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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Autoren: Julie Kenner
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wenigen Augenblicken vollständig wiederhergestellt hatte. Das Ding hatte die Macht, die anrückenden apokalyptischen Dämonenhorden zu beherrschen. Und diese Macht hätte ich jetzt herzlich gern besessen. Ein unterwürfiges Höllenmonster wäre mir gerade recht gekommen.
    »Was sollen wir bloß tun?«, wimmerte Rose.
    »Uns verteidigen.« Ich hob die Armbrust. »Uns und den Oris Clef.«
    Unser einziger Vorteil momentan war, dass Penemue an Schwung verloren hatte. Erst waren uns die Mauern nur so um die Ohren geflogen, doch dann waren mit Deacon auch die Tentakel des Dämons verschwunden. Nun tauchte er wieder hoch, aber so langsam, dass ich mich schon fragte, ob er nicht zur Hälfte in einer anderen Dimension steckte.
    »Du musst weg hier!«, flehte Rose. »Benutz deinen Arm und verschwinde.«
    Ich ließ die Zielvorrichtung der Armbrust nicht aus den Augen. »Erstens: So einfach ist das nicht. Und zweitens: Ich lasse dich hier nicht allein zurück.« Ich hatte mich bei der Hölle eingeschmeichelt, um meine Schwester zu retten, da würde ich sie doch jetzt nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Beziehungsweise den Dämonen. Ein langgezogener Heulton hallte durch den Raum. Wir starrten auf das klaffende Loch: Der Dämon riss das Maul auf. Seine Augen brannten wie Feuer, der Fangarm schlug hoch, dann knallte er nur knapp einen Meter vor uns auf den Boden und verwandelte ganze Estrichbrocken zu Staub.
    »Scheiße!«, fluchte ich und stemmte mich gegen den nutzlosen Fahrstuhl. »Irgendwas ist da los. Der hätte uns sonst doch nie verfehlt.«
    Als mir klar wurde, was da los war, machte mein Herz einen Satz: Deacon. Er kämpfte da unten weiter und verschaffte uns Zeit.
    Ein Geschenk, das wir nutzen mussten.
    »Ich überprüf mal den Waffenschrank«, verkündete ich.
    »Was? Jetzt?« Roses Stimme war ein hohes, ängstliches Fiepen.
    Ich rechnete nicht damit, etwas zu finden, womit ich Penemue töten konnte, aber vielleicht entdeckte ich ja ein Werkzeug, mit dem sich der Aufzug öffnen ließ. Tja, wenn ich in Zanes Büro käme - möglicherweise hatte er so etwas wie einen Überbrückungsschalter. Ich wusste es nicht. Ich konnte nur daran denken, die Chance, die Deacon uns eröffnete, nicht zu vermasseln.
    »Der kriegt dich!«, rief Rose, als ich gerade losstürzen wollte. »Der holt dich!«
    »Ich pass schon auf«, beruhigte ich sie, aber währenddessen brachen die Tentakel durch den Fußboden. Alles zitterte und bebte, und ich landete auf dem Hintern. Penemue holte aus, und diesmal zielte er eindeutig auf mich. Ich drückte ab, der Pfeil traf ins Schwarze, mitten in die schleimige, ekelerregende Visage.
    Großartig, dachte ich, und gleich darauf: Ach du meine Fresse! Denn mein Pfeil wurde von der enormen Wucht einer furchtbaren Feuersäule aus dem Fleisch des Dämons herausgeschleudert und kam umgehend zurück.
    Ich warf mich zur Seite und entging so dem Großteil der Flammen. Meine Jeans allerdings wurde leicht versengt.
    »Lily!«, rief Rose.
    »Nichts passiert.« Ich hielt die Armbrust fest und raste los. Von dem Plan mit dem Waffenschrank war ich abgekommen. Ich hatte eine bessere Idee.
    »Leg dich hin«, schrie ich und rannte auf den Fahrstuhl zu, die Armbrust unentwegt auf Penemue gerichtet. »Auf den Boden, Rose! Leg dich auf den Boden!« Der Fangarm schwenkte um und federte zurück. Ich wich aus. Der Kopf des Dämons war wieder in die Tiefe abgetaucht, aber ich musste ihn sehen. Also ging ich das Risiko ein und rief: »Deacon, lass ihn los! Ich habe eine Idee.«
    Ich hörte ein leises Grollen, wie ein näher kommendes Erdbeben, so tief und bedrohlich, dass ich bis ins Innerste zitterte. Dann schoss der Dämon in die Höhe, der schleimbedeckte Kopf durchbrach den zertrümmerten Boden, als hätte ihn jemand erst nach unten gedrückt und dann plötzlich losgelassen, sodass die Bestie Opfer des eigenen Schwungs wurde.
    Ich zielte und drückte ab.
    Sobald der Pfeil von der Sehne war, warf ich mich flach hin und entkam trotzdem nur knapp dem Feuerstrahl aus Penemues getroffenem Schädel. Die Flammen schossen über Rose und mich hinweg und schlugen genau dort ein, wo ich es mir erhofft hatte: in der Mitte des Fahrstuhlgitters.
    Bingo !
    Das Gitter ließ sich immer noch nicht aufziehen, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr, weil in dem Metallgeflecht ein riesiges Loch prangte.
    »Rein!«, rief ich Rose zu. »Rein mit dir!«
    Doch sie brauchte meine Anfeuerungsrufe gar nicht, sie kletterte bereits durch das Loch und
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