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Bloodcast 01 - Cast & Crew

Bloodcast 01 - Cast & Crew

Titel: Bloodcast 01 - Cast & Crew
Autoren: Michael Peinkofer
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Ein ganzer Stapel grüner Scheine blitzte ihr entgegen.
    »Das sind zweitausend Euro«, erklärte Pagenschnitt.
    »Ein Haufen Geld.« Sabina nickte. Es war mehr, als sie je besessen hatte.
    »Dieses Geld kann Ihnen gehören, Frau Keller.«
    »Ach ja?« Sabina lachte auf. »Einfach so?«
    »Nein, nicht einfach so. Ich möchte dafür eine Gegenleistung.«
    »Na klar.« Sabina schloss das Kuvert wieder und warf es auf den Tisch zurück. »Ich hab‘s dir doch schon gesagt, Schwester. Ich deale nicht. Und anschaffen geh ich auch nicht. Ich hab vielleicht kein Geld. Aber ich bin nicht …«
    »Das verlange ich auch nicht«, fiel Pagenschnitt ihr ins Wort und beugte sich über den Tisch. Die Blicke der beiden so unterschiedlichen Frauen trafen sich. Sabina fiel auf, dass sie fast dieselbe Augenfarbe hatten. »Ich will etwas anderes.«
    »Und was soll das sein?«
    Einen endlos scheinenden Augenblick lang sah die Fremde sie an. »Ich möchte du sein«, sagte sie dann.
*
    »Scheiße, habt ihr gesehen, wie die sich bewegt? Ätzend!«
    Die junge Frau, die vor Lena am Vorhang stand und hinaus auf den Laufsteg spähte, hatte langes, brünettes Haar. Sie war auffällig geschminkt: Smokey Eyes, dazu extrem betonte Wangen und Lippen, was das schadenfrohe Grinsen nur noch mehr unterstrich.
    »Möchte wissen, was so ’ne Lederzicke mit blauen Haaren hier zu suchen hat. Ich dachte, Punk wäre längst out.« Wieder verzog sie verächtlich die dunkelroten Lippen. Lena hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen.
    »Lass sie in Ruhe, okay?«, forderte sie Smokey Eyes auf. »Sie gibt sicher ihr Bestes.«
    »Ihr Bestes?« Die Brünette spähte erneut hinaus auf den Catwalk, an dessen anderem Ende das Mädchen namens Sabina gerade posierte. »Wenn das ihr Bestes ist, fliegt sie als Allererste raus. Was die Jury an der nur gefunden hat! Sieh dir das an, die kann nicht mal richtig stehen! Rudert mit den Armen, als würde sie ertrinken.«
    Einige der anderen Mädchen, die hinter dem Vorhang auf ihren Aufruf warteten, kicherten. Die herablassende Art der anderen reichte bereits, um Lena auf die Palme zu bringen.
    »Sie ist hier, um etwas zu lernen, so wie wir alle«, ergriff sie für Sabina Partei, obwohl sie sie noch nicht einmal kannte.
    »So wie wir alle?« Die dunkel umrandeten Augen taxierten sie. »Schätzchen, dass du noch was zu lernen hast, glaub ich gern! Wie heißt du überhaupt?«
    »Lena.«
    »Ach? Wie die vom Song Contest? Lass sehen: langes dunkles Haar, große braune Augen, unschuldiger Blick, schwarzer Halterneck-Overall - stimmt alles. Sag bloß, du singst auch noch!«
    »Klar«, Lena nickte, »in dem Moment, in dem du rausfliegst.«
    Diesmal ging das Gekicher auf Kosten von Smokey Eyes, der das ganz und gar nicht gefiel. »Vorsicht, Schwester«, meinte sie heiser. »Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst!«
    »Nein«, gab Lena zu, »und, ehrlich, ich will’s gar nicht wissen. Was ich gesehen habe, reicht mir nämlich schon.«
    »Du hast noch gar nichts gesehen, verstanden?« Dunkel umrandete Augen taxierten Lena feindselig. »Warum ist eine wie du überhaupt hier? Warum sitzt du nicht an irgend ’ner Uni und studierst?«
    »Schätze, aus demselben Grund wie du«, konterte Lena. »Weil ich es versuchen musste.«
    »Und hier kommt unsere nächste Kandidatin, meine Damen und Herren«, tönte es in diesem Moment. »Auch sie möchte gern das neue Face of KayS werden und die Privilegien genießen, die beim Werbeträger eines Weltkonzerns selbstverständlich sind: die Zusammenarbeit mit den besten Modedesignern und Fotografen unserer Zeit, ein luxuriöses Leben an den Hotspots der Fashionwelt, auf Du und Du mit den Stars - und nicht zu vergessen Werbeverträge in Höhe von fünf Millionen Euro. Dafür alles zu geben ist auch unsere nächste Teilnehmerin bereit. Sie ist einundzwanzig Jahre alt und kommt wie ihre Vorgängerin aus Berlin. Meine Damen und Herren, begrüßen Sie Lena Benning …!«
*

Lena
    Es war ein Ritual, ein allmonatlicher Seiltanz: Man balancierte über den Abgrund und hoffte, nichts brächte einen aus dem Gleichgewicht. Viele Male war es bislang gut gegangen. Nun aber schien nicht nur das Gleichgewicht verloren zu gehen, sondern das Seil drohte zu reißen …
    »Und es gibt keine andere Möglichkeit?«, fragte Lena ihre Mutter, die ihr an dem runden Tisch gegenübersaß. Die Deckenleuchte genau darüber riss die Gesichter der beiden Frauen aus der Dunkelheit, die jenseits des Tisches herrschte. Auf dem
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