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Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Titel: Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
Autoren: Alice Moon
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verweilen und plötzlich begannen auch noch Stimmen in seinem Kopf laut zu werden ...
    »Was soll das, warum ausgerechnet jetzt, ich ...« Dustin fröstelte und er schlang die Arme um seinen Körper. Trotz des wärmenden Blutes in seinen Adern und trotz seines schlagenden Herzens ergriff ihn plötzlich eine eisige Kälte. Und mit ihr pirschten sich Erinnerungen längst vergangener Zeiten wie dunkle Schatten an ihn heran. Er wollte sie fortjagen, wie er es immer getan hatte, all die vielen Jahre lang. Es hatte immer funktioniert, ihre Verdrängung war zur Selbstverständlichkeit geworden. Er musste sich dringend ablenken, musste an etwas anderes denken ...
    Dustin sprang auf, dabei fiel der Brief aus seinen Händen. Dieser verdammte Brief, den SIE geschrieben hatte, diese falschen Zeilen, diese miesen Lügen ... Dustin wusste nicht weshalb, aber er bückte sich und hob den Brief wieder auf. Er hielt ihn in seinen zitternden Händen, und obwohl er sich dagegen wehrte, drängte es ihn, erneut auf das Papier zu blicken. Im schummrigen Licht, das die einzelne nackte Birne an der Kellerdecke verbreitete, glommen die Zeilen wie tanzende Flammen vor ihm auf. Dustin schloss die Augen, aber sie waren trotzdem noch da, als hätten sie sich in seinen Kopf eingebrannt. Lügen, ihr seid doch nichts als Lügen, wollte er schreien, aber stattdessen wurden andere Worte in ihm laut, vorwurfsvoll und wie eine Selbstanklage: Ich habe einst ein falsches Versprechen abgegeben - früher, lange vor Deiner Zeit. Ich habe eigennützig gehandelt, ohne Rücksicht auf diejenigen, die es ehrlich mit mir gemeint haben. Ich war ein Heuchler der schlimmsten Sorte …

 

    Dustin schlenderte lustlos den staubigen Kiesweg entlang auf Montebello zu. Das herrschaftliche Anwesen der Bankierfamilie di Ganzoli lag in den Weinbergen hinter Florenz. Er hatte sich mit seinem Freund Marcello auf ein Bier in der Stadt getroffen und dabei wieder einmal komplett die Zeit vergessen. Das würde Ärger geben, so viel stand fest. Wenigstens Fido, Dustins Jagdhund, sprang erfreut und ohne vorwurfsvollen Blick auf, als er seinen Herrn sah, und stürmte ihm schwanzwedelnd entgegen.
    »He, Fido, hast du auf mich gewartet?« Dustin strich dem Tier liebevoll durch das dunkle Fell, in das sich mittlerweile graue Strähnen geschlichen hatten. Dustins Vater, Alfredo di Ganzoli, hatte ihm den Hund vor zwölf Jahren geschenkt, und Dustin hing an ihm wie an einem Familienmitglied. Fido war seit dem Tod seines Großvaters sein engster Vertrauter und Freund, mit dem er viel erlebt hatte. Allein die Vorstellung, dass auch er nicht ewig leben würde, versetzte Dustin jedesmal einen schmerzhaften Stich.
    »Ich muss mich beeilen, Fido«, seufzte Dustin, »du weißt ja, was sonst los ist.«
    Dustins Mutter hatte ihn während des Frühstücks eindringlich darum gebeten, heute Abend ausnahmsweise pünktlich zu erscheinen, da sie einen wichtigen Geschäftspartner aus England erwarteten. Und nun hatte er garantiert das Abendessen verpasst. Dustin musste beim Gedanken an das vorwurfsvolle Gesicht seiner Mutter unwillkürlich schmunzeln. Florence di Ganzoli, geborene Redfield, war selbst Londonerin und schimpfte oft über die kühle Art ihrer Landsleute und das ständige Nieselwetter. Aber sobald Besuch aus ihrer Heimat kam, pochte sie plötzlich auf Pünktlichkeit und sittsames Benehmen und führte noch manch andere strenge Verhaltensregel ein, die sowohl Dustin als auch sein Vater Alfredo di Ganzoli meist nicht zu ihrer Zufriedenheit einhielten.
    Dustins Eltern lagen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenseinstellungen oft in den Haaren, aber dennoch führten sie eine glückliche Ehe und Dustin, ihrem einzigen Kind, fehlte es an nichts. Irgendwann würde er die florierenden Bankgeschäfte seines Vaters übernehmen. Bis dahin bezahlte ihm Alfredo di Ganzoli das Studium der Architektur und Philosophie an der Florentiner Universität, da diese Fächer seiner Meinung nach sowohl den Charakter als auch das Allgemeinwissen schulten.
    Das lockere Studentenleben ließ Dustin genügend Zeit, mit Marcello durch Florenz zu streifen, sich in Bars und auf den Märkten herumzutreiben. Er war sich seines guten Aussehens bewusst und mit seinem Charme und seinen originellen Komplimenten kam er bei Frauen gut an.
    Dustin hatte bereits viele Herzen erobert und gebrochen, aber er selbst ging jedes Mal auf Distanz, wenn er glaubte, sich zu verlieben. Er wollte nicht enttäuscht werden. Er würde es nicht
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