eine breite Narbe schnitt sich durch seine linke Wange. Er hielt sich seine Schulter, die ungesund in eine Richtung gedreht war, in die sie eigentlich nicht gedreht sein sollte.
    Der Junge hatte keine Zeit, sich darüber zu freuen, dass er doch noch lebte, auch wenn ihm jetzt alles noch viel mehr wehtat, denn das Betäubungsmittel zeigte seine Wirkung. Er wurde schlagartig müde, seine Gelenke wurden schlaff und das weiche Etwas unter ihm schien sich aufzulösen.
    „Hey, bleib wach!“, wies ihn der lockige Junge an, als er sich unter ihm herauswand. Die Stimme hatte etwas Beruhigendes an sich, was ihm gleich einen Großteil seiner Angst nahm. Seine Augenlider jedoch wurden immer schwerer.
    „Oh, Scheiße,
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