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Bloodcast 01 - Cast & Crew

Bloodcast 01 - Cast & Crew

Titel: Bloodcast 01 - Cast & Crew
Autoren: Michael Peinkofer
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schartigen Holz ausgebreitet lagen Rechnungen und Gebührenbescheide, erste Mahnungen, zweite - alle säuberlich zu Stapeln geordnet.
    »Nein.« Hanna Benning schüttelte schwerfällig den Kopf. Ihr zum Pferdeschwanz gebundenes Haar war stumpf, ihre Gesichtszüge aufgedunsen. »Die Bank hat uns eine Frist von einem halben Jahr gesetzt. Wenn wir bis dahin nicht bezahlen, wird unsere Wohnung gepfändet. Dann sitzen wir auf der Straße.«
    Lena biss sich auf die Lippen.
    Sie hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde, es zumindest geahnt. Doch nun, wo es so weit war, war es dennoch ein Schock. Schweigend saßen die beiden Frauen am Tisch. In der Stille wurde das Ticken der Wanduhr unerträglich laut.
    Hanna stöhnte leise, strich sich eine Strähne ergrauten Haars aus dem Gesicht. »Ich kann mich kaum konzentrieren. Wenn ich nur einen Schluck …«
    »Nein«, sagte Lena entschieden. »Du hast versprochen, damit aufzuhören!«
    »Ja, hab ich.« Hanna nickte. Sie schien zu frieren und zog die fadenscheinige Wolljacke enger um die Schultern. »Ich war es, die uns in diese Situation gebracht hat. Ich ganz allein.«
    Gern hätte Lena widersprochen, aber das konnte sie nicht. Denn tatsächlich war die Trinkerei ihrer Mutter die Wurzel allen Übels … Oder hatte alles schon viel früher angefangen? Als Lenas Vater gestorben war? Als Hanna ihre Arbeit verloren hatte? Als sie Ulf kennengelernt hatte? Oder als Lenas kleiner Bruder Robin auf die Welt gekommen war?
    Lena musterte ihre Mutter, aber nicht so wie andere Töchter ihre Mütter. Nicht mit Wohlwollen oder Dankbarkeit dem Menschen gegenüber, dem man alles im Leben verdankte. Lena musterte ihre Mutter voller Mitleid, gepaart mit einer Spur Misstrauen. Und da war auch Zorn …
    »Nun versink nicht wieder in Selbstmitleid!«, ermahnte Lena ihre Mutter, als diese leise zu wimmern begann. »Davon wird sich unser Konto jedenfalls nicht füllen!«
    »Ich weiß, du hast recht.« Hanna straffte die Schultern. Zweifellos gab sie sich Mühe. Die Frage war, ob ihre Kräfte ausreichen würden. »Vielleicht sollten wir jemanden um Hilfe bitten.«
    »Wen denn?«, wollte Lena wissen.
    »Nun ja, vielleicht kann Ulf …«
    »Ulf ist ein Arsch«, stellte Lena klar. »Ich dachte, darüber wären wir uns einig.«
    »Er hat auch seine guten Seiten.«
    »Welche genau meinst du? Dass er Robin verprügelt? Oder dass er seine Zigaretten in unserem Abendessen ausdrückt?«
    »Ich weiß, er ist nicht vollkommen«, räumte Hanna ein. »Aber er könnte uns helfen.«
    »Ich will sein Geld nicht«, verkündete Lena schnaubend.
    »Ich auch nicht«, gab ihre Mutter zu. »Aber ich finde in meinem Zustand keine Arbeit. Und wir brauchen Geld, um die Raten zu bezahlen. Und für dein Studium.«
    »Ich habe mein Studium abgebrochen«, brachte Lena in Erinnerung.
    »Um zu arbeiten«, räumte Hanna ein. »Aber das Kellnern reicht gerade so aus, um uns über Wasser zu halten. Das hat keine Zukunft.«
    »Keine Zukunft?« Lena schnaubte. »Und das sagst ausgerechnet du?«
    »Du musst dein Studium wieder aufnehmen«, war ihre Mutter überzeugt.
    »Klar, und im Sommer sollte jeden Tag die Sonne scheinen! Manchmal läuft es eben nicht nach Wunsch. Wie sagst du immer: Das Leben ist kein Wunschkonzert!«
    »Ja, stimmt … Aber dein Vater und ich wollten immer, dass du es einmal besser hast als wir. Er hätte niemals erlaubt …«
    »Vater ist aber nicht hier«, brachte Lena unbarmherzig in Erinnerung. »Er ist gestorben und hat uns einen Riesenhaufen Schulden hinterlassen. Und nicht er hat zu entscheiden, sondern wir!«
    »Bitte sprich nicht so laut, Lena! Ich will nicht, dass Robby aufwacht und von alldem erfährt.«
    »Robby ist nicht dumm, Mutter. Er merkt auch so, dass etwas nicht in Ordnung ist.«
    »Ich weiß, ich weiß«, klagte Hanna, die mit den Tränen kämpfte. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, und man konnte förmlich sehen, wie sich alles in ihr nach einem Schluck Alkohol sehnte. »An alldem bin ich schuld, ich ganz allein!«
    »Das ist nicht wahr«, beteuerte Lena. Sie beugte sich über den Tisch, über die Rechnungen und Mahnungen hinweg, die dort aufgestapelt lagen, und ergriff die Hand ihrer Mutter. »Du hast immer getan, was du konntest.«
    »Aber ich habe versagt.« Hanna hob den Blick, und Lena hatte das Gefühl, in das Gesicht einer alten Frau zu blicken. »Ich wollte nicht, dass es so kommt, Mädchen. Das habe ich nie gewollt.«
    »Ich weiß, Mutter.«
    Auch Hanna sah ihrer Tochter ins
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